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KRIEGSVERBRECHEN

Serbien gab flüchtigem Kriegsverbrechen-Angeklagten die Staatsbürgerschaft

(FOTO: BIRN)

Serbien hat dem bosnischen Serben Mirko Vrućinić, der wegen Kriegsverbrechen angeklagt ist, zwei Monate vor seiner Flucht aus Bosnien, die serbische Staatsbürgerschaft gewährt. Der ehemalige Militärpolizist ist seitdem auch nicht mehr vor Gericht aufgetaucht, um seine Verteidigung vorzulegen und den Prozess abzuschließen.

Im August 2020 ließ Vrućinić über seinen Anwalt Brank Gudalo ausrichten, dass er sich nach Serbien abgesetzt hat, weil sein Verfahren angeblich „unfair“ war. Seit 2015 läuft das Verfahren gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Er soll als ehemaliger Chef der öffentlichen Sicherheitsstation der Polizei in Sanksi Most, an einem gemeinsamen kriminellen Unterfangen teilgenommen haben, welches Mord, Zwangsumsiedlung, rechtswidrige Inhaftierung und das Verschwinden-lassen von Menschen umfasste. Die bosnische Staatsanwaltschaft hat sich mehrmals an Serbien gewandt und angefragt, ob Vrućinić eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. Die Belgrader Behörden wollten allerdings nicht kooperieren. Unter anderem nicht, weil auch sie daran zweifelten, dass Vrućinić in Bosnien und Herzegowina einen fairen Prozess haben kann.

„Wir können nicht wissen, ob alle seine Rechte respektiert wurden, insbesondere das Recht auf ein faires Verfahren, wenn man alle objektiven Umstände berücksichtigt, unter denen Mitglieder des serbischen Volkes wegen Straftaten, die während des Bosnienkrieges von bosnischen Institutionen und internationalen Gerichten begangen wurden, strafrechtlich verfolgt wurden “, so das serbische Innenministerium.

Das Auslieferungsabkommen zwischen Bosnien und Serbien gilt nicht für Personen, die wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen angeklagt sind. Deshalb verlassen bosnisch-serbische Angeklagte mit serbischer und bosnischer Staatsbürgerschaft häufig das Land, um einer möglichen Verurteilung zu entgehen.