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Schockierende Wahrheit

„Mein Haus war ein Bordell“ – Nihads Familienleben war eine Lüge

Nihad
FOTO: zVg.

Nihads Leben nach Betrug ist eine Geschichte radikaler Veränderung. In der bosnischen Abgeschiedenheit findet der Mann, der jahrelang ein Doppelleben seiner Frau ertrug, endlich seinen Frieden.

Abseits vom Trubel der Stadt, wo der Asphalt aufhört und die ruhigen Wälder von Babina Luka in Bosnien beginnen, hat Nihad Kesetovic seinen persönlichen Zufluchtsort gefunden. In seinem schlichten Anwesen, eingebettet zwischen hohen Bäumen, genießt er nach einem turbulenten Lebensweg die hart erkämpfte Ruhe. „Ich kann endlich atmen“, bemerkt er, während die ländliche Stille nur gelegentlich vom Bellen eines Hundes oder dem leisen Knarren eines betagten Fahrrades durchbrochen wird.

Seine Anfänge waren einfach, geprägt von täglicher Arbeit und Pflichtbewusstsein. In der Mitte der achtziger Jahre wagte er den Schritt in die Ehe und gründete eine Familie. Nachwuchs stellte sich ein – 1987 und 1991 wurden seine vermeintlichen Kinder geboren. Die Fassade eines gewöhnlichen, fast idyllischen Familienlebens bekam jedoch mit der Zeit Sprünge.

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„Schon damals hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte“, erinnert sich Nihad heute. Sein Körper kämpfte gegen eine Thrombose, später gegen Parkinson und einen Herzinfarkt. Die medizinische Diagnose, dass er keine Kinder zeugen könne, führte ihn schließlich zur bitteren Wahrheit: Ein DNA-Test bestätigte, dass er nicht der biologische Vater seiner Kinder war.

Schmerzhafte Enthüllung

Die Enthüllung erschütterte sein Leben in den Grundfesten. Seine Ehefrau hatte über Jahre hinweg ein Doppelleben geführt und ihre Affäre sogar in das gemeinsame Heim gebracht. „In meinem Haus war ein Bordell, nichts anderes“, äußert er mit gedämpfter Stimme.

Nach dieser schmerzlichen Erkenntnis folgte ein Dominoeffekt aus Scheidung, Gerichtsverhandlungen und Vermögensstreitigkeiten. Besonders schmerzte ihn die Abkehr seiner Kinder: „Vor Gericht sprachen sie schlecht über mich“, schildert Nihad die zusätzliche emotionale Belastung.

Der Scheidungsprozess markierte einen radikalen Neuanfang. Nihad ließ seine Stadt, sein Haus und sein bisheriges Leben hinter sich – eine Existenz, die jeglichen Sinn verloren hatte. Er siedelte an einen Ort, wo ihn niemand kannte und keine Vergangenheit ihn belastete.

Neubeginn

In Babina Luka begegnete Nihad seiner neuen Partnerin Nada, deren Name passenderweise „Hoffnung“ bedeutet. Mit ihr teilt er heute sowohl die friedvolle Umgebung als auch die unsichtbaren Narben seiner Vergangenheit. „Das ist kein Märchen. Aber es ist die Wahrheit. Und mir reicht die Wahrheit“, reflektiert er nüchtern.

Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit empfindet er eine neue Freiheit. „Ich habe vergeben, aber vergessen kann ich nicht“, sagt er über seine Ex-Frau. Der Kontakt zu seinen Kindern beschränkt sich mittlerweile auf notwendige administrative Angelegenheiten.

Sein heutiges Leben kreist um einfache Freuden: ein treuer Hund an seiner Seite, ein Garten, den er mit eigenen Händen pflegt, und Nada, die instinktiv weiß, wann Schweigen oder eine tröstende Umarmung angebracht ist.

„Wissen Sie, hier gibt es weder einen Laden noch einen Arzt in der Nähe. Aber es gibt Frieden“, erklärt er seine bewusste Entscheidung für die Abgeschiedenheit. Nach Jahren geprägt von Verbitterung, Täuschung und Enttäuschung blickt er dennoch nach vorn. Sein Dasein mag bescheiden und zurückgezogen sein, aber es ist authentisch.

In dieser neuen Lebensphase strebt Nihad nicht mehr nach Anerkennung von außen. Er beansprucht lediglich das fundamentale Recht, das zu verkörpern, wonach er zeitlebens strebte – ein Mensch mit Würde zu sein.