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Käserei Gloggnitz: Ex-Chef wegen grob fahrlässiger Tötung vor Gericht

(FOTO: iStock/Agustin Orduna/arcady_31/alano design/zVg)
(FOTO: iStock/Agustin Orduna/arcady_31/alano design/zVg)

In einem Gerichtsverfahren in Wiener Neustadt steht der ehemalige Geschäftsführer der Balkan-Käserei Gloggnitz vor schwerwiegenden Anschuldigungen. Darunter grob fahrlässige Tötung. Zwischen unhygienischen Zuständen und mangelnden Schulungen wird die Frage nach möglichen Konsequenzen für den Angeklagten und die Opfer aufgeworfen.

Heute, Donnerstag, ist ein wichtiger Tag für den ehemaligen Geschäftsführer der Käserei Gloggnitz. Der 39-jährige Mann steht in Wiener Neustadt vor Gericht, wo er sich wegen schwerwiegender Vorwürfe verantworten muss. Dabei geht es nicht nur um grob fahrlässige Tötung in fünf Fällen und mehrfache grob fahrlässige Körperverletzung. Sondern auch um neue Anklagepunkte, die zu Beginn des Verhandlungstages hinzugefügt wurden.

Listerien: unsichtbarer Killer

Zwischen 2020 und 2022 sollen in der Käserei des Angeklagten tödliche Listerien entstanden sein. Fünf Menschen haben diese Keime das Leben gekostet, sechs weitere sind erkrankt. Unter den Betroffenen ist auch ein Baby, das bereits bei seiner Geburt 2022 an Listeriose litt und sieben Wochen zu früh zur Welt kam. Das kleine Mädchen hat eine lebensbedrohliche Sepsis überstanden.

Unhygienische Zustände

Zeugenaussagen zeichnen ein erschreckendes Bild der Zustände in der Käserei: Ungeziefer, Ratten, Schwarzschimmel und ein muffiger Geruch prägten das Bild. Hygieneschulungen für die Mitarbeiter fehlten gänzlich. Zudem wurde ein Lieferwagen nur isoliert statt gekühlt, bei einem anderen war die Kühlung defekt.

Neue Anklagepunkte: Gewalt und Untreue

Der aus Serbien stammende Ex-Käsereichef, der seine Unschuld beteuert, sieht sich nun auch mit Vorwürfen der Untreue, Körperverletzung, versuchten schweren Körperverletzung und Nötigung konfrontiert. „Er hat seine Frau im Büro am Körper verletzt, indem er sie grob am Hals gepackt und ihr eine Ohrfeige gegeben hat“, erläutert die Staatsanwältin die neuen Anklagepunkte. Ein im Gerichtssaal vorgeführtes Video zeigt den Vorfall vom 10. März 2023, bei dem der Angeklagte seine Frau attackiert und einen Mitarbeiter, der eingreifen will, wegstößt. Der Angeklagte rechtfertigt sich: „Ich habe nicht auf sie eingeschlagen, ich habe sie gedrückt und vielleicht etwas fester angepackt an dem Tag.“

Einen weiteren dunklen Punkt in der Geschichte des Ex-Käsereichefs stellt der Konkurs der Käserei Gloggnitz dar. Der Angeklagte soll Bargeld bewusst der Konkursmasse entzogen haben. Es bleibt abzuwarten, ob Richterin heute ein Urteil fällen wird. Die neuen Anklagepunkte könnten den Zeitplan durcheinanderbringen. Sollte der Angeklagte verurteilt werden, drohen ihm bis zu drei Jahre Haft.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.