Giftige Chemikalien in Billigprodukten, Weichmacher 229-fach über dem Grenzwert: Asiatische Online-Giganten wie Temu und Shein bedrohen nicht nur Österreichs Handel, sondern auch die Gesundheit der Konsumenten.
Chinesische Onlineplattformen gefährden mit ihren Geschäftspraktiken nicht nur den österreichischen Handel, sondern bringen auch zahlreiche Billigprodukte mit gesundheitsschädlichen Chemikalien ins Land. Greenpeace warnt vor Substanzen, die weit über den gesetzlichen Grenzwerten liegen – darunter die als besonders problematisch geltenden PFAS, auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt. Besonders alarmierend: Bei einem getesteten Schuh von Shein wurden Weichmacher in 229-facher Überschreitung des erlaubten Grenzwerts nachgewiesen.
Mit aggressiven Marketingstrategien und extremen Niedrigpreisen haben Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress in den vergangenen Jahren den europäischen Markt erobert. Die Umweltschützer kritisieren, dass dies auf Kosten von Verbrauchern, Umwelt und fair agierenden Händlern geschieht. Die heimische Wirtschaft reagiert mit deutlicher Kritik. Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will bezeichnet die Fernost-Anbieter als „Generation von Onlinehändlern, die sich am mangelnden EU-Rechtsvollzug bereichern“ – zulasten österreichischer Konsumenten, Händler und der Umwelt.
Der verzerrte Wettbewerb hat Temu bereits auf den vierten und Shein auf den neunten Platz der umsatzstärksten Onlineshops in Österreich katapultiert. Will sieht „hunderttausende Menschen“ als Leidtragende durch Wohlstands- und Arbeitsplatzverluste sowie negative Umwelt- und Gesundheitsfolgen. Greenpeace-Wirtschaftsexpertin Ursula Bittner verurteilt das Geschäftsmodell scharf: „Shein und Temu fluten Europa mit Billigprodukten. Dieses Geschäftsmodell ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko für die Gesundheit der Verbraucher, sondern basiert auf unfairen Arbeitsbedingungen und gefährdet die Umwelt.“
Die Gesundheitsrisiken sind mittlerweile durch mehrere Untersuchungen belegt. Eine im Dezember 2023 veröffentlichte Analyse von Partyartikeln zeigte bei Lichterketten von Temu Phthalat-Weichmacher, die den Grenzwert um das 70-fache überschritten. Bei denselben Produkten wurden kurzkettige Chlorparaffine gefunden, die sogar um das 150-fache über dem erlaubten Limit lagen. Diese Chemikalien stehen im Verdacht, hormonelle Störungen und andere gesundheitliche Probleme zu verursachen.
Rasantes Wachstum
Die Marktposition der asiatischen Anbieter wächst rasant. Laut Erhebungen des Marktforschungsinstituts NielsenIQ zählen Temu und Shein bereits zu den zehn umsatzstärksten Onlineshops in Österreich – Temu belegt 2024 den vierten, Shein den neunten Rang. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China dürfte heuer zu erheblichen Warenströmen nach Europa führen. Anders als traditionelle Händler setzen diese Plattformen auf Direktlieferungen aus China, vorwiegend per umweltbelastender Luftfracht, ohne Verantwortung für Produktsicherheit, Steuern oder Umweltstandards zu übernehmen.
Die NIQ-Daten zeigen, dass die fernöstlichen Anbieter mehr als die Hälfte ihrer Umsätze in den Bereichen Bekleidung, Haushalt und Elektronik generieren. Im vergangenen Jahr hat bereits ein Viertel aller Österreicher mindestens einmal bei Temu eingekauft, 16 Prozent bei Shein und 5 Prozent bei AliExpress. Die Zollfreigrenze von 150 Euro werde systematisch ausgenutzt – mit gravierenden Folgen für den heimischen Handel (4,5 Milliarden Euro Umsatzeinbußen), die Innenstädte (15 Prozent Leerstand) und die Steuereinnahmen (750 Millionen Euro Mehrwertsteuer-Ausfall).
Auch in anderen Ländern häufen sich die alarmierenden Befunde. Südkoreanische Gesundheitsbehörden stellten bei der Untersuchung von 144 Produkten fest, dass Sandalen von Temu den erlaubten Bleiwert um das 11-fache überschritten, während in Mützen erhöhte Mengen des als krebserregend geltenden Formaldehyds nachgewiesen wurden. Dennoch wächst die Beliebtheit dieser Plattformen kontinuierlich.
Gegenmaßnahmen
4-Punkte-Plan gegen Online-Riesen aus Fernost
1. Senkung der 150-Euro-Zollfreigrenze auf 0 Euro: 2024 wurden 4,6 Mrd. Pakete mit Waren unter 150 Euro aus Fernost nach Europa geliefert, laut EU-Kommission zwei Drittel davon falsch deklariert. 91 Prozent stammen aus China. Betrüger umgehen systematisch Zölle und Steuern, etwa durch Teillieferungen.
2. Mehr Ressourcen für Zollbehörden und strenge Importkontrollen: Produkte von Temu, Shein und AliExpress enthalten oft verbotene Chemikalien. Bei Spielwaren liegt die Beanstandungsquote bei bis zu 100 % der Testkäufe. Dennoch gelangen solche Produkte wegen unzureichender Kontrollen ungehindert auf den Markt.
3. Einführung einer Paketabgabe auf B2C-Sendungen von Drittstaaten-Plattformen: Mit jährlich rund 4,6 Milliarden Paketen aus Fernost wächst nicht nur die Müllflut, sondern auch der CO2-Ausstoß durch klimaschädliche Transportwege, meist per Luftfracht. Greenpeace und der Handelsverband fordern die Einführung einer Paketabgabe auf B2C-Sendungen aus Drittstaaten.
4. Temporäre Sperre bei wiederholtem Rechtsbruch: Fernost-Plattformen umgehen vielfach EU-Vorgaben – meist ohne Konsequenzen. Wiederholte Rechtsverstöße müssen zu temporären Plattform-Sperren führen.
Die günstigen Online-Produkte von Temu, Shein & AliExpress weisen teils massive Sicherheitsm
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