Ein vom „Standard“ veröffentlichtes Video hat breite Empörung ausgelöst: Es zeigt prominente FPÖ-Mitglieder bei einem Begräbnis, bei dem ein Lied gesungen wurde, das von der Schutzstaffel (SS) verwendet wurde.

Umstrittenes Lied bei Begräbnis
Bei dem Begräbnis des früheren FPÖ-Bezirksrats und Mitglieds der deutschnationalen Burschenschaft Olympia, Walter Sucher, wurde das Lied „Wenn alle untreu werden“ gesungen. Dieses Lied hat eine zentrale Rolle in der Liederpflege der SS eingenommen und besingt das „heil’ge deutsche Reich“. Die jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) haben deshalb Anzeige wegen Wiederbetätigung bei der Staatsanwaltschaft Wien erstattet.
Zwei Tage vor der Nationalratswahl trugen #FPÖ-Politiker, darunter Wiens Listenerster Harald Stefan, Norbert Nemeth und Martin Graf "Olympen" zu Grabe. Auf dem Begräbnis wurde das SS-Treuelied gesungen. https://t.co/SBNxBcydmD pic.twitter.com/nORH8AM3Uo
— DER STANDARD (@derStandardat) September 28, 2024
Kandidaten der heutigen Nationalratswahl anwesend
Prominente FPÖ-Politiker, darunter die Nationalratsabgeordneten und Listenerster Harald Stefan und Martin Graf sowie Klubdirektor Norbert Nemeth, die alle auch bei der heutigen Nationalratswahl für die FPÖ kandidieren, waren laut dem Video bei der Zeremonie anwesend. Auch Ex-Klubchef Johann Gudenus war unter den Teilnehmern. Ob sie an der Stelle, die laut dem Extremismusforscher Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) nach dem Verbotsgesetz strafbar sein könnte, mitsangen, ist nicht bekannt.
Politische Reaktionen und Forderungen
Mehrere Parteien reagierten mit scharfer Kritik auf das Video. Die Grünen bezeichneten die Ereignisse als einen weiteren Beweis, dass die FPÖ rechtsextrem sei. Justizministerin Alma Zadić forderte die ÖVP und SPÖ auf, klare Haltung zu zeigen. SPÖ-Chef Andreas Babler appellierte auf X an die Wählerinnen und Wähler, die Demokratie zu schützen und die SPÖ zu wählen, um das Land nicht in die Hände dieser Personen geraten zu lassen. NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos äußerte gegenüber der APA die Hoffnung, „dass allen Parteien – insbesondere der ÖVP – diese rechtsextremen Umtriebe der FPÖ bei Koalitionsverhandlungen bewusst sind“.
ÖVP will keine Koalition mit Kickl
Die Volkspartei kritisierte speziell die „Kickl-FPÖ“ unter Obmann Herbert Kickl. Sie betonte, dass solche Vorkommnisse belegen, dass Kickl keine Berührungsängste mit Rechtsextremen habe und bekräftigte, dass es mit ihm keine Zusammenarbeit geben werde.
„Kellernazis“
Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft und IKG Wien, kritisierte die FPÖ in deutlichen Worten: „Wer vergessen hat, warum die FPÖ als Partei der Kellernazis bezeichnet wird, den erinnern FPÖ-Kandidaten mit SS-Lied-Hintergrund daran.“ Er betonte, dass die FPÖ-Kandidaten weiterhin Verbindungen zu NS-Gedankengut haben.
Reaktion der FPÖ
Die FPÖ reagierte empört auf die Veröffentlichung der Videoaufnahmen und warf den Kritikern vor, das Begräbnis einer Privatperson politisch zu instrumentalisieren. Ein Sprecher der Partei betonte gegenüber der APA, dass die FPÖ keinen Einfluss auf die Planung und Gestaltung der Zeremonie gehabt habe. Die Parteiführung bezeichnete die Vorwürfe als pietätlos und schäbig.
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