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KARRIERE

Ksenija Anđelić: Als Beraterin immer im Dienste der Menschen

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FOTO: Diva Shukoor

BERATERIN. Im Gespräch erforscht sie die Ursachen verschiedener Probleme und findet dann im Interesse ihrer Klienten die besten und schmerzlosesten Wege zu ihrer Bewältigung.

Sie war in der dritten Klasse der Grundschule, als sie mit Mutter und Bruder aus Osijek nach Wien kam, und sie sagt über sich, dass sie ein echtes Gastarbeiterkind ist. Ihre Mama wollte, dass die Kinder eine Ausbildung machen und in Positionen aufsteigen, die für sie unerreichbar waren.

„Obwohl ich kein Wort Deutsch konnte, als ich hierher kam, habe ich es geschafft, mich in das Gymnasium einzuschreiben. Ich erinnere mich, dass es Leute gab, die nicht gerade freundlich zu mir waren, daher habe ich schon als Kind gesagt, dass ich Juristin werden wollte. Aber meine Mama hat immer betont, dass ein Studium teuer ist und dass sie mir das nicht finanzieren konnte. Nach der vierten Klasse des Gymnasiums bin ich auf die Wirtschaftsmittelschule weitergegangen, denn für meine Mutter stellte ein Bürojob einen großen Karriereschritt dar“, erinnert sich Ksenija Anđelić zu Beginn unseres Gesprächs an ihre Kindheit und fügt hinzu, dass ihr erster Arbeitsplatz an einer Supermarktkasse war und dass sie sehr froh war, als sie eine Arbeit im Büro erhielt.

Soziale Arbeit – ein Lebensziel
Als infolge des Krieges in Jugoslawien viele Flüchtlinge nach Wien kamen, entstand ein Bedarf an Menschen, die BKS sprachen und am Nachmittag mit den Schulkindern Hausübungen machen und sie beim Deutschlernen unterstützen konnten. Ksenija nahm diese neue Aufgabe an.

„Da habe ich endgültig begriffen, dass die Arbeit im Sozialbereich das ist, was ich wirklich will. Ich war 26 Jahre alt, als ich den Schlussstrich gezogen und eine Arbeit in einem Alten- und Behindertenheim angenommen habe. Parallel dazu habe ich die Mittelschule für Sonderpädagogik abgeschlossen. Nichts konnte mich mehr aufhalten, ich habe sofort mit dem Studium der Pädagogik und Sonderpädagogik begonnen und dabei, das möchte ich betonen, die ganze Zeit gearbeitet, weil ich von niemandem abhängig sein wollte“, so die fast unglaublich klingende Geschichte von Frau Anđelić.

Ohne Coaching Supervisor ist die Arbeit von sozialen Institutionen, Konzernen und Managern undenkbar.

Ganze 20 Jahre lang hat unsere Gesprächspartnerin in verschiedenen Institutionen mit Behinderten gearbeitet und dabei leitende Positionen innegehabt.

„Aber dann kam der Moment, in dem ich fand, es sei Zeit, wieder etwas Neues, anderes zu beginnen. Aus dem Wunsch heraus, mich selbständig zu machen, habe ich noch einmal studiert und den notwendigen akademischen Titel und weitere Kenntnisse erworben. Ich betone, dass jeder meiner beruflichen Schritte nur zu einem Ziel führte: Menschen zu helfen“, unterstreicht diese fleißige und beharrliche Dame.

Ein breites Tätigkeitsfeld
Heute ist Frau Anđelić als selbständiger Coaching Supervisor und Beraterin tätig.

„Ich mache mit Einzelpersonen und Gruppen Mediationen in Konfliktsituationen. Ich helfe Menschen, mit Stress umzugehen, der durch die Arbeit oder private Probleme hervorgerufen wird, und bei der Krisenbewältigung. Ich biete auch posttraumatische Beratungen an. Es gibt Situationen, in denen man nur schwer mit jemandem reden kann, der einem nahesteht. Einfacher ist es, sich gegenüber einer unbekannten Person zu öffnen, vor allem, weil es viele Methoden und systematische Fragen gibt, die mir helfen, bei den Klienten zum Kern des Problems vorzudringen.

DIE FAMILIE. Lösung von Konflikt- und Streitsituationen.

„Ich mache mit Einzelpersonen und Gruppen Mediationen in Konfliktsituationen. Ich helfe Menschen, mit Stress umzugehen, der durch die Arbeit oder private Probleme hervorgerufen wird, und bei der Krisenbewältigung. Ich biete auch posttraumatische Beratungen an. Es gibt Situationen, in denen man nur schwer mit jemandem reden kann, der einem nahesteht. Einfacher ist es, sich gegenüber einer unbekannten Person zu öffnen, vor allem, weil es viele Methoden und systematische Fragen gibt, die mir helfen, bei den Klienten zum Kern des Problems vorzudringen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin keine Psychotherapeutin und meine Aufgabe ist nicht, in die Tiefen der menschlichen Seele zu blicken, sondern im Gespräch den Schlüssel zu Problemen zu finden. Aber natürlich sage ich es einem Klienten, wenn ich bei ihm den Bedarf nach einer Psychotherapie sehe“, definiert Ksenija ihre Arbeit ganz klar.

Ohne Coaching Supervisor ist die Arbeit sozialer Institutionen, großer Konzerne und erfolgreicher Manager heute undenkbar.

„Die Beschäftigten in Institutionen, die sich mit sozialer Arbeit beschäftigen, sind Stress und emotionalen, psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt, denn diese Arbeit ist nicht leicht. Darum sollten die Arbeitgeber mindestens einmal im Monat anderthalb Gesprächsstunden mit einem Coaching Supervisor anbieten. In solche Institutionen werde ich regelmäßig eingeladen. Große Konzerne wollen neben zufriedenen Kunden auch zufriedene Mitarbeiter haben, die möglichst effizient arbeiten. Kürzlich hat mich eine Managerin einer großen Firma engagiert, die aufgrund einer Umfrage unter den Angestellten festgestellt hatte, dass im Team eine gewisse Unzufriedenheit herrschte, die sich negativ auf die Arbeitsresultate hätte auswirken können. Mit ihnen habe ich einen Workshop gehalten und festgestellt, wo die neuralgischen Punkte lagen und dann Ratschläge gegeben, was man für die Angestellten tun und korrigieren sollte, damit die Arbeit ungestörter und freudiger vonstattengehen könnte. Natürlich mache ich auch Trainings mit Managern, die bestimmte Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen erst erwerben müssen. Ich gebe ihnen Hinweise und berate sie, denn niemand wird als Manager geboren“, verrät uns die dynamische Dame einen Teil ihrer Aktivitäten.

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Ksenija: Es gibt keine Formel für alle, die Lösung entsteht im Gespräch und ist für jeden anders. (FOTO: Diva Shukoor)

An Ksenija wenden sich nicht nur Firmen und Organisationen um Hilfe, sondern auch Einzelpersonen mit beruflichen oder privaten Problemen.

„Oft kommen Menschen, die Probleme in der Familie oder mit Freunden haben, wo es um Konflikte und Streits geht. Mit ihnen analysiere ich das Problem und wir kommen gemeinsam zu einer Lösung. Junge Leute suchen Rat, wenn sie eine neue Arbeit suchen und wenn sie Hilfe bei der Vorbereitung auf die Vorstellungsgespräche brauchen, die sehr anspruchsvoll sein können. Hilfe brauchen auch Menschen, die bereits Arbeit haben, aber fürchten, nicht die erwarteten Resultate zu liefern und die Arbeit vielleicht wieder zu verlieren. Regelmäßig kommen auch Manager zu mir in die Beratung, die große Teams leiten, um sich und ihre Leute besser zu organisieren und damit in ihrer Arbeit effizienter zu sein.

Ganze 20 Jahre lang hat Ksenija in verschiedenen Institutionen mit Behinderten gearbeitet.

Das Schönste an meiner Arbeit ist, dass ich so viele unterschiedliche Klienten habe. Und selbst, wenn ihre Schwierigkeiten auf den ersten Blick identisch aussehen, mache ich mit jedem eine individuelle Beratung, denn ich identifiziere die Unterschiede und das Spezifische. Es gibt keine Formel für alle, die Lösung entsteht im Gespräch und ist für jeden anders“, so beschreibt die Gesprächspartnerin des Magazins KOSMO einen Teil der Fälle, mit denen sie täglich konfrontiert ist.

Am Ende des Gesprächs unterstreicht Ksenija Anđelić, dass unsere Landsleute der älteren und mittleren Generation im Gegensatz zu den Österreichern den Wert ihres fachlichen Rats noch nicht eingesehen haben, während die Jungen, die bereits in Österreich geboren und aufgewachsen sind, ganz selbstverständlich ihre Hilfe suchen.

Kontakt:
Mag.a Ksenija Anđelić
Pilgerimgasse 22-24/1/1A
A-1150 Wien
Tel.: 0699 194 10 384
Mail: ksenija_andelic@gmx.at
www.ksenija-andelic.at

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.