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KOSMO-UMFRAGE: „Wie denken Sie über die Tito-Zeit?“

Kosmo-Umfrage Tito
(FOTOS: Radule Božinović)

Es liegt in unserer Mentalität, schnell zu vergessen und über Menschen zu trampeln, welche bis gestern noch unsere Idole waren – vor allem wenn es um die Politik geht.

Ähnlich war es auch mit Tito in der Zeit kurz nach seinem Tod. Heute, jedoch, erinnern sich Menschen aus den ehemaligen Republiken Jugoslawiens nostalgisch an den Genossen Tito und die Zeit, als wir alle vom Fluss Vardar bis zum Berg Triglav Brüder waren. KOSMO fragte ehemalige Jugoslawen und jetzige Wiener:

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Vor 37 Jahren, am 4. Mai 1980, starb jener Marschall, der die weißen Uniformen so liebte: der langjährige Staatspräsident des sozialistischen Jugoslawiens Josip Broz Tito.

 

„Wie denken Sie über die Tito-Zeit?“

Biljana Janković (52) – Reinigungskraft
„Die Zeit Titos vergisst man nicht, da wir damals Freiheit genossen. Wir konnten alles: arbeiten, verdienen, Geld hatte seinen Wert – heute ist dem nicht so. Wir haben uns untereinander verstanden, niemand hat nachgefragt, welcher Nation oder Religion man angehört. Ich trauere dieser Zeit nach und wenn diese angedauert hätte, denke ich, wäre es nicht zu diesem grausamen Krieg in Jugoslawien gekommen.“

Zoran Stojadinović (56) – Arbeiter
„Zur Zeit Titos arbeitete ich in einem Bergwerk und verdiente so viel, dass ich nicht ins Ausland musste. Ich konnte mir alles kaufen, was ich benötige, fuhr auf Kur und ans Meer. Wir hatten ein schönes Leben. Und heute haben wir nur „kafane“ anstatt Fabriken. Menschen haben keine Arbeit, die Jugend verkommt. Leider kommt die Tito-Zeit niemals wieder mehr zurück.“

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Žaklina Marković (42) – Pflegerin
„Im Vergleich zu heute war es eine schöne und friedliche Zeit. Die Menschen waren anders, weniger aggressiv, da man besser gelebt hat. Was haben wir danach bekommen? Die Menschen haben aufgehört, Freunde zu sein und böses Blut, Armut und Unsicherheit nahm Überhand. Das größte Übel, welches uns alle getroffen hat, war der Krieg in Jugoslawien. Wäre Tito noch am Leben gewesen, wäre es nie dazu gekommen.“

Irena Mitrović (48) – Zahnarztassistentin
„Glückliche Zeiten unserer Kindheit! Freiheit, unser roter Pass, mit welchem wir alle Grenzen überschreiten konnten, Anerkennung auf der ganzen Welt, da es ausreichte zu sagen, aus Titos Jugoslawien zu sein. Wir hatten normale Gehälter, Sommerurlaube ohne Schulden machen zu müssen und Wohnungen wurden von Firmen bereitgestellt. Und das Wichtigste: wir waren einander Freunde.“

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.