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AUS KROATIEN

Neuartige Krankheiten durch eingeschleppte Zecken in Österreich

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FOTO: Adam Cuerden/ Wikimedia Commons

Die Zeckenart Hyalomma marginatum, die das gefährliche Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen kann, könnte in Österreich dauerhaft heimisch werden. Begünstigt durch milde Winter und den Klimawandel, hat sich diese Zeckenart bereits vereinzelt in Österreich gezeigt. Neueste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass die Riesenzecke auf eine bisher unbekannte Weise ins Land gelangt: mittels Automobilen.

Von Zugvögeln zur Fahrgemeinschaft

Bisher ging man davon aus, dass die Hyalomma marginatum durch Zugvögel nach Österreich gebracht wird. Eine aktuelle Studie im Fachmagazin „Ticks and Tick-borne Diseases“ hat jedoch gezeigt, dass diese Zecken auch als blinde Passagiere in Autos einreisen. Expertinnen und Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) haben diese neuartige Reiseart dokumentiert und präsentieren damit einen bisher unbekannten Einwanderungsweg.

Gesundheitsrisiken und molekulare Untersuchungen

Die Wahrscheinlichkeit einer Etablierung dieser Zeckenart in Österreich steigt, da im Gegensatz zu den durch Zugvögel eingeschleppten Nymphen, die noch eine Blutmahlzeit und Zeit zur Entwicklung benötigen, die aus Kroatien mitgebrachten Zecken bereits ausgewachsene weibliche und männliche Exemplare waren. Dies begünstigt die Paarung und die Etablierung einer Population in Österreich.

Molekularbiologische Untersuchungen der eingeschleppten Exemplare ergaben keinen Nachweis des Krim-Kongo-Fieber-Virus. Bei einem Exemplar wurde jedoch Rickettsia aeschlimannii nachgewiesen, ein Bakterium, das verschiedene Krankheiten wie Rocky-Mountain-Fleckfieber und Flecktyphus verursachen kann. Erkrankungen mit diesem Bakterium wurden in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten allerdings nicht dokumentiert.

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Foto: iStockphoto

Zecke von Zadar mit nach Wien gereist

Dieses bemerkenswerte Phänomen wurde im Rahmen eines AGES-Citizen-Science-Projekts entdeckt. Bürger sind aufgerufen, verdächtige Zecken zu melden, die größer sind als heimische Arten und gelb gestreifte Beine haben. Im Mai und Juni 2024 meldeten mehrere Personen, dass sie während ihrer Rückkehr aus Kroatien solche Zecken in ihren Autos oder zu Hause entdeckt hatten. Kroatien ist die Österreich nächstgelegene Region, in der Hyalomma-Zecken endemisch vorkommen.

Ein besonders auffälliger Fall führte eine dieser Riesenzecken bis nach Wien. Ein Urlauber, der zuvor in Zadar an der dalmatinischen Küste weilte, fand eine Zecke in seinem Auto bei seiner Ankunft in Wien und schickte sie an das AGES-Labor. Dort wurde die Zecke als Hyalomma marginatum identifiziert.

Diese Studie ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis der potenziellen Ausbreitung neuer Zeckenarten in Österreich. Die AGES betont, dass die Verbreitung solcher gesundheitlich gefährlichen Zeckenarten ein ernstzunehmendes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt.