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KULTUR

Mile Kekin: „Ich versuche, möglichst viel zu spielen und mir möglichst wenig Sorgen zu machen“

(FOTO: Vjekoslav Skedlar/zVg.)

Anlässlich des bevorstehenden Konzerts im Wiener Club Replugged am 15. März hatte das Magazin KOSMO die Gelegenheit, mit Mile Kekin zu sprechen, einem der bedeutendsten Sänger, Komponisten, Texter und Künstler der regionalen Rockszene.

Nach einer beeindruckenden Karriere als Frontman der legendären Band “Hladno pivo” hat sich Mile Kekin als Solokünstler erfolgreich selbständig gemacht und mit „Kuća bez krova“ und „Nježno đonom” bereits zwei viel beachtete Alben herausgebracht. Seine Nummern, die schnell den Weg in die Herzen des Publikums finden, sind von der Tiefe und Authentizität seines künstlerischen Ausdrucks geprägt.

KOSMO: Wenn man die Alben von Hladno pivo erneut hervorholt, wird schnell deutlich, dass die Musik, die Sie heute präsentieren, anders ist und auch ein anderes Publikum anspricht. Wie würden Sie Ihre künstlerische Identität und Ihre Entwicklung seit den Anfängen mit Hladno pivo bis heute beschreiben?

Mile Kekin: Eigentlich ist das Publikum in den Konzerten weitgehend das gleiche. Wahrscheinlich finden sich viele in den Texten wieder, die ich auch für Hladno pivo geschrieben habe. Was die Entwicklung angeht, so haben wir als Schüler in unserem Grätzel begonnen. Der Schlagzeuger hatte vorher noch nie hinter einem Instrument gesessen und ich hatte bis dahin nur unter der Dusche gesungen. Der Gitarrist und der Bassist hatten ein bisschen Erfahrung aus der Tambura-Gruppe in der Volksschule.

„Der Sinn der Konzerte ist mit Menschen zusammen zu sein, die zumindest einen ähnlichen Geschmack und eine ähnliche Weltsicht haben“, so Mile Kekin.

Trotzdem ist gleich unser erstes Album gut eingeschlagen. Wir haben sofort ein Publikum gefunden und begonnen zu spielen und auch ein bisschen zu verdienen. Wir mussten nicht diesen qualvollen Weg eines ersten, zweiten und dritten erfolglosen Albums gehen. Und als wir mit den Jahren gelernt haben zu spielen, konnten wir auch die Musik an uns anpassen. Von den autodidaktischen Buben bis hin zu der Band voller Selbstvertrauen brauchte es etwa zehn Jahre. Damals gab es keine Talentshows, die einen über Nacht in den Orbit geschossen hätten.

KOSMO: Wie haben Ihre eigenen Lebenserfahrungen Ihren künstlerischen Ausdruck beeinflusst?

Mile Kekin: Sie waren ausschlaggebend. Hätte es diese Verbindung nicht gegeben, könnte auch eine Maschine oder künstliche Intelligenz diese Lieder geschrieben haben. Jedes Lied, das ich seit dem ersten Album von Hladno pivo bis heute geschrieben habe, hat seine eigene Geschichte. Ich erinnere mich daran, wie die Ideen entstanden sind, was ich damals getan habe und wo ich war. Genau darüber plane ich gerade ein Buch für den Herbst. Mich hat schon immer interessiert, woran Stulić gedacht hat, als er „Suzy F.“ geschrieben hat, oder was Dylan denkt, wenn er „Like a Rolling Stone“ singt. Vielleicht fragt sich das auch jemand, wenn ich „Pitala si me“ oder „Princezu ispod neona“ singe. Alles Kreative, was jemand macht, ist auf eine gewisse Weise die Summe all dessen, was er gesehen, gelesen und erlebt hat.

„Wenn mich etwas berührt oder in meinem Kopf etwas auslöst, dann schreibe ich ein Lied darüber“, so Kekin. (FOTO: Marko Ristic)

KOSMO: Ihre Texte reflektieren oft soziale und politische Themen. Wie wählen Sie die Themen aus, über die Sie schreiben wollen, und wie schaffen Sie die Balance zwischen künstlerischer Freiheit und sozialer Verantwortung?

Mile Kekin: Da gibt es keine besondere Auswahl. Wenn mich etwas berührt oder in meinem Kopf etwas auslöst, dann schreibe ich ein Lied darüber. Das ist mein Ventil, ohne das hätte ich mich wahrscheinlich schon im Alkohol ertränkt. So stehe ich auf der Bühne und, wenn ich sehe, wie viele Menschen es gibt, die sich in dem Thema wiederfinden, über das ich gerade singe, dann denke ich: „Siehst du, Mile, du bist nicht alleine auf der Welt, es gibt noch mehr Menschen, die die Dinge ähnlich empfinden und sehen.“ Das ist auch der Sinn der Konzerte, mit Menschen zusammen zu sein, die zumindest einen ähnlichen Geschmack und eine ähnliche Weltsicht haben.

KOSMO: Die meisten Ihrer Lieder sind auf der akustischen Gitarre entstanden. Wie beeinflusst der technische Fortschritt Ihre Arbeit und die Industrie als Ganze? Werden Sie sich an die neuen Verhältnisse anpassen?

Mile Kekin: Ich passe mich so weit an, wie es mir passt. Ich verwende soziale Netzwerke und bin dort aktiv; ich weiß, wie wichtig es ist, mit den Fans zu kommunizieren. Ich könnte das natürlich noch öfter tun, aber ich erlaube mir den Luxus, nicht jeden neuen Trend voll mitzumachen.

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