Angesichts der aktuellen Budgetprobleme rufen führende Sozialexperten erneut zu umfassenden Reformen des österreichischen Pensionssystems auf.
Beim jüngsten Treffen der „Aktion Generationengerechtigkeit“ plädierte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr für eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre. Als privat engagierter Wirtschaftsuniversitätsprofessor geht er weiter und schlägt vor, das Pensionsalter an die Lebenserwartung zu koppeln.
Georg Feith, Vertreter der Initiative, betonte die Dringlichkeit einer Reform, die durch demografische Veränderungen angetrieben wird. Im Jahr 1980 kamen auf einen Pensionisten 4,5 Erwerbstätige, während es 2023 nur noch drei sind. Diese Zahl könnte laut Prognosen bis 2050 auf 1,7 abnehmen. Eine von Wifo-Experte Thomas Url erstellte Studie zeigt, dass viele Länder wie Dänemark und Griechenland infolgedessen das Antrittsalter signifikant erhöhen wollen.
In Dänemark ist bis 2070 eine Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 74 Jahre geplant, während Griechenland sogar auf 72,5 Jahre setzt. Felbermayr mahnt hier zur Vorsicht, wobei er auf die notwendigen, dramatischen Maßnahmen in Griechenland nach der Staatspleite hinweist. Schweden hingegen hat die Anpassungen der Rentenhöhe an die demografische Entwicklung gekoppelt.
Die Experten betonen zudem die Wichtigkeit der Stärkung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge, was Felbermayr als „klügere Mobilisierung“ bezeichnet. Trotz der anhaltenden Herausforderungen am Arbeitsmarkt sollen Investitionen in die aktive Arbeitsmarktpolitik nicht gekürzt werden. Der frühere Leiter der Alterssicherungskommission, Walter Pöltner, unterstrich, dass viele Berichte und Studien unbeachtet bleiben und die aktuellen Regierungsgespräche das Problem möglicherweise nicht ausreichend adressieren.
Finanzielle Zukunft sichern
Die NEOS haben sich indes für mutige Reformen ausgesprochen. Ihrer Meinung nach sind diese notwendig, um sowohl finanzielle Nachhaltigkeit als auch individuelle Wahlmöglichkeiten zu gewährleisten. Felbermayr unterstreicht die Notwendigkeit, Pensionsanpassungen in Zukunft unterhalb der Inflationsrate vorzunehmen, um die Haushaltslage zu stabilisieren.
Die Dringlichkeit der Reformen ist klar: Die Bundeszuschüsse könnten in der nächsten Legislaturperiode um bis zu 60 Prozent steigen, während gleichzeitig das Budget saniert werden muss. Nur umfassende Reformen können eine nachhaltige finanzielle Zukunft des Pensionssystems garantieren.
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