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STELLUNGNAHME

Initiative zur Errichtung eines GastarbeiterInnen-Denkmals!

FOTO: KUM - Verein Kunst und Menschen

Durch Savo Ristic, Obmann des KUM (Verein Kunst und Menschen) wurde eine Initiative zur Errichtung eines GastarbeiterInnen-Denkmals ins Leben gerufen. Dafür veröffentlichte er nun auch eine Stellungnahme, der wir uns im Folgenden widmen wollen.

Die Initiative soll ein Anstoss für einen Schulterschluss verschiedener migrantischer und nichtmigrantischer Organisationen sein, die eine Thematisierung und die Errichtung des Denkmals fordern. GastarbeiterInnen haben Österreich zum wesentlichen Teil mit aufgebaut und wurden dafür nie öffentlich gebührend anerkannt. Andererseits mussten sie unter den widrigsten Umständen wohnen und ihre Entlohnung war meistens miserabel. Sie haben ohne ihre eigenen Kinder das Leben in Österreich bestritten, während diese bei der Oma im Herkunftsland waren. Das ist ein großes Opfer und als Dank werden GastarbeiterInnen bis heute nicht genügend als Teil der österreichischen Gesellschaft erachtet.

Stellugnahme

Wir wollen mit einem Denkmal an die Leistungen jener Männer und Frauen erinnern, die einst aus Ländern des europäischen Südens als Arbeitskräfte gekommen sind und die Stadt und auch das Land in ihrer heutigen Gestalt mit aufgebaut haben. Am Wiener Hauptbahnhof werden wir ein Denkmal errichten, das daran erinnert, welche Bedeutung der alte Südbahnhof als eine Art Drehscheibe, Jobbörse, Informationsstelle und Treffpunkt für MigrantInnen in Österreich hatte.

Ich habe eine Initiative zur Errichtung eines GastarbeiterInnendenkmals gestartet. Diese Initiative soll ein Anstoß für einen Schulterschluss verschiedener migrantischer und nichtmigrantischer Organisationen sein, die eine Thematisierung und die Errichtung des Denkmals fordern. GastarbeiterInnen haben Österreich zum wesentlichen Teil mit aufgebaut und wurden dafür nie öffentlich gebührend anerkannt. Andererseits mussten sie unter den widrigsten Umständen wohnen und ihre Entlohnung war meistens miserabel. Sie haben ohne der eigenen Kinder das Leben in Österreich bestritten, während ihre Kinder bei der Oma im Herkunftsland waren. Auch die zweite und dritte Nachfolgegeneration ist im Jahr 2019 weiterhin strukturell benachteiligt und mehr oder weniger verurteilt in neuen Unterschichten zu leben. Das ist ein großes Opfer und als Dank werden GastarbeiterInnen bis heute nicht als Teil der österreichischen Gesellschaft genügend gewürdigt.

Jegliche Unterstützung für unser Anliegen ist von enormer Bedeutung für unsere Initiative. Diese kann von der Benützung der Räumlichkeiten für eine Podiumsdiskussion bis hin zu Netzwerken mit möglichen UnterstützerInnen und SympathisantInnen reichen.

Es schmerzt uns sehr, dass in Wien eine Historikerkommission an die 159 historisch belasteten Straßennamen ermittelt hat, 28 davon haben einen „intensiven Diskussionsbedarf“ aufgewiesen. Es gibt aber trotzdem keinen einzigen Platz oder ein Denkmal, das die Rolle der GastarbeiterInnen würdigt. D.h 159 Personen wurden trotz ihrer menschenfeindlichen und antisemitischen Haltung anerkannt und gewürdigt und es wird weiterhin diese Tatsache so bestehen bleiben (wobei diese Straßen, Plätze, Denkmäler eine Zusatztafel erhalten haben oder werden). Gleichzeitig aber ist es nicht möglich, die wahren Helden (GastarbeiterInnen), die ihre Lebenskraft an unzähligen österreichischen Baustellen, in Fabriken usw. gelassen haben, zu würdigen. Hierbei vier Beispiele, wo Antisemiten und NSDAP und SA Mitglieder gewürdigt worden sind.

Josef-Weinheber (Platz) – 1931-1933 war er NSDAP-Mitglied und gläubiger Hitler-Anhänger. Unter den Nationalsozialisten stieg er zum Paradedichter auf und wurde staatlich stark gefördert und mit Auszeichnungen überhäuft (z. B. 1936 Mozartpreis, 1941 Grillparzerpreis). Er wurde zudem in die „Gottbegnadeten“-Liste der wichtigsten Schriftsteller des NS-Staates aufgenommen.

Dr. Karl Lueger (Denkmal und Platz) wird neben Karl Hermann Wolf und Georg von Schönerer als einer der Politiker gesehen, von denen sich der junge Hitler das politische Handwerk abgeschaut hat. Lueger war Begründer des populistischen Antisemitismus.

Das Dr. Karl Lueger Denkmal ist ein Hohn gegenüber allen aufrichtigen Menschen und das Beharren, ihn weiterhin mit so viel Ehre zu bedenken, zeigt nur, dass Österreich nichts aus der Geschichte gelernt hat. Die Begründung, dass er ein wichtiger Kommunalpolitiker war, ist dieselbe, wie dass Hitler Autobahnen gebaut hat. Mit der Ehrung von Dr. Karl Lueger spucken wir gleichzeitig Millionen Holocaust Opfern ins Gesicht. Es ist wahrlich eine Schande und ein Armutszeugnis und zeugt eindeutig von Mutlosigkeit zu der eigenen Geschichte zu stehen und diese auch endlich einmal richtig und vollständig zu erzählen.

In diesem Kontext werden Sie, werter Herr Bundespräsident auch verstehen können, warum wir nach einer Anerkennung der GastarbeiterInnen durch ein Denkmal streben.

1. Es kann nicht sein, dass ehemalige Nazis, Nazisymphatisanten, Kollaborateure und Mitläufer gewürdigt werden und GastarbeiterInnen nicht. Dieser Zustand würde bedeuten, dass GastarbeiterInnen noch weniger wert als diese Menschenhasser und Antisemiten sind.
2. Österreich muss seine Geschichte endlich vollständig und ehrlich erzählen. Ein wichtiger Teil dieser Geschichte sind auch GastarbeiterInnen. Wenn wir das leugnen, dann leugnen wir unsere Geschichte und brauchen uns nicht wundern, wenn es in Zukunft weiterhin zu einer ansteigenden Menschenfeindlichkeit kommen wird.
3. Wenn wir GastarbeiterInnen anerkennen, dann werden wir vielen Nachkommen dieser GastarbeiterInnen Mut geben und ihnen auch erleichtern sich mit unserem Land Österreich zu identifizieren und dieses auch als eigene Heimat zu sehen.

Für uns InitiatorInnen ist eines klar. Wir werden alles mögliche in unserer Macht tun um diese Initiative umzusetzen. Es gibt keine Alternative und kein Aufgeben, weil wir es unseren Eltern, Großeltern, Nachbarn und noch wichtiger unseren Kindern und allen Generationen in der Zukunft schuldig sind. Dieses Denkmal wird auch als Bildungsstätte verstanden werden. Wir hoffen, dass wir Sie für unser Projekt als Unterstützer gewinnen konnten. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gastarbeiter

Zur Würdigung der Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter und ihrer Rolle für die erfolgreiche Stadtgeschichte soll ein GastarbeiterInnen-Denkmal am Wiener Hauptbahnhof geschaffen werden.

Begründung
Die Stadt Wien und unser Land Österreich haben die Pflicht, öffentlich an die Migration der ausländischen ArbeitnehmerInnen zu erinnern, die von Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts an in großer Zahl nach Österreich kamen. Am Beginn stand die Leistung der sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter in Industrie, Straßen- und Häuserbau und in vielerlei anderen Projekten der Nachkriegszeit. Sie machten das „österreichische Wirtschaftswunder“ erst möglich.

Auch in politischer Hinsicht trugen MigrantInnen zum Wandel und zur Öffnung der Gesellschaft bei. Sie kämpften gegen Ausländerfeindlichkeit und für die Erlangung und Erweiterung ihrer Rechte.

Damit Migration auch endlich Teil unserer offiziellen Geschichte wird, die MigrantInnen ihren Platz darin finden, braucht es das GastarbeiterInnen-Denkmal. So vermitteln wir auch eine echte, demokratische Erinnerungskultur.

Dieses Denkmal hebt sich ab von den vielfach vorherrschenden Vorstellungen, die sich an der miserablen Ausgangslage der GastarbeiterInnen-Migration festmachen und hauptsächlich auf die elende Situation hinzielen, in der sich viele der MigrantInnen damals befanden. Das gab es, und es soll nicht geleugnet werden.

Link zu unserer Petition

Nur drei Tage nach unserer Initiative zur Errichtung des GastarbeiterInnen-Denkmals verlangt das auch Michelle Müntefering für Deutschland.

Ausschnitt aus dem Standard: Damit hätten die Gastarbeiter aber auch für viele neue Jobs gesorgt, die den Hiesigen zugute gekommen seien: „Ohne Einwanderer wäre die Arbeitslosigkeit unter Österreichern damals viel höher gewesen“. Wobei den Österreichern meist die „besseren“ Büro- und Facharbeiterarbeitsplätze zukamen, während den Migranten überwiegend nur Hilfstätigkeiten offenstanden.

Die Wiener Bahnhöfe, allen voran der mittlerweile abgerissene Südbahnhof, stellten zentrale Orte der Migration dar: als Ankunfts- und Abfahrtsort von MigrantInnen, aber auch als beliebter sozialer Treffpunkt, wo Neuigkeiten ausgetauscht wurden. Auch das Wiener Filmcasino repräsentierte in den 1980er einen Ort der Migration, beherbergte es doch für ein paar Jahre das „Heim der Jugoslawen“ als zentralen sozialen Treffpunkt für die jugoslawische Community in Wien. Die Veranstaltungen wollen diese „verborgenen“ bzw. marginalisierten Geschichten wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein der Stadt Wien rücken. Unter folgendem Link weiterlesen.