George Stinney Jr war der jüngste Verurteilte in den Vereinigten Staaten, der auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Schon 1944 galt der Fall als kontrovers, seit 2014 als Justizfehler.
Der 14-Jährige wurde beschuldigt, zwei Mädchen (Betty June Binnicker, 11 Jahre alt & Mary Emma Thames, 8 Jahre alt) in der Kleinstadt Acolu zu Tode geprügelt zu haben. Einen Tag nach den Morden wurde Stinney verhaftet und wegen Morges angeklagt.
Ein Monat später wurde der Fall vor einem Geschworenengericht – die Jury bestand aus zwölf weißen Männern – verhandelt, die ihn nach zehn Minuten für schuldig erklärten. Damals war man im US-Bundesstaat South Carolina bereits im Alter von 14 Jahren schuldfähig. Drei Monate nach dem Urteil, am 16. Juni 1944, wurde George Stinney Jr. auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
Schon damals mehr als kontrovers
Bereits 1944 wurde der Fall rund um den 14-Jährigen heftig diskutiert und galt als kontrovers. Damals wurde gezweifelt, ob das angebliche Geständnis von George Stinney Jr. wirklich freiwillig erfolgte. Er soll zugegeben haben, die zwei Opfer mit einer Eisenbahnschiene erschlagen zu haben.
Auch die Statur des Jungen warf Fragen auf. Stinney war für sein Alter recht klein und wog nur 50 Kilogramm. Daher fragten sich viele, wie er so viel Kraft für einen Doppelmord aufgebracht haben soll. Auch die Fahrränder der beiden Mädchen wurden am Tatort aufgefunden. Sie waren komplett zertrümmert und wurden auf die Leichen geworfen.
Die Geschwister und Eltern des zum Tode Verurteilten sagten damals nicht aus, da sie als Schwarze Familie wenig Chancen hatten, überhaupt Gehör zu finden. Viele Jahre später, genauer gesagt 2009 sagte Stinneys Schwester unter Eid aus, dass sie den Tag des Mordes mit ihrem Bruder verbracht habe, weshalb er unschuldig gewesen sei.
Auch der Anwalt des 14-Jährige versagte damals kläglich. Der gestellte Rechtsvertreter war in Wirklichkeit ein Steuerbeauftragter ohne Erfahrung, der sogar verabsäumte, Berufung gegen das Todesurteil einzuleiten. Dies hätte zumindest die Hinrichtung verzögert. Schon vor 76 Jahren kämpften Ortsgemeinden und Bürgerrechtsorganisationen für eine Aufhebung des Urteils. Der damalige Regierungschef Olin Johnson lehnte dies kategorisch ab.
Mord und keine Hinrichtung
Die Eltern mussten am 16. Juni 1944 zusehen, wie ihr Sohn vom Staat ermordet wurde. Immer wieder sprachen die Geschwister von blankem Rassismus, da weiße Geschworenen in nur zehn Minuten über das Leben eines Minderjährigen entschieden. Schuld und Unschuld wurde damals nie hinterfragt, da das Leben eines Schwarzen nichts wert war.
Immer wieder bemühten sich Organisationen um eine Wiederaufnahme des Falles. Das Hauptargument war hierbei das erzwungene Geständnis. 2014 wurde das Urteil gegen George Stinney Jr. schlussendlich aufgehoben. Nun gilt der Fall als Justizfehler und der Tod des 14-Jährigen als Mord und nicht als Hinrichtung.
Folge uns auf Social Media!