Während Lehrkräfte mit dampfenden Schülern im Unterricht kämpfen, deckt ein Selbstversuch auf: E-Zigaretten landen ohne Alterskontrolle in jugendlichen Händen.
Die E-Zigarette hat bei Jugendlichen in Oberösterreich die klassische Tabakzigarette überholt. Laut einer ESPAD-Studie (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs) gab fast ein Drittel der befragten 14- bis 16-Jährigen an, im Vormonat E-Zigaretten konsumiert zu haben. Im internationalen Vergleich liegt Österreich mit 21 Prozent bei 15-Jährigen etwa im Durchschnitt der HBSC-Länder (20 Prozent), jedoch niedriger als in Deutschland (23 Prozent) und der Schweiz (24 Prozent).
Die grüne Landtagsabgeordnete Anne-Sophie Bauer beschreibt die Situation als äußerst problematisch: „Mehrmals haben sich in letzter Zeit Pädagogen auch direkt an uns gewandt und von den Problemen mit Vaporizern oder Nikotinbeuteln im Klassenzimmer berichtet“, erklärt sie gegenüber „Heute“. Ein Schulleiter aus Oberösterreich habe ihr mitgeteilt, dass Schüler die elektronischen Dampfgeräte sogar während des Unterrichts benutzen würden. „Das Lehrpersonal scheint sehr überfordert zu sein“, so die Politikerin.
„Auch die Polizei wurde schon eingeschaltet, es wurden Gespräche mit betroffenen Schülern geführt. Die Politik muss hier aber eingreifen und darf die Lehrkräfte nicht allein lassen“, betont Bauer. Die Jugendsprecherin der Grünen fordert verstärkte Jugendschutzkontrollen und kritisiert, dass Testkäufe in Oberösterreich bislang nur bei Alkohol und Tabakwaren in Trafiken und Supermärkten durchgeführt werden.
⇢ Shein, Temu & Co. – Giftige Chemikalien in Billigware gefunden!
Mangelnde Kontrollen
„Sie müssen aber auch in spezialisierten Vape-Shops und vor allem im Internet gemacht werden. Gerade der Online-Handel ist hier ein großes Problem.“ Dieser müsse „penibelst kontrolliert“ und „gegebenenfalls bestraft werden“.
Um die Situation zu veranschaulichen, führte die Politikerin einen eigenen Test durch und bestellte eine E-Zigarette im Internet. „Ein Altersnachweis wurde nie abgefragt. Wir haben daraufhin verschiedene Anbieter kontaktiert und nachgefragt, wie sie den Beleg überprüfen.“ Keiner der Händler habe auf ihre Anfrage reagiert. „Dass Jugendliche Nikotin im Internet hürdenlos bestellen können wie einen Nagellack oder Shorts, kann wohl nicht sein“, kritisiert Bauer die mangelnden Kontrollen. Die Politik sei gefordert, den Zugang „klar zu kontrollieren, um den Jugendschutz zu gewährleisten“.
Gesundheitsrisiken und alarmierende Trends
Warum das Dampfen besonders riskant ist, erläuterte Suchtexperte Rainer Schmidbauer vom Institut Suchtprävention pro mente OÖ kürzlich im Gespräch mit „Heute“: „Beim Rauchen gibt es Unterbrechungsphasen.“ Während eine herkömmliche Zigarette irgendwann aufgeraucht sei und eine natürliche Konsumpause entstehe, fehle diese Begrenzung beim Vapen.
Das kontinuierliche Inhalieren führe zu einer stärkeren Belastung des Körpers. Zudem entstünden auch beim Dampfen schädliche Verbrennungsstoffe.
Besorgniserregend ist auch der Konsum von Nikotinbeuteln, die laut aktueller ESPAD-Erhebung 2024 bereits von drei Prozent der 15-jährigen Jugendlichen täglich verwendet werden – bei Buben mit 5,1 Prozent deutlich häufiger als bei Mädchen (1,2 Prozent). Neue Daten deuten darauf hin, dass der Konsum von Nikotinprodukten bei Jugendlichen in den letzten beiden Jahren rasant gestiegen ist und mittlerweile den Rückgang beim Zigarettenkonsum überkompensiert.
Folge uns auf Social Media!