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INTERVIEW

Krauss: „Politiker mit Migrationshintergrund sind bei uns bereits Alltag“

Maximilian Krauss
FOTO: KOSMO

Im Alter von nur 26 Jahren ist Maximilian Krauss nicht nur Bundesobmann der Freiheitlichen Jugend, sondern auch Wiener Stadtrat. Im exklusiven Interview sprach er über seinen politischen Werdegang und was ihn mit der BKS-Community verbindet.

KOSMO:Seit wann sind Sie eigentlich politisch interessiert und was bewegte Sie dazu, parteipolitisch aktiv zu werden?
Maximilian Krauss: Mein politisches Interesse begann bereits sehr früh, aufgrund der Tatsache, dass Politik und dazugehörige Diskussionen innerhalb meiner Familie immer ein Thema war – nicht jedoch parteipolitisch, da sie sich zu keiner Farbe bekannten. Der Wendepunkt vom Interesse zum Berufswunsch war der Besuch einer FPÖ-Veranstaltung, wo ich die Gelegenheit hatte Parteiobmann, HC Strache kennenzulernen. Er war damals erst seit Kurzem in dieser Funktion und ein neues und junges Gesicht in der Politik. Heute ist die Politik generell etwas jünger, früher war jedoch hauptsächlich die Generation 50+ vertreten. HC Strache war damals Anfang 30 und stach heraus. Mit seiner jugendlichen Art und Themen hat er sehr viele junge Menschen begeistert, darunter auch mich.

Und warum haben Sie sich für die Freiheitliche Partei Österreich entschieden?
Ich glaube, eine Partei muss zwei Dinge tun, um erfolgreich zu sein. Das Erste sind die Themen und Inhalte, die angesprochen werden. Allerdings reichen die richtigen Themen alleine nicht aus. Man muss diese auch adäquat kommunizieren, um die Leute zu erreichen. Dazu gehören auch die richtigen Kanäle. Die FPÖ war die erste Partei in Österreich, die die sozialen Netzwerke für sich entdeckt hat und so eine moderne und direkte Kommunikationsart geschaffen hat. Die Themen, die mich damals überzeugten, haben selbstverständlich auch heute noch Gewicht – von der Sicherheitsproblematik bis hin zum Integrationsbereich, aber auch die Jugend- und Bildungspolitik, wo es viel Raum für Verbesserung gab und die Bundesregierung auch schon einige Maßnahmen eingeleitet hat.

Wie würden Sie die politische Situation im Land beschrieben und wie schätzen Sie die Zufriedenheit der Bevölkerung ein?
In Deutschland ist die große Koalition in den Umfragen am Sinken, ebenso in Frankreich, wo es einen Emmanuel Macron gibt, der groß gefeiert wurde und in Wahrheit in allen Umfragen im Sinkflug ist und auch die EU-Wahlen verlieren wird. Daran sieht man, dass Parteien, die in die Regierung kommen, schnell unpopulär werden, da man Maßnahmen beschließt, die den Leuten nicht gefallen, oder Versprechen nicht einhält, was als unehrlich empfunden wird. Das ist der große Unterschied zur jetzigen Bundesregierung in Österreich, die Wahlversprechungen gemacht hat und diese auch konsequent umgesetzt hat. Daher erleben wir in allen Umfragen das 60 Prozent bis hin zu zwei Drittel der Österreicher dieser Regierung wieder das Vertrauen schenken würden.

Als Bildungssprecher der FPÖ Wien unterstützten Sie unter anderem das Kopftuchverbot und die Deutschklassen. Warum sind diese Maßnahmen für ein Gelingen der erfolgreichen Integration so wichtig?
In der Bildungspolitik geht es um Kinder und sehr junge Leute. Das Ziel von jedem jungen Menschen, der hier in den Kindergarten, die Volksschule oder das Gymnasium kommt und hier eine Lehre macht, muss es sein, eine bestmögliche Ausbildung zu haben, um am Arbeitsmarkt bestehen zu können. Gerade in Wien erleben wir, dass wir unter Rot-Grün die höchste Jugendarbeitslosigkeit und die höchste Schulabbrecherrate haben. Somit die größte Anzahl an Fällen, die für die Zukunft nicht richtig ausgebildet werden. Dies hat die Bundesregierung verstanden und erkannt, dass ein Umdenken und Reformen in diesem Bereich von Nöten ist. Bezüglich der Deutschklassen: es wurde jahrelang vonseiten von Rot-Grün erklärt, dass diese unmöglich umzusetzen und rassistisch und diskriminierend seien. Im Gegenteil, es ist ein Vorteil für alle Schülerinnen und Schüler. Es kann nicht das Ziel einer Bundes- oder Stadtregierung sein, die Leute nicht bestmöglich auszubilden. Das Kopftuch ist ein ähnliches Thema. Dass die Bundesregierung eine Schutzmaßnahme einführt, um kleine Mädchen davor schützen, gezwungen zu werden, ein Kopftuch zu tragen, ist ein eine frauenpolitisch und integrationspolitisch wichtige Maßnahme.

„Was HC Strache der BKS-Community versprochen hat, wird auch eingehalten. Nämlich, dass alle die sich angepasst und hier integriert haben, eine Chance bei uns bekommen.“

Apropos Integration – ein Terminus mit tausenden Definitionen… Wie würden Sie diesen Begriff definieren? Bzw. ab wann kann man sie als „gelungen“ bezeichnen?
Bei Kindern ist es immer etwas anders. Diese können sich im Regelfall sehr schnell integrieren. Sie kommen in die Volksschule, lernen dort schneller Deutsch als Erwachsene und so weiter. Daher sind auch inkludierende Maßnahmen wie das Kopftuchverbot von so großer Wichtigkeit. Integration bei Erwachsenen hat für mich dann erfolgreich stattgefunden, wenn man Deutsch gelernt hat, über einen Arbeitsplatz verfügt, wenn Steuern bezahlt werden, man nicht kriminell wird bzw. und sich als Teil Gesellschaft sieht. Wenn all diese objektiven Kriterien erfüllt werden, dann hat Integration stattgefunden. Umso besser ist es natürlich, wenn Menschen über diese objektiven Kriterien hinausgehen und sich auch in z.B. in Vereinen ehrenamtlich engagieren und so dazu beitragen, dass sich unser Österreich verbessert.

Kürzlich sagten Sie, dass Türkisch nicht zu einem Pflichtfach werden darf. Wie sieht es prinzipiell mit muttersprachlichem Unterricht aus?
Ich glaube, dass es eine ganz wesentliche Diskussion ist, dass Türkisch als Pflichtfach in der Schule nichts verloren hat. Gerade, da viele Menschen aus der Türkei hierhergezogen sind und es deren Aufgabe ist, sowohl sich selbst als auch den Kindern Deutsch beizubringen und Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Kinder hier dem Unterricht folgen können. Es darf niemals der Fall sein, dass sich das Einwanderungsland in Dingen wie Schulfächern anpassen muss. Etwas anderes ist es selbstverständlich, dass die Muttersprache als Freifach angeboten wird, wo man die Möglichkeit hat seine Kenntnisse zu vertiefen. Auf freiwilliger Basis kann jeder, jede andere beliebige Sprache lernen, jedoch sind und bleiben Deutsch und Englisch das Pflichtprogramm, dass auch in Zukunft immer mehr benötigt wird.

Mitbürger mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien werden als Beispiel für gelungene Integration genannt. Sind sie wirklich besser integriert, bzw. wenn ja, woran liegt das?
Ich glaube, dass man das nicht verallgemeinernd sagen kann. Grundsätzlich ist es sicher so, dass Menschen aus dem Raum Kroatien, Serbien aber auch Bosnien schon in der dritten oder vierten Generation hier leben und sich bestens integriert haben und Teil der Gesellschaft geworden sind. Viele von ihnen unterstützen auch uns als FPÖ, da sie sagen, dass sie selbst zugewandert, sich angepasst und integriert haben. Und das, was sie selbst geleistet haben, erwarten sie jetzt auch von den neuen Zuwanderern. Unterstützend tätig war mit Sicherheit auch die Tatsache, dass sie aus einem ähnlichen Kulturkreis kommen. Das Christliche in Kroatien und Serbien war auf jeden Fall identitätsstiftend und hat geholfen, sich hier zu integrieren. Dies ist zum Beispiel ein Faktor, der bei den neuen Zuwanderern aus dem arabischen Raum oft nicht gegeben ist. Gänzlich unterschiedliche Kulturkreise erschweren Integration, machen sie aber nicht unmöglich, wie viele positive Beispiele zeigen.

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„Integration bei Erwachsenen hat für mich dann erfolgreich stattgefunden, wenn man Deutsch gelernt hat, über einen Arbeitsplatz verfügt, wenn Steuern bezahlt werden, man nicht kriminell wird bzw. und sich als Teil Gesellschaft sieht“, erklärte Krauss. (FOTO: KOSMO)

Mitglieder der BKS-Community können Sie häufig auf Veranstaltungen treffen. Was gefällt Ihnen an diesen so gut, sodass Sie diese relativ regelmäßig besuchen?
Begonnen hat es damit, dass einer meiner besten Freunde und ein wesentlicher Mitarbeiter der FPÖ, Konstantin Dobrilović uns immer wieder zu kroatischen und serbischen Festen mitgenommen und eingeladen hat. Wir waren in allen möglichen Lokalen und auf zahlreichen Konzerten, wo wir sehr viel Freunde gefunden haben, die uns dann wieder zu anderen Veranstaltungen eingeladen haben. Ich muss sagen, dass die Gastfreundlichkeit der Menschen vom Balkan wirklich riesengroß ist. Es gibt immer gutes Essen und etwas zu Trinken. Es ist einfach immer lustig und es macht Spaß neue Leute kennenzulernen Nicht zuletzt stammt ja auch meine Freundin aus Serbien und da bin ich natürlich über diese Schiene involviert. (lacht)

Ziemlich heftig wird in den vergangenen Wochen das Thema „IS-Rückkehrer“ diskutiert. Wie sollte man Ihrer Meinung nach mit diesen Personen verkehren?
Man muss sich schon vor Augen halten, dass sie aus seinem sicheren Land, in dem sie alles gehabt haben, weggegangen sind und sich entschied haben in den Krieg zu ziehen und einer Terror-Miliz anzuschließen. Niemand von uns weiß, welche Verbrechen jeder einzelne begangen hat. Daher genießt die Bundesregierung meine vollste Unterstützung, wenn es darum geht, diesen Personen eine Rückkehr so schwer wie möglich zu machen. Als erste Maßnahme wurde der konsulare Schutz für diese Personen ausgesetzt. Soweit ich informiert bin, wird gerade geprüft, ob man „IS-Rückkehrern“ die österreichische Staatsbürgerschaft entziehen kann.

Ein Fall der die BKS-Community besonders betroffen hat, war jener von Sabina und Samira, die sich als Minderjährige dem IS angeschlossen haben. Was macht man in solchen Fällen?
Ich bin kein Jurist. Wenn sie jedoch jetzt volljährig sind und damals wussten, was sie tun, dann glaube ich, dass es hier Unternehmungen und Bestrebungen, die Kinder bzw. das Kind eines der beiden Mädchen nach Österreich zurückzuholen. Dies empfinde ich als richtigen Schritt, da das Kind ein richtiger Staatsbürger Österreichs ist und nichts dafür kann, was die Mutter getan hat. Wenn die Mutter zurückkommt, muss sie sich sicher vor Gericht für ihre Taten verantworten. Ich bin dafür, dass es auch in solchen Fällen keine Sonderregeln gibt, sondern die volle Härte des Gesetzes angewandt wird – allein schon um keine Nachahmung zu ermöglichen.

Die FPÖ ist die einzige Partei, die zwei Kandidaten für die EU-Wahl mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien hat. Vesna Schuster hat gute Chancen, ins EU-Parlament einzuziehen. Warum haben andere Parteien keine Kandidaten mit diesem Migrationshintergrund?
Das ist eine gute Frage, die man allen anderen Parteien auch einmal stellen sollte. Gerade wenn es um Integration geht, dann versucht hier im Rathaus vor allem die SPÖ immer so zu tun, als wäre sie Partei, die für Zugewanderte da ist. In Wahrheit sind es jedoch nicht mehr als leere Versprechungen. Politiker mit Migrationshintergrund sind bei uns bereits Alltag. Wir als FPÖ haben mit Konstantin Dobrilović einen wesentlichen Berater aus dem serbischen Raum, mit Nemanja Damjanović den ersten Abgeordneten, der im Westbalkan geboren wurde, sich perfekt integriert hat und dann Abgeordneter wurde. Das ist eine tolle Erfolgsgeschichte und spiegelt auch wider, dass das, was HC Strache der BKS-Community versprochen hat, auch eingehalten halt. Nämlich, dass alle die sich angepasst und hier integriert haben, eine Chance bei uns bekommen. Daher möchte ich auch alle dazu einladen, sich bei uns einzubringen. Bezüglich Vesna Schuster: Sie ist eine tolle erfolgreiche Frau aus dem NÖ-Landtag, die über sehr große Chancen verfügt, als erste Frau mit serbischen Wurzeln ins Europaparlament einzuziehen – noch bevor Serbien in der EU ist und das Dank der FPÖ.