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KOSMO-UMFRAGE: „Wie denken Sie über die Tito-Zeit?“

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Seit 127 Jahren wird der Tag der Arbeit international gefeiert. Auch im ehemaligen Jugoslawien etablierte sich der Erste Mai zu einem Staatsfeiertag. In den heutigen Balkan-Ländern scheint die gewohnte Feiertagsstimmung wieder aufzuflackern.

Pero Jorganović (48) – Bauarbeiter
„Insgesamt hätten wir es sehr schön. Ich hatte eine schöne Kindheit und ein gutes Leben. Finanziell und sozial gesehen waren wir zufrieden und niemand kann sagen, dass es uns nicht gut ging. Ich trauere dieser Zeit manchmal nach. Hätte Titos Zeit angedauert, wäre es nicht zum Zerfall Jugoslawiens, wachsendem Nationalismus und Krieg gekommen.“

Zdenko Vukić (34) – Grafiker
„Ich war zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt, aber ich denke, dass es heute besser ist, die Menschen in jeglicher Hinsicht freier sind und dass wir eine Demokratie haben. Ich konnte Tito nie respektieren, da mein Vater zwei Monate ins Gefängnis wanderte, da er ihn beleidigte. Ich glaube, dass es zu keinem Krieg in Jugoslawien gekommen wäre, wäre Tito noch am Leben gewesen und das ist das einzig Gute, was ich von über ihn denke.“

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Jovica Ilić (52) – Keramiker
„Ich war Titos Pionier und über all das Gute, was ich über diese Zeit denke, könnte ich stundenlang sprechen. Er war für kleine, durchschnittliche Menschen – heute ist alles umgekehrt, da nur Magnaten wichtig sind. Der Zerfall Jugoslawiens erschuf Elend, Armut, Kummer und Leid; sorgte für den Zusammenbruch der Wirtschaft und einen Krieg, zu welchem es nicht gekommen wäre, hätte Tito noch gelebt.“

Vedran Svrdlin (34) – Bankmanager
„Ich habe viel darüber gelesen, jedoch erzählten mir auch viele Menschen nur im Superlativ von Tito. Ältere meinen, dass nach seinem Ableben die Mittelschicht und die Einheit zwischen den Menschen verschwand. Sie denken auch, dass es trotz der Einflüsse von außen zu keinem Krieg gekommen wäre, hätte Titos Zeit länger angedauert. Ich bedauere, dass ich die Zeit unter Tito nicht erlebte.“

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.