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KOMMENTAR

Startet Serbien einen finanziellen Kamikaze-Flug?

In Serbien entsteht ein neues Fußball-Stadion um 100 Millionen Euro
In Serbien herrscht Großteils Armut - dennoch wird mit Millionen jongliert. (FOTO: iStock)

Eine Million an den Notre-Dame spenden, 100 Millionen in das neue Stadion investieren. Eines der Länder in der schlechtesten ökonomischen Lage und verarmten Bevölkerung wirft mit Millionen von Euros um sich. Strategisch ausgeklügelt oder sinnlose Geldverschwendung?

Letzte Woche passierte das Notre-Dame-Unglück und der hölzerne Dachstuhl des Pariser Denkmales brannte – ein Schock für die ganze Welt. Serbische Medien zeigten sich jedoch wenig sensibel und bezeichneten den Brand als „Strafe Gottes“. Nach diesem Fauxpas spendete Serbien eine Million Euro für den Wiederaufbau der Notre-Dame. Laut serbischer Regierung, sollte die Geldspritze als Zeichen langjähriger Freundschaft dienen und dem Kulturerbe, eine rasche Wiedereröffnung ermöglichen. Doch die „Liebe Frau von Paris“ erhielt rund 845 Millionen Euro an Privatspenden und ist somit finanziell gut versorgt.

Was man von Serbien nicht behaupten könnte, weshalb auch viele Köpfe geschüttelt wurden als die eine Million ausgerechnet an die Notre-Dame gingen. Ob nun als freundschaftliche Geste oder weil der mediale Ausrutscher wieder glattgebügelt werden sollte, das Geld wäre im sozialen Ausbau Serbiens besser angelegt. Eine weitere Theorie ist, dass sich Serbien von seiner kameradschaftlichen Seite zeigen wollte und somit einen Schritt weiter in Richtung EU zusteuerte.

Wenn über die eine Million Köpfe geschüttelt wurden, dann werden nun welche rollen, denn Präsident Vučic plant ein nationales Fußballstadion in Serbien zu errichten.

Das neue Investment wird 430 Hektar groß und mit 60.000 Plätzen, nicht weniger als 100 Millionen Euro teuer. Der Koloss entsteht in Surčin, einem Vorort von Belgrad und wird eines der wichtigsten Nebensächlichkeiten Serbiens. Der Finanzminister Siniša Mali, betont, dass es dabei nicht nur um die Errichtung eines Stadions geht, sondern um die Investition in die sportliche Infrastruktur. So kann Serbien künftig auch als Gastgeber einer Meisterschaft wirken.

Was aber machen wir mit dem 100 Million teuren Stadion, wenn einmal keine Europa- oder Weltmeisterschaft stattfindet? Soll Ceca darin Konzerte geben?

Die Bevölkerung wird ärmer und die Zustände in Serbien verschärfen sich. Erst neulich zeigte der Bloomberg Index, eine finanzbezogene Ranking-Seite, dass sich das Land in einer katastrophalen Lage befindet und liegt, verglichen mit 62 Anderen, an zehnter Stelle der ärmsten Ökonomien.

Wie wir uns aus dieser Position wieder befreien und ein stabiles, fruchtendes Serbien für die Bevölkerung schaffen ist fraglich – mit einer Spende an ein finanziell sicheres Land und der Errichtung einer Sporthalle wird das jedenfalls nicht funktionieren.