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MEHR ALS SPORT

Serbien und Kroatien qualifizieren sich für WM: Bosnien feiert am härtesten? (VIDEO)

(FOTO: zVg.)

Gestern qualifizierten sich gleich zwei Balkanländer für die kommende Weltmeisterschaft: Serbien und Kroatien. Dies wurde selbstverständlich feucht-fröhlich gefeiert, allen voran in Bosnien. Klingt komisch, ist aber so.

Der Sieg der serbischen Fußballnationalmannschaft über Portugal war ein überraschender. Wenig überraschend war jedoch die Tatsache, dass die damit gelungene Qualifikation für die WM nicht nur in Serbien selbst gefeiert wurde.

Bosnischer Bürgermeister: „unsere Mannschaft hat gewonnen“
Auch im ethnisch gespaltenen Bosnien-Herzegowina freute man sich lautstark über den Sieg der „eigenen Champions“, wie dies manch ein bosnischer Politiker betitelt würde. In der größten Stadt der Republika Srpska, Banja Luka feierte auch der Bürgermeister Draško Stanivuković.

Er teilte Fotos auf Facebook, auf welchen zu sehen ist, wie er sich das Match mit seinen Freunden ansah. „Wir sind stolz auf den Erfolg unserer Fußballspieler heute Abend. Wir bewegen uns zur Medaille“, schrieb Stanivuković. Viele werden sich jetzt fragen, warum „UNSERE Fußballspieler“ und „wir bewegen UNS“?

Ethnische Serben halten zu Serbien und nicht Bosnien
Das ist einfach erklärt, aber für „Nicht-Balkanesen“ schwer zu verstehen. Die bosnisch-herzegowinische Entität Republika Srpska wird mehrheitlich von Personen bewohnt, die sich der serbischen Volksgruppe zugehörig fühlen. Oft wird auch von „bosnischen Serben“ gesprochen. Aus diesem Grund ist es gar nicht verwunderlich, dass sich der amtierende Bürgermeister über den Sieg „seiner Mannschaft“ freut.

Stanivuković ist jedoch keine Ausnahme. Es handelt sich vielmehr um ein serbisches Gemeinschaftsgefühl. Ganz Banja Luka feierte. Neben serbischen Fahnen und Shirts waren auch Lieder über typisch serbische Themen zu hören: den Kosovo, den Zaren Lazar und Miloš Obilić – Schlüsselfiguren des serbischen Nationalepos über die Schlacht am Amselfeld.

Es geht um mehr als nur Sport
Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, so feiert die bosnische Bevölkerung viel mehr bei Erfolgen der „ethnischen Heimaten“ – ergo Kroatien und Serbien – als bei jenen der eigenen Nationalmannschaft. Die Feierlichkeiten in Banja Luka sind nur ein Beispiel für viele Partys in der Vergangenheit. Auch ethnische Kroaten aus Bosnien feiern gerne und lautstark die Siege Kroatiens.

Auch wenn es banal klingen möchte, dass ein „bosnischer Serbe bzw. Kroate“ bei Sportereignissen zu Serbien bzw. Kroatien hält, so hat dies in vielen Fällen rein gar nichts mit dem Sport per se zu tun. Es ist vielmehr eine politische Haltung, die man vertritt und eine Identitätsfrage. Fragen und Probleme, die seit Ende des Jugoslawienkrieges ungelöst blieben und bis heute die Gesellschaft spalten.

Ein Video von den Feiern auf den Straßen Banja Lukas findet ihr auf der zweiten Seite!