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Jahrelange Haft

Sie ließ ihre eigene Mutter töten – und kommt jetzt unter Jubel frei (FOTOS)

(FOTO: Screenshot Youtube/Dr. Phil)
(FOTO: Screenshot Youtube/Dr. Phil)

In einem Fall, der die USA erschütterte, wurde Gypsy Rose Blanchard, eine 32-jährige Frau, die ihre Mutter nach jahrelanger Misshandlung ermorden ließ, am Donnerstag auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen.

Eine Sprecherin der Justizbehörden in Missouri bestätigte, dass Blanchard 85 Prozent ihrer ursprünglichen Haftstrafe verbüßt habe. Blanchard war 2016 des Mordes zweiten Grades an ihrer Mutter Dee Dee Blanchard für schuldig befunden worden. Der Fall sorgte für großes Aufsehen, da nach der Tat ans Licht kam, dass Dee Dee Blanchard ihrer Tochter über Jahre hinweg Krankheiten angedichtet hatte.

Schwerer Missbrauch durch Mutter

Gypsy Rose Blanchard wuchs nicht in einer normalen Familie auf. Ihre Mutter, eine Frau, die von den Ermittlern später die Diagnose „Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom“ bekam, schuf ein Netz aus Lügen und Täuschungen, um ihre Tochter krank und hilflos zu halten. Gypsys Mutter hielt sie wie eine Gefangene“, sagte einer der Anwälte Blanchards im Gerichtsverfahren 2016. Sie war gezwungen, im Rollstuhl zu sitzen, wurde künstlich ernährt und musste zahlreiche unnötige medizinische Eingriffe und Behandlungen ertragen. Sie rasierte ihr beispielsweise auch den Kopf.

„Gypsys Mutter missbrauchte sie körperlich und medizinisch, gab ihr Medikamente, die sie nicht brauchte, ließ sie Behandlungen durchlaufen, die sie nicht brauchte“, erinnert sich der Anwalt. Sie lebte isoliert und ohne Schulbildung, während ihre Mutter die Welt glauben ließ, sie leide an Leukämie, Muskeldystrophie und anderen schweren Krankheiten.

(FOTO: Youtube/Dr. Phil)

Mordkomplott

Inmitten dieser dunklen Realität lernte Gypsy Rose im Internet einen jungen Mann kennen, der später zu ihrem Komplizen wurde. «The Bitch is dead», schrieb Gypsy Rose Blanchard im Juni 2015 auf Facebook. Ihr Freund Nicholas Godejohn hatte zuvor Gypsys Mutter Dee Dee mit 17 Messerstichen getötet. Auf Wunsch von Gypsy. So zumindest erzählt sie es immer wieder – bis heute.

Blanchard bekannte sich schuldig, den Mord geplant zu haben. Ihr Freund wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, während Blanchard aufgrund der jahrelangen Misshandlungen durch ihre Mutter eine vergleichsweise kurze Haftstrafe erhielt.

Freilassung

Am Donnerstag wurde Gypsy Rose Blanchard aus einer Haftanstalt in Missouri auf Bewährung entlassen, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend. In den sozialen Medien wird ihre Freilassung gefeiert. Millionen von Nutzern finden, die Mutter Dee Dee habe den Tod verdient, Gypsy sei eine Heldin, die zu Unrecht im Gefängnis gesessen habe.

Krankenhausmitarbeiter missbraucht über 100 Leichen

Gypsy sagt, sie hoffe, dass ihr Fall als abschreckendes Beispiel diene. In missbräuchlichen Beziehungen sei Mord nie ein Ausweg. «Es gibt immer einen anderen Weg. Man kann alles tun, aber man sollte nicht diesen Weg einschlagen.» Sie versuche nun, sich und ihrer Mutter zu verzeihen.

Dieser Fall hat in den USA nationale Aufmerksamkeit erregt und wurde in mehreren TV-Formaten verarbeitet. Er wirft ein grelles Licht auf das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, eine seltene psychische Störung, bei der Betroffene anderen – meist ihren Kindern – absichtlich gesundheitliche Schäden zufügen. Sie erhoffen sich dadurch Aufmerksamkeit und Fürsorge für sich selbst.