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ZUWANDERUNG

„Reine Araber-Klasse“: Notstand bei Deutschförderung an Schulen

FOTO: iStock/Rawpixel
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In den Wiener Mittelschulen ist die Sprachförderung ein zunehmend komplexes Thema. Viele Experten fordern, Deutsch integrativ zu lehren. Doch die Realität sieht anders aus: Kaum eine Klasse besteht mehrheitlich aus deutschsprachigen Schülern, was die Eingliederung der zuwandernden Kinder erschwert.

Deutschförderklassen unter Beschuss

Deutschförderklassen stehen seit Jahren in der Kritik. Diese Klassen bieten Schülern ohne ausreichende Deutschkenntnisse 15 bis 20 Wochenstunden intensiven Sprachunterricht. Nach zwei Jahren müssen sie die Klassen verlassen und können „sitzenbleiben“, wenn der Abschlusstest nicht bestanden wird. Ein Mittelschullehrer aus Wien wendete sich verzweifelt an die Heute-Zeitung: „Bei uns ginge jede Klasse als Deutschförderklasse durch, wir haben seit heuer sogar eine reine Araber-Klasse. Wenn die Türkin aus der DfK kommt, ist sie das Alien.“ Er schlägt kleinere Klassen mit maximal zehn Schülern vor, die von zwei Lehrern betreut werden. In Wien sind es derzeit 20 bis 25 Kinder pro Klasse.

Ein zentrales Problem in Wiener Schulen ist das Fehlen von Sprachvorbildern. Sogar in Gymnasien nutzen Schüler umgangssprachliche Ausdrücke wie „Gemma Billa“. Laut einer Studie der Universität Wien halten sich 70 % der befragten Direktoren nicht vollständig an die ministeriellen Richtlinien, was den Reformbedarf verdeutlicht. Christian Klar, ein Direktor einer Wiener Mittelschule, unterstützt die Abschaffung der sogenannten Stammklassen.

Probleme mit Rechnen von 1 bis 10

Eine Grazer Volksschullehrerin beschreibt die Herausforderungen mit deutlich begrenzten Ressourcen in „Klartext“ auf Ö1: „Wir haben Kinder aus Syrien, Afghanistan, Türkei, die können nicht nur kein Deutsch, die können als 9-Jährige nicht einmal von 1 bis 10 rechnen.“ Sie fordert kleinere Klassengrößen und mehr Schulautonomie, um Schüler länger in den Sprachförderklassen zu halten.

Die Frage der Integration

Die Leiterin einer Studie der Universität Wien betont, dass ein segregiertes Modell für Neuankömmlinge sinnvoll sein könne, sprich, dass diese in eigenen Schulen oder Klassen unterrichtet werden. Das Ziel jedoch die schnelle Integration in deutschsprachige Klassen sein sollte. Das zentrale Problem ist jedoch, dass Schulen schon jetzt aus allen Nähten platzen.