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Patientenanwaltschaft

Jahresbericht: erschreckende Behandlungsfehler in Wiener Krankenhäusern

(FOTO: iStock/sudok1)
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Der Jahresbericht der Patientenanwaltschaft zeigt drastische Fälle von Verfehlungen, die zu schweren Konsequenzen für die Patienten führten.

Einige Fälle von Behandlungsfehlern in Wiener Krankenhäusern wurden im Jahresbericht der Pflege- und Patientenanwaltschaft veröffentlicht. Die im Bericht beschriebenen Einzelfälle sollen laut Patientenanwaltschaft „die Einzelfälle im Tätigkeitsbericht nicht die Personalprobleme veranschaulichen sollen„, sondern die Arbeit der Anwaltschaft darlegen.

Verblutet bei Dialyse

Zu den aufgeführten Fällen gehört der Tod einer 53-jährigen Frau, die sich zur Dialyse in einem städtischen Krankenhaus befand. Die Patientenanwaltschaft kritisierte, dass das medizinische Personal die Verbindungen des Schlauchsystems nicht nach dem 4-Augen-Prinzip überprüfte, was dazu führte, dass der Schlauch herausrutschte. Das Krankenhaus reagierte darauf mit Nachschulungen, um solche Vorfälle zukünftig zu verhindern.

Baby verbrüht

Ein weiterer Fall beschreibt den Tod einer 62-jährigen Frau. Aufgrund von Dehydration, Schwäche und Schwindel wurde sie in ein städtisches Krankenhaus eingeliefert. Sie verstarb in einer Behandlungsbox. Die Patientenanwaltschaft stellte fest, dass eine bessere Überwachung die Überlebenschancen der Patientin erhöht hätte. Auch ein 22 Tage altes Neugeborenes erlitt Verbrühungen an Bauch, Oberschenkeln und Gesäß, da die Wassertemperatur beim Baden nicht kontrolliert wurde.

Falsche Medikamente

Eine 63-jährige Frau erhielt aufgrund einer Verwechslung das Chemotherapeutikum ihrer Bettnachbarin und litt infolgedessen unter starken Nebenwirkungen. Ein weiterer Fall betrifft einen 31-jährigen Mann, der aufgrund von Schmerzen im linken Brustkorb die Notaufnahme aufsuchte und kurz darauf an einem Herzinfarkt verstarb. Ein Sachverständiger-Gutachten kam später zu dem Schluss, dass das medizinische Personal typische Symptomatiken nicht erkannt hatte.

Gesundheitsstadtrat Hacker

Die Patientenanwaltschaft wird nach der Veröffentlichung und Diskussion im Wiener Landtag am 21. Juni offiziell Stellung zu den im Bericht dargestellten strukturellen Mängeln und Empfehlungen nehmen. In einer vorläufigen Stellungnahme äußerte der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), dass der Bericht dem Wiener Gesundheitswesen trotz bekannter Herausforderungen ein akzeptables Zeugnis ausstelle.

Frau stürzt aus erstem Stock – Polizei und Rettung im Einsatz

Er betonte: „Täglich werden tausende Patient*innen in den Wiener Spitälern und Gesundheitseinrichtungen erfolgreich behandelt und therapiert. Die in Medienberichten herausgegriffenen Fälle bezeichnet die WPPA selbst als markante und exemplarische Einzelfälle, in denen sie erfolgreich für ihre Klienten eingeschritten ist und Entschädigungszahlungen erreichen konnte. Dabei ist es auch zu bedauerlichen Behandlungsfehlern gekommen, die leider nicht ausgeschlossen werden können. Diese auf Personalknappheit zurückzuführen, greift zu kurz und ist aus unserer Sicht nicht zulässig.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.