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KOSOVO

Vorwürfe aus Kosovo: Serbisches Kloster hätte im Krieg Albaner nicht beschützt

(FOTO: Bundesheer.at/Markus Weiss)

Nachdem das historische Serbisch-orthodoxe Kloster Deceni auf die Liste der bedrohten Kulturerbe-Stätten gesetzt wurde, kam es zu heftigen Anschuldigungen von kosovarischer Seite.

Die Serbisch-othodoxe Kirche hat die Vorwürfe der kosovarischen Seite vehement zurückgewiesen. Das historische Kloster Decani und sein Abt Sava zeigten sich empört über die Anschuldigungen. Auf der Seite des Belgrader Patriarchats hieß es in einer öffentlichen Stellungnahme: „Wir betonen noch einmal und wiederholen stolz, dass das Decani-Kloster mit seinem Abt und seinen Brüdern während seiner gesamten Geschichte und insbesondere während der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ein Zufluchtsort für viele Opfer war, unabhängig von Religion und Nation.“

Ausgelöst wurde die ganze Causa dadurch, dass der europäische Denkmalschutz-Verbund „Europa Nostra“ das Kloster im Dezember in die Liste der zwölf am stärksten bedrohten europäischen Kulturerbe-Stätten aufgenommen hatte. Im März stieg das Kloster weiter im gefährdeten-Ranking. Dies hat bei kosovarischen Nationalisten, aber auch Behörden, teilweise heftige kritische Reaktionen ausgelöst. Eine albanische NGO forderte sogar eine Untersuchung gegen Abt Sava. Man bezweifelte, dass das Kloster während des Kosovo-Krieges in den 1990er Jahren tatsächlich auch Albaner aufgenommen und geschützt hat.

Abt Sava wurde bekannt dafür, dass er in der Milosević-Ära viele albanische Familien ins Kloster aufnahm und ihnen Schutz bot. Er galt als einer der prominentesten Verfechter für die Beendigung des Kosovokrieges und für ein friedliches Zusammenleben. Während des Kriegs berichtete er vom Leid der Serben und Albaner und kritisierte Milosevićs Politik. Als einer der wenigen entschuldigte er sich bei den Kosovo-Albanern für das Unrecht, das ihnen angetan wurde.

UNESCO-Kulturerbe
Das serbisch-orthodoxe Kloster Decani, eines der bedeutendsten Klöster im Kosovo, gelangte in den vergangenen Jahren immer wieder ins Visier kosovo-albanischer Nationalisten. Seit dem Einmarsch der NATO im Kosovo 1999 wird das Kloster durch internationale Militärpräsenz geschützt. Der Bau des Klosters Decani im Kosovo begann schon im Jahre 1327. Es stellt eines der wichtigsten serbischen Heiligtümer dar und wurde 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.