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INTERVIEW

Peter Dobcak über Rauchverbot: „In Österreich wollen wir alles zu Tode kontrollieren“

(v.ln.r.) Sebiha Alagić Zečić, Besitzern von Marengo; Peter Dobcak, Obmann der Gastronomen in der Wirtschaftskammer Wien; Denis Zečić. Geschäftsführer von Marengo;Dejan Sudar, Herausgeber von KOSMO (FOTO: KOSMO)

Im Marengo, einem der bekanntesten Balkan-Restaurants Wiens trafen wir den Obmann der Gastronomen der Wirtschaftskammer Wien, Peter Dobcak, sowie Restaurant-Besitzerin Sebiha Alagić Zečić und sprachen über das kommende Rauchverbot und darüber, was auf Gastronomen sowie Gästen zukommen könnte.

Peter Dobcak stattete gestern dem Marengo einen Besuch ab und sprach mit KOSMO und Sebiha Alagić Zečić über die Zukunft der Gastronomie in Österreich in Bezug auf das neue Gesetz.

In einer angenehmen Atmosphäre und bei einem reichhaltigen Tisch voller kulinarischer Spezialitäten von höchster Qualität wurde über die potentiellen, möglichen Lösungen für Gastronome und Gäste gesprochen. Die Themen wie ganzjährige Schanigärten und längere Öffnungszeiten für sie sowie Food-Truck-Konzept und leichtere Betriebsanlagenregelungen standen an der Tagesordnung.

Kulinarische Vielfalt in Wien

Die Vielfalt an Gastronomiebetrieben in Österreich und vor allem in Wien ist enorm groß. Nichtdestotrotz sind die Regelungen für die Eröffnung eines Gastro-Betriebes unheimlich streng und kompliziert, weshalb viele Menschen auf solche Geschäftsideen verzichten.

“ Es geht jetzt darum, die kulinarische Vielfalt durch eine Erleichterung der Rahmenbedingungen und durch weniger Vorschriften und vor allem durch mehr Wertschätzung gegenüber Gastronome zu erhalten“, so Peter Dobcak.

„Inklusive Kaffeehäuser haben wir fast 10.000 Gastronomiebetriebe in Wien und die Vielfalt ist enorm. Diese Vielfalt ist vor allem groß, wenn es um die Balkan-Küche geht, die von den Österreichern gerne gegessen wird. Es geht jetzt darum, dieses Angebot durch eine Erleichterung der Rahmenbedingungen und durch weniger Vorschriften und vor allem durch mehr Wertschätzung Gastronomen gegenüber zu erhalten. Immer wieder sagen Leute ´ich habe es versucht aber die Vorschriften sind zu streng und ich sperre wieder zu´ Das ist sehr schade. Die Vorschläge für mögliche Lösungen gehen in beide Richtungen. In Österreich, haben wir leider die Tradition, dass wir alles zu Tode kontrollieren wollen aber das geht nicht. Um diese Kontrolle zu erreichen, werden noch mehr Auflagen gebracht, was wieder mehr Bürokratie und mehr Arbeit für einen Beamten bringt. Es ist schade, dass durch die Menge der Vorgaben die Beamten von vielen Unternehmen als Feinde betrachten werden. Ein Beamte muss eigentlich nur das Gesetz umsetzten. Daher soll der Ruf eigentlich an den Gesetzgeber gehen. Es obliegt ihm, die Gesetze und Vorschriften zu erleichtern, damit jeder seine Arbeit in Ruhe machen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Vertrauen. Es ist wichtig zu merken, welches Unternehmen zumindest die wenigen der vorgegebenen Vorschriften einhält. Die wichtigsten Aspekten sind Hygiene, Sicherheit und Steuer. Das muss auf jeden Fall vorhanden sein und der Rest soll jeder Betrieb für sich selbst entscheiden.“, so Peter Dobcak.

Er und sein Team arbeiten seit Jahren daran, nicht nur die Rahmenbedingungen für Gastronomen zu erleichtern, sondern auch die Vielfalt zu unterstützen. Ein neuer Trend, der voraussichtlich in Wien Einzug finden soll, ist das Food-Truck-Konzept. „Wir beschäftigen uns schon drei, vier Jahren damit. Die Grundidee war 30, 40, 50 fixe Standorte in Wien zu bekommen, wo nicht dieselben Trucks andauernd stehen müssen, sondern sich abwechseln können. Erstens kommt somit jeder zu einem guten Standort und zweitens die Gäste haben eine Abwechslung. Aber scheitert dabei wieder an Genehmigungen, an Bürokratie und an den Vorgaben, weil, wenn man ein Food-Truck dort hinstellt, dann braucht man Wasser, Abwasser und Strom. Dann gibt es Behörden, die sagen, dass das Konzept zu Stadtbild nicht passen. Da sind wir aber guter Hoffnung.“

Bei Food-Truck-Konzept scheitert es wieder an Genehmigungen.

Neues Gesetz – große Verantwortung

Strenge Kontrollen des neuen Rauchverbots wurden bereits ab Mitternach (31.10.) in der ganzen Statt finden angekündigt. Das scheint aber das geringste Problem für Gastronomen zu sein. Wegen des neuen Gesetzes werden alle rauchende Gäste vor den Lokalen rauchen müssen. Die Besitzer haften allerdings für den Lärm und Schmutz vor den Türen ihrer Lokals.

„Die Gastronomen sollen für den Lärm nicht verantwortlich sein“, Peter Dobcak.

„Gastronomen haben alles in ihren Lokalen vorbereitet und jetzt wünscht sich der Gesetzgeber, dass alle vor der Tür stehen. Dafür muss man die Rahmenbedingungen erleichtern oder die Möglichkeit geben, dass sich die Menschen über das ganze Jahr irgendwohin setzten können. Die Gastronomen sollen für den Lärm nicht verantwortlich sein. Was können Sie dafür, wenn die Leute zu laut sind.Wir haben jetzt die Gelegenheit für Winter-Schanigärten, aber diese sind 12 Quadratmeter groß, was, erstens, zu wenig ist und zweitens dürfen sie nur auf Gehsteigen und nicht auf den Straßen aufgestellt werden. Zudem muss man sie um 23 Uhr wegräumen. Meisten Betrieben haben länger als 23 Uhr offen und somit keinen Platz, um diese Sachen aufzustellen. Außerdem sind die Mitarbeiter da, um Essen und Getränke zu servieren und nicht den Möbel jeden Tag zu transportieren. Die Forderung ist ganz klar: ganzjährige Schanigärten in Verbindung mit einer Betriebspflicht. Ein weiterer Punkt sind die Öffnungszeiten von Schanigärten. Die meisten Betreibe haben bis oder nach Mitternacht geöffnet. Es wäre also naheliegend, wenn auch die Schanigärten bis Mitternacht, zumindest in der Sommerzeit, offen sein dürfen.

Stimme der Gastronomen

Auch das beliebte Balkan-Restaurant in Wien muss mit negativen Änderungen oder zumindest mit einer Dosis Ungewissheit rechnen.

„Natürlich denke ich, dass wir mit Verlusten rechnen müssen, weil unsere Gäste seit Jahren daran angewohnt sind, dass es bei uns eine Raucherzone gibt. Ich vermute, dass die Menschen das vermissen werden und sich dementsprechend wünschen würden, dass es eine Möglichkeit oder einen Raum gibt, wo sich rauchen können“, zeigt sich die Besitzerin des Marengos besorgt.

„Es muss eine Alternative geben“, so Sebiha Alagić Zečić

„Die Gastronomen miteinzubeziehen und ihnen eine Alternative zu bieten, wäre eine bessere Lösung. Gesetze einfach zu verabschieden und keine Alternative anzubieten ist keine Lösung. Wie diese Alternative gestaltet wird ist eine andere Frage, aber es muss sie geben.“

Marengo ist für seine außerordentlichen Spezialitäten in der ganzen Stadt bekannt. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um direkt nachzufragen, auf welche Neuigkeiten sich die Gäste in Zukunft freuen können.

Grillplatte mit den besten Fleischstücken. (FOTO: KOSMO)

„Wir haben jetzt das Gold-Tomahawk-Steak, das zurzeit das bekannteste Highlight bei uns ist. Es kommen laufend neue Ideen. Wir beziehen unsere Mitarbeiter immer  mit ein, gemeinsam entwickeln wir immer etwas Neues und versuchen innovativ zu sein. Der Trend geht jetzt ein bisschen weg von Fleisch und Richtung Gemüse. Dementsprechend gehen wir auch mit der Zeit. Außerdem fokussieren wir uns auf unsere jüngsten Gäste. Ich kann exklusiv sagen, dass wir gerade dabei sind, mit zwei kleinen Kindern gemeinsam eine neue Speisekarte zu entwickeln, die extra nur für Steaks ist. Das Steak wird „Mein best friend Steak“ heißen. Sie malen die Karten und suchen selber aus, was auf die Karten kommt.“