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Schulbeginn

Späterer Schulbeginn in Österreich: Ein Schritt in Richtung kindgerechtere Schulzeit?

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(FOTO: iStock/oatawa)

Schlaftrunken und übermüdet – so starten viele österreichische Schülerinnen und Schüler in ihren Schultag, der oftmals bereits um 8 Uhr beginnt. Doch es regt sich Widerstand gegen diesen frühen Unterrichtsbeginn. Einige Schulen wagen bereits den Schritt in Richtung einer kindgerechteren Schulzeit.

In der ländlichen Idylle ist der Schulbeginn oft noch früher angesetzt, mancherorts bereits um 7.15 oder 7.45 Uhr. Doch die morgendliche Stille trügt: Eine deutsche Studie hat ergeben, dass jedes dritte Kind unter Übermüdung leidet. Bei älteren Schülern ist die Quote sogar noch höher.

Vorreiter in Sachen späterer Schulbeginn ist die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAfEP) in Wien-Strebersdorf. Hier startet der Unterricht erst um 9 Uhr. „Wir wollten auf den Biorhythmus der Jugendlichen Rücksicht nehmen“, erklärt Direktorin Brigitte Cizek. Doch sie betont auch: „Einfach nur später anzufangen, ist nicht die Lösung, manche sind früher fit und wollen nicht am Abend endlos über ihren Hausübungen sitzen.“

Dem natürlichen Rhythmus überlassen

Diese Erkenntnis wird auch durch eine Studie der US-Universität Stanford unterstützt. Sie zeigt, dass Jugendliche in einer anderen Zeitzone leben als ihre Umwelt. Würde man sie ihrem natürlichen Rhythmus überlassen, wäre ihr Tagesablauf um eine Stunde nach hinten verschoben.

Auch in Deutschland gibt es positive Erfahrungen mit einem flexibleren Schulbeginn. Der Chronobiologe Till Roenneberg führte an einem Münchner Gymnasium eine Gleitzeit ein. Die Schüler konnten selbst entscheiden, ob sie zur ersten oder zur zweiten Stunde kommen. Das Ergebnis: Die Schüler schliefen besser und konnten sich im Unterricht besser konzentrieren.

Aufmerksamkeit zwischen 8.30 bis 10.10 Uhr am besten

In Wien hat die „Lernwerkstatt Brigittenau“ ebenfalls einen späteren Unterrichtsbeginn eingeführt. Direktorin Karin Fellner berichtet: „Wir merken eindeutig, dass die Aufmerksamkeit im Lernzeitblock von 8.30 bis 10.10 Uhr am besten ist.“

Doch wie viel Schlaf braucht ein Kind eigentlich? Die Amerikanische Akademie für Schlafmedizin empfiehlt für Kinder und Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren acht bis zehn Stunden Schlaf. Doch der Schlafforscher Achim Kramer warnt: „Für 80 bis 90 Prozent der Schüler ist acht Uhr zu früh.“

Wird sich dieser Trend durchsetzen?

Dieser Meinung ist auch der Studienleiter Horacio de la Iglesia aus Seattle: „Von Jugendlichen zu erwarten, dass sie um 7.30 Uhr wach und aufmerksam sind, ist so, wie das von Erwachsenen um 5.30 Uhr zu verlangen.“

Es bleibt abzuwarten, ob sich der Trend zu einem späteren Schulbeginn in Österreich durchsetzt.

Doch die ersten Erfahrungen sind vielversprechend. Vielleicht werden die Wecker in den Kinderzimmern bald eine Stunde später klingeln.