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VORAUSSETZUNGEN

So viele Personen entscheiden, wer ihr Millionen-Erbe erhält

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(FOTO: OTS/Hanna Fasching; iStock)

Marlene Engelhorn entscheidet sich, ihr Erbe nicht für sich zu behalten, sondern stattdessen „zu verteilen“. Eine bemerkenswerte Wendung, denn nun sollen 50 Personen die Zukunft ihres Vermögens bestimmen.

Mit 50 Teilnehmern, 25 Millionen Euro und nur einer Entscheidung: Marlene Engelhorn nimmt die Verteilung ihres Vermögens in die Hand. In einer kürzlich stattgefundenen Präsentation stellte die Millionen-Erbin ihre innovative Idee vor. Ein Bürgerinnen-Gremium namens „Guter Rat für Rückverteilung“ wird gebildet, um kreative Ansätze für die Verteilung der 25 Millionen Euro zu entwickeln. Die wissenschaftliche Begleitung dieses einzigartigen Vorhabens wird vom FORESIGHT Institut unter der Leitung von Christoph Hofinger übernommen.

Während einer Pressekonferenz am 9. Jänner enthüllte Engelhorn ihre Vorstellungen darüber, wie das beträchtliche Erbe aufgeteilt werden soll. Die 31-Jährige plant, dem Bürgerinnen-Gremium die Entscheidung zu überlassen und betont, dass sie selbst keinerlei Einfluss darauf nehmen wird. Dabei schließt sie verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke aus.

„Ich habe immer gesagt, ich möchte mindestens 90 Prozent rückverteilen, und jetzt geht es endlich um diese Rückverteilung“, sagte Engelhorn und zeigte sich „wahnsinnig aufgeregt“. Die Vermögensverteilung in Österreich weist deutliche Ungleichheiten auf und wird als ungerecht empfunden. Etwa 50 Prozent aller Vermögen sind im Besitz des reichsten Prozentes der Bevölkerung. Diese Ungleichheit hat weitreichende negative Auswirkungen auf die soziale Struktur, das politische System und sogar die Medienlandschaft. „Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen.“

Es wird jedoch behauptet, dass der Staat in Bezug auf die Ungleichheit wenig unternimmt und seiner Verpflichtung, Steuern auf Vermögen und Erbschaften zu erheben, nicht nachkommt. Aus diesem Grund unterstützt sie die Idee eines Bürgerrats, inspiriert vom Beispiel des Klimarats. „Wenn man auf die Menschen hört, kommen wirklich unglaubliche Dinge dabei heraus.“ Durch die finanzielle Unterstützung von Engelhorn wird ein solches Gremium nun ins Leben gerufen. In diesen Tagen werden 10.000 Einladungen verschickt.

Stichprobenartig ausgewählt

Christoph Hofinger vom Foresight Institut (ehemals Sora) erläuterte, dass aus dieser zufällig ausgewählten Gruppe durch ein zweistufiges Verfahren 50 Personen und 15 Ersatzmitglieder ausgewählt werden sollen, um repräsentativ für die Bevölkerung über 16 Jahren in Österreich zu sein. „Bei den 10.000 Empfänger der Einladung des Guten Rats handelt es sich um eine zufällige Stichprobe aus dem Zentralen Melderegister“, so Hofinger. „Der Gute Rat für Rückverteilung soll die gesamte Breite der österreichischen Bevölkerung abbilden. So werden Menschen aus allen Altersgruppen, Bundesländern, sozialen Schichten und mit diversen Hintergründen vertreten sein.“

1.200 Euro pro Person

Schließlich werden 50 Mitglieder für den „Guten Rat“ ausgewählt, sowie 15 Ersatzmitglieder, die einspringen können, falls jemand ausfallen sollte. Das oberste Ziel des Organisationsteams ist es, die Teilnahme für jeden zu ermöglichen. Daher sind die Tagungen barrierefrei gestaltet, und es werden bei Bedarf auch Kinderbetreuung und Dolmetscher bereitgestellt. Die Kosten für An- und Abreise, Verpflegung und Übernachtungen werden ebenfalls vom „Guten Rat“ übernommen. Die Treffen finden zwischen März und Juni in Salzburg statt.

Außerdem erhalten die Teilnehmer für ihren zeitlichen Einsatz eine Aufwandsentschädigung. Marlene Engelhorn erklärt: „Diese Diskussion ist ein Beitrag zur Demokratie, und die 50 sollten angemessen entschädigt werden.“ Jedes Wochenende wird mit 1.200 Euro vergütet, und auch die Ersatzmitglieder erhalten eine Entschädigung dafür, dass sie ihre Wochenenden freihalten.

Während der Tagungen werden Beiträge aus Wissenschaft, Philanthropie und zivilgesellschaftlichen Organisationen präsentiert. Eine professionelle Moderation gewährleistet, dass alle Gedanken, Ideen und Einwände gehört werden und in die Diskussion einfließen. Marlene Engelhorn hat keinen Einfluss mehr darauf, welche Ideen der Rat letztendlich entwickelt und wie er die 25 Millionen Euro einsetzt. „Ich habe auch kein Veto-Recht“, so Engelhorn.