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INTERVIEW

Slaven Došlo: „Privat hasse ich es, zu schauspielern!“

FOTO: Igor Ripak

DIE WELT DER SCHAUSPIELEREI. Neben vielen anderen Einsätzen hat ihn seine Rolle in der neuen Serie und im gleichnamigen Film „Vojna akademija“ sowie auch die Hauptrolle im Film „Biser Bojane“ in den Orbit der Megapopularität geschossen. KOSMO stellt Ihnen Slaven Došlo vor, ein neues Gesicht in der Balkan Schauspiel- und Filmszene.

KOSMO: Eine der Hauptrollen im Film „Biser Bojane“ ist einer deiner größten Fernseherfolge. Wie sind deine Eindrücke?
Slaven Došlo: Ich habe schon in den Filmen „Pored mene“ und „Panama“ Hauptrollen gespielt, aber in diesem Film hat es mich besonders gefreut, unter anderem weil ich mit Vanja (im Film die Lola) zusammengearbeitet habe, für die dies der erste Film war. Wir sind nämlich schon seit unserer Kindheit befreundet und haben zusammen die Schulbank gedrückt. Und ich muss betonen, dass dieser Dreh ein echter Genuss war, denn wir waren am Meer und haben das Drehen, gelinde gesagt, genossen (lacht)! Wer den Film mit all diesen Kulissen der montenegrinischen Küste schon gesehen hat, weiß, wovon ich spreche…

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Vergangenen Freitag feierte der neueste Balkan-Filmhit „Biser Bojane“ Premiere in Wien und KOSMO ließ sich so ein Spektakel auf keinen Fall entgehen.

 

Was war in deiner Karriere bisher die größte Herausforderung?
Naja, jede neue Rolle ist ein bisschen anders. Jedes Mal bist du wieder unsicher, als hättest du nie etwas Ähnliches gemacht. Jede Rolle hatte irgendeinen „catch“. In „Panama“ waren es mehrere Sexszenen, und das ist (war) natürlich tabu… in „Pored mene“ war das der erste schwule Kuss am Balkan, und das ist, wie wir alle wissen, kontrovers… Die Rolle im Film „Vlažnost“ ist mir auch wichtig, denn dieser Film hat uns zum berühmten Festival „Berlinale“ gebracht, wo ich am „Berlinale Talents“-Programm teilgenommen habe und Gelegenheit hatte, Workshops vieler wichtiger Künstler zu besuchen, darunter Meryl Streep. Dann kam „Vojna akademija“ als großes Projekt, denn die dazugehörige Serie war enorm populär und hatte hohe Einschaltquoten. Und jetzt am Ende „Biser Bojane“ als echter kommerzieller Film für die breite Öffentlichkeit.

Das Wiener Publikum hat dich unlängst als Đorđe Popović gesehen, als jungen Arzt und feinen, zurückhaltenden Menschen … Hast du von dieser Figur vielleicht selber etwas gelernt?
Naja, ich habe einen etwas anderen Zugang zu den Dingen des Lebens, auch in der Arbeit… Irgendwie habe ich durch diese Figur begriffen, was es bedeutet, wenn du deine Eltern niemals kennengelernt hast, was das für ein Nachteil bei der Entwicklung deiner Identität ist und welche Art von Unsicherheit das mit sich bringt. Wir haben uns in dem Film auf die komische Seite dieser Situation konzentriert, aber das war die Basis, von der ich ausgehen musste, damit diese Figur später so funktionieren konnte.

FOTO: Goran Đukanović

Wie viel Ähnlichkeit gibt es zwischen dir privat und dem Đorđe, den du spielst?
Es gibt immer sozusagen eine gewisse Anpassung der Persönlichkeiten zwischen der Figur und dir selbst. Ich kann ebenso wenig alle Figuren spielen, wie alle Figuren mit mir korrespondieren können. Du spielst mit deinen Gefühlen, siehst aus wie du, aber gehst einfach anders an die Dinge heran… Sicherlich gibt es gewisse Ähnlichkeiten, aber das sollte ich nicht entscheiden, sodass… Es gibt sie und es gibt sie nicht (lacht)…

In „Vojna akademija” bist du ein arroganter und geheimnisvoller Typ und in „Biser Bojane“ ein feiner, süßer. Welche Figur steht dir eigentlich näher?
Hm.. Das kommt darauf an, wie ich gelaunt bin. Normalerweise bin ich fein wie alle Menschen aus der Vojvodina (lacht), aber es gibt auch Momente, in denen ich überhaupt nicht fein bin. Also je nach Bedarf, sozusagen.

Interessieren dich auch privat Vögel mehr als Mädchen, so wie in „Biser Bojane“?
In Wirklichkeit habe ich die Dinge ein bisschen vertauscht (lacht)…

Wenn jemand von Beruf Schauspieler ist, stellt sich die Frage, wie viel schauspielerst du privat?
Ich hasse es, privat zu schauspielern. Ich hasse es auch, wenn ich es muss. Aber zufällig entdeckst du in deiner Jugend, dass du das manchmal musst, und auch, dass du manchmal etwas verschweigen musst, weil es so, sagen wir, leichter ist. Ich glaube, dass diese Wahrheit irgendwie schauspielerisch notwendig ist – eine Wahrheit im Umgang mit anderen Menschen. Ich hatte eine Zeit in meinem Leben, in der ich dachte, dass wir alles sagen können, ohne uns weiter Gedanken zu machen, denn wir sind sowieso alle gleich. Aber mit der Zeit habe ich begriffen, dass ich mit den Füßen am Boden bleiben und manchmal schauspielern muss…

Kurz & knackig

Wenn ich nicht Schauspieler wäre, wäre ich… Diplomat.

Die Aufgabe des Künstlers ist es, … Fragen zu stellen.

Das beste Antidepressivum ist… ein Gespräch mit Freunden.

Mein unerfüllter Traum ist… mich teleportieren zu können.

Der Moment des größten Glücks… die Geburt meines Neffen.

Der Moment der größten Trauer… immer der Verlust eines geliebten Menschen.

Du sagst, dass du es hasst, privat zu schauspielern. Gibt es noch andere Dinge, die du privat nicht magst?
Ansonsten gibt es nicht viel, das mich nervt oder aus dem Takt wirft. Ich versuche zu verstehen. Ich versuche, mich geistig nicht allzu sehr in die Entscheidungen anderer Leute hineinzuversetzen, sondern handle nach dem Prinzip: Sag mir, was du hast, und ich sage dir, was ich habe. Wenn du mir z.B. nicht alles sagst, weiß ich nicht, was du denkst. Darum bin ich mehr für eine direkte Beziehung, und dass man immer weiß, woran man ist.

Wie verstehst du dich denn mit Frauen, weil doch bei ihnen immer etwas zwischen den Zeilen zu lesen ist?
Naja, irgendwie geht auch das. Bisher konnten wir uns verständigen (lacht)…

Was unweigerlich kommen wird, vor allem mit den Fernsehproduktionen, ist eine immer größere Popularität. Was hast du damit verloren und was gewonnen?
Im Prinzip habe ich nichts verloren. Es ist schön, wenn die Menschen auf das reagieren, was du machst, wenn sie mit dir in Kontakt treten wollen. Das kann manchmal anstrengend sein, weil man sich fühlt, als müsse man immer da sein und die Leute unterhalten, aber auf der anderen Seite ist es auch immer angenehm, wenn jemand auf dich zukommt und etwas Nettes sagt oder dich auf der Straße anlächelt. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen du gerade nicht in der Stimmung bist, zu lächeln, aber das ist die andere Seite der Medaille und die gibt es in jedem Beruf. All das ist Teil der Arbeit.
Dies ist eine öffentliche Arbeit, du musst deinem Publikum zur Verfügung stehen. Natürlich gibt es Grenzen (lacht). Aber du gewinnst viel mehr, als du verlierst.

FOTO: Igor Ripak

Du bist zur Premiere nach Wien gekommen, was gefällt dir in dieser Stadt am besten?
Ich hatte leider noch nicht viel Gelegenheit, mich genauer in der Stadt umzusehen. Aber als ich zum Beispiel mit meinen Eltern hierhergekommen bin, stand immer der Prater ganz oben auf meiner Liste. Ich bin ein Adrenalin-Junkie, darum wollte ich unbedingt alles ausprobieren und mich selbst herausfordern. Wien ist wirklich eine Stadt, die ihre Geschichte und Kultur hat und damit ist es eine echte Reise wert. Und weil ich aus der Vojvodina bin, erinnert mich alles so an meine Heimatstadt, nur dass es um ein Mehrfaches größer, weitläufiger, beeindruckender ist. Ich bin völlig fasziniert davon, dass hier so viele unserer Landsleute leben, dass man überhaupt nicht das Gefühl hat, im Ausland zu sein, was paradox ist (lacht)…

Bei der Premiere haben wir gesehen, dass du hier schon richtige Fans hast. Womit könnten wir dich hier halten?
Mit einem guten Gehalt und weniger Arbeitszeit (lacht)! Scherz beiseite, ich bin niemand, der so große Dinge plant wie sein Land zu verlassen. Und da meine Karriere gerade begonnen hat, würde ich jetzt nirgendwohin umziehen. Ich würde mich wirklich freuen, mit meiner Arbeit möglichst viele Länder zu bereisen, Noch besser wäre es, wenn es irgendwelche Projekte oder andere Gründe für eine Zusammenarbeit gäbe. Ich finde es immer interessant, Menschen aus anderen und verschiedenen Kulturen kennenzulernen, die ganz anders aufgewachsen sind als wir und mit denen man sich dennoch gut verstehen kann. Auf diese Weise begreift man, was eigentlich in den zwischenmenschlichen Beziehungen das Wesentliche ist.

FOTO: Igor Ripak

Steckbrief
Vorname und Name: Slaven Došlo
Geboren: 11. April 1991, Sombor (Serbien)
Ausbildung: Kunstakademie
Beruf: Bühnen und Fernsehschauspieler
Größte Unterstützer: die Familie
Motto: Es gibt keine Zufälle.