Haben Sie Deutsch gelernt?
Ich spreche auf Deutsch, ich kenne die Regeln, denn ich habe mit den Kindern oft Hausübungen gemacht, aber mein Vokabular ist schmal. Mein Englisch ist sehr gut, und hier sprechen alle Englisch. Ich weiß, dass mein Leben viel einfacher wäre, wenn ich richtig Deutsch lernen würde, denn jeder Brief, den ich bekomme, macht mir Kopfschmerzen. Aber ich habe neben der Arbeit einfach keine Zeit. Manchmal mache ich sogar zwei Jobs parallel, beide mit voller Arbeitszeit. Das laugt einen aus, und auch das intensive Ungarischlernen hat mich ausgelaugt.
Was planen Sie weiter?
Ich würde mich gerne in der Gastronomie selbständig machen, denn ich denke, da wäre ich erfolgreich. Aber ohne Deutschkenntnisse wäre das zu schwer, also wird das sicher meine starke Motivation werden. Ich habe den Wunsch, auch Bühnenprojekte zu machen, wahrscheinlich in einer Stand-up-Form. Außerdem trage ich mich mit dem Gedanken, ab und zu Gastspiele von Kunstprojekten aus Belgrad zu organisieren. Da habe ich schon erfolgreiche Versuche gemacht.

Unlängst haben Sie eine Bühnenrolle auf Deutsch gespielt, obwohl Sie es gar nicht sprechen. Wie das?
Das war eine große Prüfung für mich. Und stellen Sie sich vor, ich habe sie bestanden! Das ganze war auf einer Laienspielbühne und das Ehepaar, das diese Bühne leitet, hat mich in der Bar kennengelernt. Sie haben einen Text mit dem Titel ’Tante Marcel’ ausgegraben, in dem eine der Hauptpersonen Ausländer ist. Dadurch sind die schlechten Sprachkenntnisse und die Fehler des Schauspielers schon entschuldigt, weil sie aus dem Stück heraus gerechtfertigt sind. Das Publikum hat die Vorstellung sehr gut angenommen, alle waren mit dem, was ich gezeigt habe, zufrieden und ich war glücklich, dass ich in einer Sprache spielen konnte, die ich noch gar nicht spreche.
„Mir fehlen meine Freunde, mir fehlt das Schauspiel…. Wissen Sie, als Belgrader Schauspieler habe ich in Wien nichts zu suchen.“
Was gefällt Ihnen besonders in Wien und was gefällt Ihnen nicht?
Mir gefällt das ausgezeichnet konzipierte System und das Funktionieren der Multikulturalität, in der es für niemanden schwer ist und in der auch ich hervorragend funktioniere. Was mir nicht gefällt, ist das Verhältnis einiger gebürtiger Österreicher zu den Zuwanderern und, dass sie sich selber für eine Elite halten. Ich weiß nicht, ob sie eine zu hohe Meinung von sich und ihrem Volk haben oder eine zu schlechte von den Wienern mit Migrationshintergrund. Im Alltagsleben stört mich absolut nichts.
Was würde Sie mir gerne in zehn Jahren über sich erzählen können?
Ich würde gerne ein Pendlerleben zwischen Belgrad und Wien führen. Das würde bedeuten, dass ich in Belgrad meine Batterien auflade und in Wien arbeite und Geld verdiene. Mir fehlen meine Freunde, mir fehlt das Schauspiel…. Wissen Sie, als Belgrader Schauspieler habe ich in Wien nichts zu suchen. In Belgrad bekomme ich damit Rollen und kann spielen. Meine Priorität ist, dass ich für meine Kinder ein Nest in der Krone irgendeines hohen Baumes baue, von dem aus sie einen guten Blick auf die Welt haben und leicht davonfliegen können, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Solange das nicht der Fall ist, bleiben meine persönlichen Wünsche Träume. Seien wir darum realistisch: In zehn Jahren würde ich Ihnen gerne sagen können, dass ich auf Deutsch sprechen, lesen, schreiben und fluchen kann.
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