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KULTUR

Jugo oder Tschusch: Wie sich Südslawen tatsächlich in Österreich fühlen

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(FOTO: iStock)

Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien werden als Tschuschen oder Jugos bezeichnet. Sie gelten als fleißige Arbeiter und gut integrierte Bürger. Wir räumen mit einigen Vorurteilen auf.

  • Nicht jeder Mensch der Wurzeln am Balkan hat, wird gerne als Jugo oder Tschusch genannt. Warum auch? Diese Bezeichnungen sind Ethnophaulismen, zu Deutsch Beschimpfungen, minderwertige Kosenamen.
  • Experten für alles: Hängt ein ić an deinem Nachnamen dran, wird automatisch angenommen, dass du über Kenntnisse von den Tankstellen-Preisen in Kroatien bis zu den „Jugo-Kriegen“ verfügst. Insbesondere Menschen der zweiten oder dritten Generation sind in Österreich geboren und kennen die Heimt ihrer Eltern nur aus dem Urlaub. Ihr Name macht sie nicht zwingen zu Balkan-Spezialisten.
  • Deine Qualitäten sind vielfach einsetzbar: Du hast das Glück in einem Unternehmen gelandet zu sein, dass nichts mit Baustellen oder Integration zu tun hat? Dann zählst du zu den Glücklichen, die das große Los gezogen haben und von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert werden. Doch der Schein täuscht, man wird trotz Studium und hervorragenden Qualifikationen als Paradebeispiel für den Vorzeige-Jugo herhalten müssen. Als Anlaufstelle zu Themen wie Gastarbeiter, Zuwanderung oder Flüchtlinge bist du immer bereit für deine Mitmenschen Rede und Antwort zu stehen.
  • Jeder „Jugo“ ist automatisch ein Dolmetscher. Wenn du Kenntnisse über BKS hast, kommst du als Übersetzer überall gut an. Hier gilt jedoch auch – wenige von uns können auch tatsächlich die eigene Muttersprache einwandfrei sprechen. Geschweige denn Dokumente oder Reden übersetzen.
  • Eigenes Milieu: Menschen aus dem Balkanraum verfügen über eine eigene „Fortgeh“-Mentalität. Was für den Österreicher das Gasthaus oder der Heurigen ist, ist für den Südslawen das Kaffeehaus. Kafana. Das ist das Wohnzimmer eines jeden „Jugos“. Betritt man die Stamm-Kafana, vergisst man dass man sich auf österreichischen Boden befindet. Das Gefühl der „alten Heimat“ zaubern Turbo-Folk-Klänge oder Sevdah-Schnulzen.
  • Auch wenn man hier geboren wurde oder aufgewachsen ist, bekommt man für seine gelungene Integration immer Komplimente. Hat man es geschafft sich einen österreichischen Dialekt anzueignen, erobert man das Herz eines jeden FPÖ-Wähler. Denn man ist ja anders als die anderen Ausländer.