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Arbeitswelt

Täuschend echte Büro-Show: Gen Z erfindet das Arbeits-Drama neu

Draufsicht einer gestressten Frau an einem Schreibtisch mit Laptop, Telefon und Notizbüchern.
(Foto: Pexels)

In der modernen Arbeitswelt entwickelt die Generation Z kreative Methoden, um den Eindruck von Produktivität zu erwecken. Taskmasking wird zur stillen Botschaft an die Arbeitgeber.

In der heutigen Arbeitswelt, in der viele Unternehmen verstärkt auf die Rückkehr ihrer Mitarbeiter ins Büro drängen, steht die Generation Z vor einer besonderen Herausforderung: Wie lässt sich der Eindruck von Produktivität vermitteln, um die Erwartungen der Vorgesetzten zu erfüllen? Diese jungen Arbeitnehmer, geboren zwischen 1997 und 2012, greifen dabei auf Techniken zurück, die man als „Taskmasking“ bezeichnet.

Der Begriff Taskmasking, der von The Guardian aufgegriffen wurde, beschreibt das Verhalten, bei dem man so tut, als wäre man beschäftigt, ohne es tatsächlich zu sein. Dazu zählen Handlungen wie das schnelle Gehen mit einem Laptop oder das demonstrative, laute Tippen auf der Tastatur, obwohl der Inhalt nichts mit der Arbeit zu tun hat.

Dieses Phänomen, das auf Plattformen wie TikTok an Popularität gewann, spiegelt die Anpassung an die neuen, strikten Büro-Rückkehrvorgaben wider. Junge Angestellte, die während der Pandemie das Arbeiten von zu Hause aus gewohnt waren, müssen sich nun an feste Bürozeiten und -orte gewöhnen und ihre Beschäftigung visuell darstellen.

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Kulturjournalistin Anne Helen Petersen beschrieb 2019 ein ähnliches Verhalten als „LARP-ing des eigenen Jobs“, was für „Live Action Role Playing“ steht. Dabei wird der Job entweder durch lange Meetings und Arbeitszeiten oder digital durch Massen-E-Mails und ständiges Chatten auf Plattformen wie Slack simuliert.

Taskmasking im Büro

Gabrielle Judge, eine Autorin und Influencerin, berichtet aus eigener Erfahrung über Taskmasking im Büro. Sie beschreibt, wie Kollegen den Anschein von Überarbeitung erweckten, während sie lediglich zum Mittagessen gingen oder mit ernsten Gesichtsausdrücken auf Bildschirme starrten. Gespräche am Wasserspender oder Kaffeepausen können ebenfalls als Taskmasking gelten, wenn dabei Arbeitsthemen angesprochen werden.

Cierra Gross, die Gründerin von Caged Bird HR, sieht in Taskmasking ein Symptom tieferliegender Probleme im Personalmanagement. Sie kritisiert den Drang der Arbeitgeber, die Belegschaft zurück ins Büro zu holen, oft nur aus Imagegründen. Sie weist darauf hin, dass sowohl schwächere als auch sehr effiziente Arbeiter Taskmasking betreiben, letztere, weil sie ihre Aufgaben zu schnell erledigen.

Trotz der wachsenden Überwachung von Mitarbeitern – eine Untersuchung aus 2021 ergab, dass 80 % der Unternehmen ihre Angestellten digital überwachen – bleibt Taskmasking eine Strategie, mit der Mitarbeiter versuchen, Kontrolle zu behalten. Judge bemerkt, dass die Generation Z, die viele ihrer Bildungsjahre remote verbracht hat, die Notwendigkeit, im Büro zu arbeiten, infrage stellt.

Taskmasking ist für sie Ausdruck von Frustration und eine stille Botschaft an die Arbeitgeber: Wie wichtig ist die physische Anwesenheit wirklich?