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KOMMENTAR

„Mei Wien hoit zam“ – Der Islam gehört zu uns, Islamismus nicht

(FOTO: Twitter-Screenshot)

Der Schock über den Terroranschlag in der Wiener Innenstadt sitzt bei uns allen tief. Allerdings dürfen wir nicht erlauben, dass uns Hass und andere negative Gefühle übermannen, denn nur gemeinsam sind wir stark.

Auch wenn ich selbst glücklicherweise in ausreichender Entfernung vom Tatort wohne, so war die Nachricht von wilden Schießereien rund um den Schwedenplatz eine, wie man in Wien so schön sagt, „feste Watschn“. Passiert das gerade wirklich in meinem Wien? In jener Stadt, in welcher ich bis gestern 20 Uhr glaubte, auf der Straße schlafen zu können und höchstens von hilfsbereiten Passanten oder Polizeibeamten geweckt werde. Wo man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit in jedem Grätzel der Stadt frei bewegen kann. Aber ja, es ist wahr, Wien ist Opfer eines furchtbaren Anschlages geworden.

Terror kennt keine Religion oder Nation
Wenige Stunden sind seit den grausamen Szenen vergangen und ich habe, wie so viele andere auch, letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht und voller Bangen und Entsetzen die Live-Sondersendung des ORF verfolgt. Minute um Minute neue, unfassbare Details zu einer Tat, wie sie uns bis dato nur aus anderen Städten der Welt bekannt waren. Fast schon im Sekundentakt erreichten unsere Redaktion neue Informationen, darunter auch – glücklicherweise muss ich sagen – viele Gerüchte und Fake-News.

Die letzte Nacht war Wechselbad der Gefühle, welches von Angst, Wut, Fassungslosigkeit und Resignation geprägt war. Ich würde lügen, wenn sagen würde, dass mich in dem einen oder anderen Moment nicht schon fast hassähnliche Gefühle übermannt haben. Aber einer Sache müssen wir uns bewusst sein: Terror kennt keine Religion oder Nation. Und Hass ist keine Lösung.

Es ist total unwichtig, ob die Täter aus dem IS-Milieu stammen oder nicht. Es ist unwichtig, dass der vor der Ruprechtskirche erschossene Attentäter muslimischen Glaubens war. Dieser Mann verdient keinen Namen und keine anderen Attribute als Mörder und Feind der Menschlichkeit und eines harmonischen Miteinanders. Der Islam hat damit gar nichts zu tun. So wie jede andere Religion predigt der Islam Nächstenliebe, Zusammenhalt, Menschlichkeit und andere positive Ideale, die gestern in der City mit Füßen getreten wurden.

„Mei Wien lasst sich ned unterkriegn“
Mein Wien ist stark, solidarisch und harmonisch. „Mei Wien lasst sich ned unterkriegn.“ Und wenn ich mir einer Sache in dieser herausfordernden Zeit sicher bin, dann ist es jene, dass wir keinen Platz für Hass in unserer Gesellschaft haben. Wir dürfen den Attentätern und ihrer Ideologie nicht erlauben, unsere Gesellschaft zu spalten oder uns gegeneinander auszuspielen. Wir alle sind Wien, wir alle sind Österreich. Und wer anders denkt, ist ein „Oaschloch“, um einen der Augenzeugen von gestern zu zitieren.

Wo Schatten ist, ist auch Licht
Meine Stadt ist stärker und besser als Hass und Terror. Mein Wien ist kein Ort, wo man in Angst und Schrecken leben muss. Man denke nur an die Polizei, Rettung und andere Einsatzkräfte, aber auch an die vielen Zivilen, die gestern so selbstlos für uns alle gekämpft und ihre Leben riskiert haben. „Wir türkischstämmigen Muslime verabscheuen jede Art von Terror. Wir stehen zu Österreich!“, sagte ein Passant der zwei Menschenleben rettete. Das ist mein Wien und das lass ich mir von niemandem kleinreden, egal wer kommen mag!