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Pendler-Chaos droht: ÖBB sperrt Weststrecke für knapp vier Wochen (STRECKENPLAN)

FOTO: ÖBB
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Pendler brauchen Geduld: Die Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten wird für knapp vier Wochen gesperrt. Umfangreiche Reparaturen nach dem Hochwasser stehen an.

Nach den verheerenden Überschwemmungen im September wird die modernisierte Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten ab kommendem Montag für knapp vier Wochen außer Betrieb genommen. Der Zugverkehr wird in dieser Zeit über die historische Trasse durch den Wienerwald umgeleitet. Für Pendler bedeutet dies eine Verlängerung der Fahrzeit um eine halbe Stunde. Die Sperre gilt vom 12. Mai bis einschließlich 5. Juni, während dieser Zeit müssen alle Züge die alternative Route nutzen.

Die bereits angekündigte Unterbrechung betrifft den Streckenabschnitt zwischen der Bundeshauptstadt und St. Pölten, einschließlich des Atzenbrugger und Lainzer Tunnels sowie des Bahnhofs Tullnerfeld. Notwendig wird die Sperre für umfassende Instandsetzungsarbeiten und den Abbau provisorischer Lösungen. Die ÖBB haben vorab kommuniziert, dass Einschränkungen im gesamten Fern- und Nahverkehr unvermeidlich seien.

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Für Reisende im Fernverkehr bleibt das Angebot an Zugverbindungen jedoch nahezu unverändert. Die Railjets der Weststrecke werden größtenteils weiterhin direkt über den Wiener Hauptbahnhof bis zum und vom Flughafen Wien verkehren.

Einschränkungen im Nahverkehr

Für mehrere Nahverkehrslinien ergeben sich Fahrplanänderungen, Zugausfälle und teilweise Ersatzverkehr mit Bussen. Betroffen sind die Linien S80, S50, CJX5, REX50, REX51, R40, S40 und S4. Die Ersatzbusse verkehren unter anderem zwischen Tullnerfeld und St. Pölten sowie zwischen Tullnerfeld und Tulln und sind durch ein spezielles Farbsystem gekennzeichnet.

Passagiere der S80 (Wien-Hütteldorf – Wien Hauptbahnhof) und S50 sowie REX50 (Wien-Hütteldorf – Wien Westbahnhof) können alternativ die Verkehrsmittel der Wiener Linien nutzen. Die ÖBB-Fahrkarten werden auf bestimmten Streckenabschnitten der U-Bahn-Linien U3, U4 und U6 sowie der Straßenbahnlinien 6 und 18 anerkannt.

Direkte Zugverbindungen von Graz zum Flughafen Schwechat werden während der Bauarbeiten nicht angeboten. Im Nahverkehr westlich von Wien und im Stadtgebiet selbst erfolgt eine teilweise Neuorganisation der Verbindungen. Die ÖBB erklären: „Durch die Umleitung des Fern- und Güterverkehrs über alternative Routen wie die alte Weststrecke, die Tullnerfelderbahn und die Verbindungsbahn sind Einschränkungen leider nicht zu vermeiden.“

Trotz der begrenzten Kapazitäten bemühe man sich, ein möglichst umfangreiches Angebot aufrechtzuerhalten. Dennoch räumen die Bundesbahnen ein, dass die Sperrung „erhebliche Auswirkungen auf den Nahverkehr in der Ostregion“ haben werde.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnete die betroffene Strecke als „zentrale Lebensader des öffentlichen Verkehrs in der Ostregion“. Sie verwies darauf, dass die ÖBB ausreichend Zeit zur Vorbereitung gehabt hätten, und erinnerte an das Verständnis vieler Fahrgäste während der hochwasserbedingten Zugausfälle im Herbst und die damals unzureichenden Ersatzkapazitäten der Bundesbahnen.

FOTO: ÖBB
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Verkehrslandesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) betonte, die Sperrung der Westbahnstrecke treffe Pendler und Schüler „mit voller Wucht“. Er forderte von den ÖBB eindeutige und zuverlässige Informationen für die Fahrgäste, um Planungssicherheit zu gewährleisten.

Umfangreiche Bauarbeiten

Nach den Überschwemmungen hatten die ÖBB für ein „Weihnachtswunder“ gesorgt und die Strecke durch das Tullnerfeld am 15. Dezember 2024 nach dreimonatiger Unterbrechung wieder in Betrieb genommen. Dies wurde möglich, indem Ersatzteillager aus ganz Österreich geleert und – unter Einhaltung der Sicherheitsstandards – einige vorübergehende Lösungen implementiert wurden.

Diese provisorischen Einrichtungen werden nun laut ÖBB insbesondere im stark flutgeschädigten Tunnel Atzenbrugg zurückgebaut und durch neue Komponenten ersetzt. Zusätzlich werden mobile Hochwasserschutz-Elemente zur Abschirmung des Bauwerks installiert und für den Ernstfall getestet.

Darüber hinaus werden der Unter- und Oberbau der Weststrecke im unterspülten Bereich nahe der Perschling vollständig erneuert. Der erheblich in Mitleidenschaft gezogene Bahnhof Tullnerfeld wird nach Angaben der Bundesbahnen ebenfalls hochwassersicher gemacht. Zu diesem Zweck werden beispielsweise Leitungen und Verteiler der Haustechnik höher positioniert als bisher.

Die 25-tägige Sperrung der modernisierten Weststrecke wird außerdem genutzt, um die Bahnsteige an diesem Halt zu verlängern. Im Lainzer Tunnel werden nach dem außergewöhnlichen Hochwasser am Wienfluss Arbeiten durchgeführt, die während des regulären Betriebs nicht möglich sind. Kabeldurchführungen werden abgedichtet und sicherheitstechnische Anlagen erneuert.

Zusätzlich werden Elemente der Stromversorgung wie Verteilerkästen in höhere Positionen entlang der Tunnelwände verlegt. In der Weichenhalle Hadersdorf erfolgt ein Austausch von Oberbau, Weichen und Gleisen.

Zudem wird die Tunnelfunkanlage modernisiert und erweitert, wie die ÖBB mitteilten.