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ÜBERLEBENSKAMPF

Wie aus zwei Schicksalsschlägen pures Glück wird!

Mila und Mladen
FOTO: Amel Topcagic

ÜBERLEBENSKAMPF. Dies ist eine Geschichte ohne Pathetik über das Glück, das aus doppeltem Unglück entstanden ist, über zwei Tiefs im Leben und einen gemeinsamen Aufstieg. Dies ist die Geschichte über den Kampf und den Sieg über das Schicksal, über tagtägliche Herausforderungen und über die Liebe.

Bei ihnen war alles verschieden: die Welten, aus denen sie stammten, die Träume, die sie träumten, die Lebenswege, die sie eingeschlagen hatten. Wäre da nicht das Unglück, das sie erlebt haben, hätten sie sich sicher niemals getroffen, niemals verstanden, niemals lieben gelernt. Aber das Leben ist ein unglaublicher Regisseur und macht bisweilen aus dem Undenkbaren ein Märchen.

Mila – über ihren Unfall:

„Ich bin am 10. Juni 2014 verunglückt. Ich war alleine auf einer Dienstreise nach Serbien, als ich in Kroatien im überhitzten Auto einen Blutdruckabfall hatte und in die Bankette der Autobahn gefahren bin. Ich erinnere mich, dass aus einem Auto mit bosnischem Kennzeichen ein Mann gerannt kam, der blaue Handschuhe trug. Er sagte mir, er sei Krankenpfleger. Als ich ihn bat, mir zu helfen, aus dem Auto herauszukommen, sagte er, er würde mich lieber nicht bewegen, bevor die Rettung käme, die er gerufen hatte. Ich bat ihn zumindest um ein bisschen Wasser, aber er antwortete, dass ich wegen möglicher innerer Blutungen lieber nichts trinken sollte. Um mich zumindest ein bisschen abzukühlen, legte er mir eine Flasche mit kaltem Wasser auf die Beine. Aber als ich ihm sagte, dass ich die Kälte überhaupt nicht spürte, sah ich an seinem Gesichtsausdruck, dass das nicht gut war. Schon da war mir klar, dass meine Verletzung nicht ausweglos war.

Rehabilitation: „Sie haben mir gezeigt, wie ich meine Hände auf eine Weise benutze, von der ich nicht einmal wusste, dass sie möglich war.“ (FOTO: Amel Topcagic)

Zuerst brachte man mich in ein Krankenhaus in Slavonski Brod und dann nach Zagreb, wo ich operiert wurde. Dort kam mich auch mein Freund besuchen, mit dem ich damals zusammen war, und sagte mir, dass ihm das alles zu viel sei und dass er es nicht ertragen könne. Das tat mir sehr weh, denn ich fragte mich, wie ich aussähe, wie mein Leben nun sein würde und wie andere Menschen damit umgehen würden, nicht nur privat, sondern auch beruflich. Denn begriff ich, dass es so besser war, denn ich wäre eine Last für ihn gewesen und vor allem hätte ich mich schlecht gefühlt, wenn ich gemerkt hätte, dass jemand nur aus Mitleid mit mir zusammen ist. Zwei Wochen später wurde ich nach Graz überführt, wo ich weitere zwei Wochen im Krankenhaus verbrachte. Nach all dem machte ich für acht Monate eine Rehabilitation.“

Mladen –  über seine Krankheit:

„Im Mai 2015 war ich tagsüber mit schweren körperlichen Arbeiten im Wald beschäftigt und einen guten Teil der Nächte verbrachte ich mit Freunden. Ich war also unausgeschlafen und ziemlich ausgelaugt. Und dann tat der Teufel sein Werk. An diesem Morgen habe ich normal gearbeitet – bis zu dem Moment, als ich einen starken Schmerz in der rechten Seite des Kopfes spürte. Ich trank ein wenig Wasser und erwartete, dass es besser würde, aber ich stürzte und spürte meine Beine nicht mehr. Sie brachten mich in eine Ambulanz und dann ins Krankenhaus in Kosovska Mitrovica und später nach Kragujevac. Mir wurde gesagt, ich hätte einen schweren Schlaganfall erlitten, und ich war doch erst 25 Jahre alt. Ich war geschockt von der Diagnose, aber auch aufgrund der Tatsache, dass meine linke Seite komplett gelähmt war. Die Behandlung wurde in Belgrad im VMA fortgesetzt, und angesichts der schweren Schicksale der anderen Menschen dort entschied ich mich zu kämpfen und alle möglichen Rehabilitationen mitzumachen, um wieder gesund zu werden.“

UNGLÜCK Einige Dinge werden uns sehr schnell klar.

Mila – über die Rehabilitation:

„Die Erkenntnis, dass ich nie wieder würde gehen können, kam schrittweise. Wenn ein Unfall passiert, sind alle zuerst damit beschäftigt, dass der Mensch überlebt. Dann kommt die Stabilisierung der Vitalfunktionen an die Reihe, sodass das Aufstehen und Gehen ein sehr entlegenes Thema ist. Wenn ich genauer nachdenke, war mir nach dem Unfall klar, dass ich nicht mehr laufen konnte, aber in dem Moment, in dem dem Patienten die Wahrheit gesagt wird, ist das gar mehr so wichtig. Letztendlich kann man sehr leicht mobil werden, wie man an mir sieht, und wenn meine Hände so funktionsfähig wären, wie vor dem Unfall, würde ich ans Gehen überhaupt nicht denken.

In der Rehabilitation wurde mir geholfen, im Rahmen meiner Möglichkeiten selbständig zu werden. Sie lehrten mich, die Hände auf eine Weise zu benutzen, von der ich nicht ahnte, dass sie möglich war: Ich kann mich schminken, meine Augenbrauen zupfen, mich an- und ausziehen usw. Beim ersten Mal dauerte das Anziehen eineinhalb Stunden und einen ganzen Tag lang habe ich geübt, eine Münze vom Tisch aufzuheben. Das ist die Feinmotorik, die ich nicht mehr habe und die ich brauche. Nach der Rehabilitation bin ich in eine Depression verfallen, denn ich wusste, es würde ein langer Rekonvaleszenzprozess werden und es würden keine Wunder über Nacht geschehen. Aber ich bin geduldig und beharrlich. Ich bin in die Firma zurückgekehrt, in der ich vor dem Unfall gearbeitet hatte. Ich habe zu Hause gearbeitet und die Kollegen haben mir sehr geholfen. Überhaupt waren die Leute ganz normal zu mir, ohne Zurückhaltung und Verlegenheit. Obwohl ich dachte, es gäbe vielleicht Scheu und Ablehnung, waren sie manchmal streng, äußerten sich kritisch über meine Arbeit, und sie haben mich mit Sicherheit nicht geschont.

Am Anfang war meine Mutter bei mir, aber wegen des Visums und wegen ihres Gesundheitszustands musste sie bald zurückfahren. Der Plan war, dass ich Hilfe im Haushalt finden sollte, aber während ich noch überlegte, wie ich das anfangen würde, fuhr ich in die Therme Ribarska Banja bei Kruševac und dort stellte mir gleich eine Ärztin Mladen vor. Es gab dort auch andere junge Patienten in Rollstühlen, auch schwerere Fälle als meinen, aber mir gefiel Mladens Verständnis für alles und seine Hartnäckigkeit beim Üben. Er war sehr fleißig und hatte daher bei der Gesundung auch den größten Erfolg.“

Mila
Mila Glišović: „Bevor mein Baby sitzen konnte, hatte ich große Angst, es zu halten, denn es war so klein und zart.“ (FOTO: Amel Topcagic)

Mladen – über die Rehabilitation

„In Ribarska Banja kam ich im Rollstuhl an, aber ich wollte um jeden Preis daraus aufstehen. Ich wusste, dass ich das schaffen würde und übte jeden Tag, sogar mehr als verordnet war, und schaffte es, wieder auf die Beine zu kommen. Ich war nie einer von denen, die sich über ihr Schicksal beklagen, und als ich Mila und andere junge Leute kennengelernt habe, die im Rollstuhl saßen, habe ich begriffen, dass ich dazu auch überhaupt kein Recht habe. Als uns die Ärztin einander vorstellte, war ich auf dem Wege der Besserung, ich benutzte einen Gehstock, aber den linken Arm konnte ich noch nicht bewegen, den habe ich in eine Tasche gesteckt, die ich über der Schulter trug, damit sie das nicht bemerkte. Heute ist diese Hand noch etwas langsamer als die rechte.“

Mila – über den Beginn ihrer Liebe:

„In Mlađa konnte man sich leicht verlieben, aber ich bin nicht aufdringlich und stürmisch, wenn es darum geht, Gefühle zu zeigen. Er war ein Gentleman und hat das zuerst getan. Unser letzter Abend in Ribarska Banja war dann von einem unerwarteten Ereignis geprägt. Wir hatten verabredet, uns kurz zu treffen, um uns zu verabschieden, und dann schnell in unsere Zimmer zu gehen, denn Mladen reiste am nächsten Morgen ab. Gerade als wir herauskamen – und es herrschte gar kein größeres Gewitter – , schlug ein Blitz in die Trafostation ein und unterbrach die Stromleitungen in der ganzen Therme. Aufgrund der Größe des Schadens und die Störungen, die entstanden waren, und auch aufgrund der Tatsache, dass die Lifte nicht funktionierten, bat uns das Personal, draußen zu warten, während sie sich um die schwereren Patienten kümmerten. So haben wir statt eines kurzen Abschieds fast die ganze Nacht zusammen verbracht, in die Sterne über der Therme geschaut und über eine eventuelle gemeinsame Zukunft geredet. Ich habe ihm sehr ehrlich gesagt, dass er nach Wien kommen und sich anschauen müsste, wie der Alltag mit mir aussieht. Die endgültige Entscheidung würden wir dann später treffen.“

„Früher habe ich nichts im Haushalt gemacht, aber heute machen mich die neue Rollenverteilung und das Leben mit Frau und Tochter glücklich. (FOTO: Amel Topcagic)

Mladen – über den Beginn ihrer Liebe:

„Mit ihr habe ich bis spät in die Nacht hinein geredet. Wenn man ein Unglück erlebt, werden einem viele Dinge sehr schnell klar. So ging es mir mit den Gefühlen. Ich wurde mir sehr schnell über Mila bewusst. Ich wusste, dass ich sie für mich und bei mir haben wollte. Die Verabredung war, dass ich nach Wien kommen würde, dass wir das Zusammenleben und die Herausforderungen, die das mit sich bringt, ausprobieren würden. Meine war Familie war noch immer geschockt wegen meines Schlaganfalls und allem, was ich durchgemacht hatte, und sie waren verwirrt, als ich ihnen eröffnete, dass ich nach Wien gehen würde, in ein neues Leben mit der  Frau, dich liebte. Meine Mutter riet mir, nichts zu überstürzen, aber ich wollte mich nicht bremsen.“

EIN HANDBUCH zum barrierefreien Bauen für Hotel- und Hausbesitzer        

Mila – über ihr Zusammenleben:

„Er kam Ende Oktober und meine lieben Freunde, die mich beschützen wollten, fürchteten am Anfang, dass er irgendwelche eigennützigen Hintergedanken hätte. Aber als sie ihn kennenlernten, verschwanden ihre Zweifel. Irgendwann im November entschieden wir zu heiraten. Da man beim Magistrat lange auf einen Termin wartet, hatten wir eine schöne und feierliche Hochzeit in der serbischen Botschaft in Bratislava. Mladens Familie, die sehr offen, herzlich und ehrlich ist, hat mich sehr gut aufgenommen. Ich bin ein Einzelkind, aber er hat einen jüngeren Bruder, der kürzlich geheiratet hat und auch eine kleine Tochter hat. Ich habe nicht bemerkt, dass zwischen den Schwiegertöchtern und unseren Familien ein Unterschied gemacht wird. Im letzten Jahr hatten wir in Leposavić auch unsere kirchliche Hochzeit. Der Wunsch, ein Kind zu haben, war selbstverständlich, und meine Schwangerschaft verlief, wie es zu erwarten war, außer dass ich eine Thrombose bekommen habe. Bevor mein Kind sitzen konnte, hatte ich große Angst es zu halten, denn es war so klein und zart. Das Gefühl, das ich die ersten Monate hatte, als ich mich nicht traute, mein Kind zu nehmen, war schwer für mich. Im Rollstuhl zu sitzen und Tetraplegiker zu sein, wie es meine Diagnose besagt, erfordert bei jeder Bewegung, bei jeder auch noch so kleinen Aktion viel Überlegung und Planung, um das Leben zu vereinfachen. Ich kann etwas kochen und im Haushalt arbeiten, wenn es nicht gerade Feinmechanik erfordert. Für mich gibt es die feinmechanischen Tätigkeiten, die früher noch selbstverständlich waren, nicht mehr. Allerdings merke ich, dass ich einige Dinge schon schneller und erfolgreicher erledige und ich glaube, ich werde noch weitere Fortschritte machen.“

Mila: „Es war leicht, sich in Mlađo zu verlieben, aber ich war nicht aufdringlich und ungestüm…“

Mladen – über ihr Zusammenleben:

„Mir ist ihr Rollstuhl weniger wichtig als alles andere, was ihre Persönlichkeit ausmacht. Wenn ich sehe, wie mutig sie ist, weiß ich, dass alles gut werden wird. Zu Anfang habe ich mich vor einem erneuten Schlaganfall gefürchtet. Aber mit ihrer Kraft ist auch mein Mut gewachsen. In der ersten Zeit war Milas Mutter bei uns und Mila wurde von Krankenschwestern versorgt. Ich habe mir das genau angeschaut und dann vorgeschlagen, dass ich das übernehme. Nichts war schwer für mich, was bei Mila zu tun ist. Ich hebe sie aus dem Bett, setze sie in den Rollstuhl, gemeinsam machen wir die Morgentoilette und alle anderen Aktivitäten. Für uns ist das alles natürlich.

Mladen: „Ich bin mir meiner Gefühle bewusst geworden, ich wusste, dass ich sie bei mir und für mich haben wollte…“

Wir haben unser Leben genau nach unseren Bedürfnissen organisiert, arbeiten gemeinsam und ziehen unser Kind auf. Früher habe ich nie gekocht, aber nach Milas Anweisungen habe ich mein Talent für die Kulinarik entdeckt und die hausgemachten Spezialitäten, die ich zubereite, sind hervorragend. Eigentlich habe ich vorher gar nichts im Haushalt gemacht, denn das hat die Mama meinem Bruder und mir nicht erlaubt. Aber heute machen mich die neue Rollenverteilung und das schöne Leben mit Frau und Tochter glücklich. Alles, was uns passiert ist, war bis zu dem Moment schrecklich, als wir uns kennengelernt haben. Und überhaupt ergibt Minus und Minus Plus, und in unserem Fall haben ein Unglück und ein anderes Unglück ein Glück ergeben.“

Mila – über die Karriere:

„Als wir uns 2016 entschieden haben, ein wenig zu reisen, sind wir außer Serbien auch nach Montenegro und Griechenland gefahren. Neben den Vorbereitungen und dem Packen mussten wir auch Hotels suchen, die für meinen ungehinderten Aufenthalt im Rollstuhl geeignet waren. Alle haben behauptet, es gäbe keine Barrieren, aber in der Regel haben uns Probleme erwartet. Als wir das alles gesehen hatten, hat Mladen gesagt, dass meine Kollegen und ich nach all den Projekten, die wir schon gemacht haben, anfangen sollten, Gebäude, Hotels und Wohnungen an den Bedarf von Menschen mit besonderen Bedürfnissen anzupassen. Es geht da nicht nur um Menschen im Rollstuhl, sondern auch um solche, die nicht sehen und nicht hören können, verschiedene Hilfsmittel benötigen, älter sind oder ein Kind haben. In den Zimmern können keine Kinderwägen stehen und gemeinsam mit meinem Rollstuhl ist das eine Mission impossible.

Mila: „Im Rollstuhl zu sitzen und Tetraplegiker zu sein erfordert viel Überlegung und gute Planung bei jeder Bewegung, damit man sich das Leben erleichtert.“

Diese Idee habe ich meinen Kollegen präsentiert und wir haben eine Nicht-Regierungsorganisation gegründet, in der wir Werbung und Information betreiben, und zwar auch zur Nachhaltigkeit, denn das ist ein einziges Paket, wenn ein Gebäude geplant wird. Es reicht nicht, dass ein Haus nur schön ist und Energie spart, es muss auch mit den Menschen leben, die darin wohnen. Neben dem Teil, der sich auf die Energie bezieht, arbeite ich derzeit an einem Handbuch für die Inhaber von Hotels oder Häusern, in dem ich ihnen vermitteln will, welche Normen sie kennen müssen und wie sie erreichen können, dass alles wirklich barrierefrei ist. Die Kollegen, Bauingenieure, machen ihren Teil des Jobs und ich weiß logischerweise viel mehr über den praktischen Teil, und so kombinieren wir unsere Arbeit. Es ist ein Glück, dass Mladen mit uns arbeitet. Er ist mir eine große Hilfe wenn irgendetwas geschrieben, demonstriert oder schnell erledigt werden muss.

Ansonsten habe ich auch den Führerschein gemacht und unser Auto ist auf mich abgestimmt. Ich habe mich in der Stadt sehr gut zurechtgefunden, aber auf der Autobahn bekomme ich Angst und meine Hände zittern. Unsere Vereinbarung ist, dass ich noch an mir arbeite, bevor ich mich auf der Autobahn hinter das Steuer setze. Mlađa hat inzwischen zwei Deutschkurse gemacht und will weitermachen, wenn unsere Vasilija in den Kindergarten kommt. Ein Glück im Unglück war es, dass das ein Arbeitsunfall war, denn das ist in Österreich sehr gut versichert und geregelt. Für ein abgesichertes Leben habe ich die Unterstützung des Staates, und alles, was wir verdienen, ist uns sehr willkommen. Ehrlich gesagt, bin ich glücklich. Nach der Rückgratverletzung konnte ich meine Hände nicht mehr benutzen. Aber jetzt ist die Funktion ganz gut wiederhergestellt und ich kann mit meinem Töchterchen spielen, kann sie halten und kann sie und ihren tollen Papa umarmen. Und ist das etwa nichts?

Mila – Wissenswertes:

„Ich bin Mila Glišović. Ich bin 36 Jahre alt und stamme aus Pančevo in Serbien. Ich bin mit Mladen verheiratet und wir haben eine acht Monate alte Tochter, Vasilija. In Belgrad habe ich die Philosophische Fakultät abgeschlossen und dann auch Politikwissenschaft studiert. 2010 bin ich über den Fonds Dr. Zoran Đinđić für ein dreimonatiges Praktikum an die Diplomatische Akademie in Wien gekommen. Ich habe mich für das Master-Studienprogramm beworben, habe einen Studienplatz und ein Stipendium bekommen und später auch Arbeit. Ich hatte große Pläne. Mein Wunsch war es, in der Diplomatie zu bleiben, aber dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es noch viel interessantere Dinge gab, und habe begonnen, im Bereich der Energieeffizienz und der nachhaltigen Entwicklung zu arbeiten, was mir sehr gefallen hat. Privat wollte ich in Österreich bleiben. Mir hat das einfache hiesige Leben gefallen, das es erlaubt, eine Familie in einer sehr angenehmen Umgebung zu gründen.“

Mladen – Wissenswertes:

„Ich bin Mladen Glišović. Ich bin 28 Jahre alt und stamme aus Leposavić in Kosovo und Metohija. Ich bin mit Mila verheiratet und wir haben eine kleine Tochter, Vasilija. Von Beruf bin ich Labortechniker, die Fakultät habe ich nach dem zweiten Studienjahr abgebrochen. Unser Ort ist klein, jeder kennt jeden. Ich habe gelebt wie die meisten meiner Altersgenossen und habe meine Freizeit in Cafés und auf Sportplätzen verbracht. Ich habe nie daran gedacht, Leposavić zu verlassen, obwohl ich in Zentralserbien vielleicht bessere Chancen auf ein dynamischeres und erfolgreicheres Berufs- und Privatleben gehabt hätte. Ich stamme aus einer großen Familie, in der gegenseitige Solidarität und Hilfsbereitschaft selbstverständlich sind, wann immer sie benötigt werden. So habe ich auch immer reagiert, wenn meine Onkel, die auch in Leposavić leben, im Wald Bäume gefällt haben.