Am Bahnhof von Novi Sad ereignete sich heute eine folgenschwere Tragödie, bei der 14 Menschen ums Leben kamen. Um 11:50 Uhr stürzte die seit 1964 nicht renovierte Überdachung der Station ein und begrub zahlreiche Personen unter sich.
Nach den neuesten Informationen kamen dabei 14 Menschen ums Leben. Unter den Opfern befindet sich auch ein sechsjähriges Kind. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić sprach den Angehörigen der Opfer sein tief empfundenes Beileid aus.
Ansprache des Präsidenten
„Verehrte Bürger Serbiens. Heute, um 11 Uhr 50, ereignete sich in unserem Land, in Novi Sad, eine große Tragödie. Am Hauptbahnhof in Novi Sad stürzte das Vordach auf eine große Anzahl von Menschen, die sich in der Nähe des Bahnhofs aufhielten. Fünf der Opfer sind noch nicht identifiziert, acht sind Staatsbürger Serbiens, eine der verstorbenen Personen stammt aus Nordmazedonien. Den Familien und allen Angehörigen möchte ich im Namen aller Bürger mein Mitgefühl ausdrücken,“ sagte Vučić.
Konsequenzen gefordert
„Ich fordere von der Oberstaatsanwaltschaft in Novi Sad, dass die Verantwortlichen für das Geschehene strafrechtlich verfolgt und streng bestraft werden. Ich fordere politische und strafrechtliche Verantwortung. In Zukunft werden wir unsere Brücken und die gesamte Infrastruktur häufiger und umfassender sanieren müssen, damit sich so etwas niemals wiederholt. Jede Nation ist wie eine Familie und hat ihre schweren Tage, Tage der Trauer und des Schmerzes. Heute ist ein solcher Tag für unsere serbische Familie. Einer der schwersten. Wir haben schreckliche Überschwemmungen und die Corona-Pandemie durchlebt, bei der wir Tausende Menschen verloren haben, aber solche Ereignisse lassen sich nicht rational erklären. Wir kennen immer noch nicht den Namen des Mädchens, das ums Leben kam. Wie rechtfertigt man das, und wem gegenüber? Es wird noch mehr Verantwortung, mehr Arbeit und mehr Kampf erforderlich sein,“ sagte Vučić in seiner Ansprache.
Präsident Vučić appellierte an die Nation, in dieser Zeit der Trauer zusammenzuhalten und den betroffenen Familien Beistand zu leisten. Gleichzeitig dankte er den Rettungskräften und Freiwilligen für ihren unermüdlichen Einsatz, Leben aus den Trümmern zu retten.
Die Hälfte der Opfer identifiziert
Laut der Oberstaatsanwaltschaft in Novi Sad sind die Ermittlungen im Gange, und bisher wurden 14 Leichen aus den Trümmern geborgen. Der Innenminister Ivica Dačić erklärte, dass unter den Opfern auch ein sechsjähriges Kind ist und dass drei Personen in kritischem Zustand im Klinischen Zentrum Vojvodine hospitalisiert wurden.Die Staatsanwaltschaft gab an, dass bisher sieben der Opfer identifiziert wurden, darunter zwei Frauen – A.R. (2004) und A.Ć.S. (1989) – sowie fünf Männer – H.S. (1997), M.M. (2003), Š.Đ. (1947), R.V. (1955) und S.V. (1979).
Luka Čaušić, Leiter des serbischen Katastrophenschutzes, erklärte gegenüber den Medien, dass die Bergungsarbeiten unter schwierigen Bedingungen fortgeführt werden. Das hohe Gewicht der Betonplatten erfordert größte Vorsicht, da jedwede falsche Bewegung die instabile Struktur gefährden könnte.
Konsequenzen und Aufarbeitung
Die Ermittlungen zur Unfallursache konzentrieren sich auf die jahrelang vernachlässigte Überdachung. Das Unternehmen Infrastruktura železnice Srbije erklärte in einer Mitteilung, dass das eingestürzte Vordach nicht Teil der Renovierungsarbeiten am Bahnhofsgebäude im Rahmen des Projekts für die Schnellbahnstrecke Novi Sad – Subotica war. Präsident Vučić hinterfragte, warum ausgerechnet diese ältere Struktur von den Renovierungsarbeiten ausgeschlossen war, während andere Teile der Station erneuert wurden.
Der Bürgermeister von Novi Sad, Milan Đurić, hat drei Trauertage ausgerufen, während am morgigen 2. November in ganz Serbien ein nationaler Trauertag stattfinden wird.
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