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Hurrikan Milton: Es geht um Leben und Tod

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Symbolbild (FOTO: iStock)

Ein Tropensturm wird in der Nacht auf Donnerstag die Metropolregion Tampa treffen. Es wird mit meterhohen Flutwellen und heftigen Regenfällen gerechnet. US-Präsident Biden hat daraufhin eine geplante Reise abgesagt.

Der Hurrikan Milton hat sich im Golf von Mexiko zu einem Rekordsturm entwickelt. Obwohl der gewaltige Tropensturm am Mittwoch vor der Küste Yucatáns vorübergehend von der Kategorie fünf auf die Kategorie vier herabgestuft wurde, hat er bereits einen herausragenden Platz in den wissenschaftlichen Aufzeichnungen über atlantische Wirbelstürme eingenommen. In Washington gibt es große Besorgnis über die Lage: US-Präsident Joe Biden hat am Dienstag eine geplante Reise zu einer Ukraine-Konferenz in Deutschland abgesagt, um sich auf die notwendigen Maßnahmen zur Bewältigung des erwarteten Sturms zu konzentrieren.

Milton nimmt in einer Liste den ersten Platz ein, da er sich als erster Hurrikan so schnell vom tropischen Tiefdruckgebiet zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie fünf entwickelt hat. Innerhalb von nur 48 Stunden und 55 Minuten, von Samstag bis Montag, steigerte er seine Windgeschwindigkeiten von 55 km/h auf 280 km/h. Vom Tropensturm zur höchsten Kategorie benötigte er sogar weniger als 24 Stunden, wobei nur zwei Hurrikane eine schnellere Entwicklung aufwiesen. Aktuell wird Milton aufgrund gesunkener Windgeschwindigkeiten von etwa 250 km/h als Hurrikan der Kategorie vier eingestuft.

Besonders auffällig ist auch die Zugrichtung von Milton, die ihn zu einem ungewöhnlichen Tropensturm macht. Normalerweise entstehen Tiefdruckgebiete im westlichen Atlantik und bewegen sich dann westlich oder nördlich über die Karibik, bevor sie auf Land treffen. Milton hingegen zieht in Richtung Osten.

Klimawandel als wesentlicher Faktor

Milton streifte am Dienstag die Nordspitze Yucatáns, während sich die Touristenorte auf mögliche Schäden durch Wind und Fluten vorbereiteten. Besonders betroffen ist die Millionenstadt Mérida sowie die angrenzende Hafenstadt Progreso. Das Auge des Hurrikans zieht entlang der Küste, etwas mehr als hundert Kilometer vor Progreso. Milton hat es dabei nicht eilig: Am Dienstag bewegte er sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 km/h, wird aber voraussichtlich noch etwas schneller werden.

Das Zentrum des Sturms wird voraussichtlich in der Nacht auf Donnerstag kurz nach Mitternacht an der Küste Floridas, vermutlich in der Nähe von Tampa, auf Land treffen. Letztmals wurde die Stadt 1921 direkt von einem Hurrikan getroffen. Der Sturm wird über die Halbinsel des Sunshine State ziehen und wahrscheinlich zehn bis zwölf Stunden später bei Orlando in Richtung Bermuda weiterziehen. Dabei dürfte er weiterhin als Hurrikan eingestuft bleiben, könnte jedoch anschließend an Stärke verlieren. An den Küsten werden Überflutungen von bis zu fünf Metern erwartet. Da der Hurrikan bis zu seinem Landfall vermutlich noch an Größe zunehmen wird, betrifft dies nicht nur den Punkt, an dem Milton auf Land trifft, sondern erstreckt sich über nahezu die gesamte Küstenlinie Floridas, also hunderte von Kilometern. Zudem sind erhebliche Regenmengen zu erwarten.

Flugverkehr eingestellt

In der betroffenen Region wird der Flugverkehr eingestellt, und mehrere Flughäfen gestatten bis auf Weiteres keine Starts und Landungen. Auch der Weltraumverkehr ist betroffen: Am Donnerstag sollte die Sonde Europa Clipper am Weltraumbahnhof Cape Canaveral zum Jupiter starten, um dort unter anderem die Bedingungen für mögliche Lebensformen auf dem Mond Europa zu untersuchen. Die Verschiebung hat bisher keine schwerwiegenden Folgen, da das Startfenster für die Mission bis zum 6. November offen ist. Im Vergleich dazu erscheinen die notwendigen Verschiebungen und Absagen verschiedener Veranstaltungen, darunter Sportereignisse, eher geringfügig.

In knapp vier Wochen finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Bereits nach dem Hurrikan Helene hatte Präsidentschaftsbewerber Donald Trump versucht, die Katastrophe für sich zu nutzen, indem er zahlreiche teils absurde Falschbehauptungen aufstellte. Es ist kaum zu bezweifeln, dass Trump auch die Auswirkungen des Hurrikans Milton für seine Wahlkampagne gegen seine Rivalin Kamala Harris ausschlachten wird.