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STROM

Wien-Energie mit 798 Millionen Euro im Plus – trotzdem 2 Milliarden Euro Unterstützung

Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig. (FOTO: Rathaus/C.Jobst/PID)
Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig. (FOTO: Rathaus/C.Jobst/PID)

Causa Wien Energie: zur Pressekonferenz am Dienstagmittag mit Bürgermeister Michael Ludwig, Finanzstadtrat Peter Hanke und Wiener Stadtwerke-Vizechef Peter Weinelt.

Wie KOSMO berichtete, kam es am Sonntagabend zu einem spontanen Energiegipfel der Bundesregierung. Dabei ging es um Finanzierungshilfen für Wien Energie, die kurzfristig um 1,77 Milliarden Euro ansuchten. Einen Tag später überschlug sich die Summe auf rund 10 Milliarden Euro, die von Stadtrat Peter Hanke gefordert wurden. Nun stellen sich Bürgermeister Michael Ludwig, Finanzstadtrat Peter Hanke und Wiener Stadtwerke-Vizechef Peter Weinelt den Fragen der Journalisten bei einer Pressekonferenz über das Energieunternehmen der Wiener Stadtwerke.

Gasspeicher zu 91 Prozent gefüllt

Laut EU-Vorgaben müssten die Gasspeicher der jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten bis Oktober zu 80 Prozent gefüllt sein. Österreich überschreitet diese Vorgabe schon längst mit 91 Prozent, wie Wiener Stadtwerke-Vizechef Peter Weinelt bestätigte. Damit liegt Österreich weit über dem EU-Durschnitt.

Doch hier sieht Weinelt Wien in einer besonderen Lage, denn seiner Meinung nach, kann man die Wiener Stadtwerke und Wien Energie nicht mit anderen Energieversorgen vergleichen, weil es sich dabei um eine andere Erzeugungsstruktur handelt. So muss die Kraft-Wärme-Kopplung im Winter so gefahren werden, dass die nötige Menge Energie erzeugt wird. Eigentlich sollte sogar mehr Strom erzeugt werden, der dann verkauft wird. Alternativ könnte nur zu wenig Strom produziert werden, was für die österreichische Bevölkerung natürlich nicht tragbar wäre. Also wird mehr Strom erzeugt, als benötigt.

Im Sommer hingegen wird nicht selbst erzeugt, sondern dazugekauft. So wie eben jetzt. Dabei muss man sich an aktuelle Börsenentwicklungen halten, die ganz Europa – wenn nicht die ganze Welt – betreffen. Denn der Markt ist auschlaggebend für die Preise. Zudem ist zu bedenken: man kauft nicht an einem Tag den ganzen Strom oder das ganze Gas ein, das man benötigt. Zudem ist zu bedenken: wenn Preissteigerungen kommen, kommen auch Margenzahlung! Weinelt meinte ebenso, dass es eine Entkoppelung zwischen Gas- und Strompreisen bräuchte.

1000 Euro für eine Megawattstunde

Finanzstadtrat Peter Hanke zeigte in der Pressekonferenz die Preisentwicklung des Stroms mit einem Diagramm, das die Preisentwicklung zwischen März 2021 und September 2022 veranschaulichte. So entwickelten sich die Preise für den Strom und stiegen rasant an. Von 700 Euro pro Megawattstunde auf 1000 Euro. „Wir haben schon Anfang Juli gesehen, dass es aufgrund der politischen Ereignisse schwierig wird.„, ergänzt Hanke.

Am Sonntag hieß es noch, dass Wien Energie einen Schutzschirm von 1,77 Milliarden Euro benötigte. Am Montagabend wurden von Hanke 10 Millionen gefordert. Dienstagmittag wurde ein Plus von 798 Millionen Euro bei Wien Energie registriert. Hanke unterstreicht die Gutschrift mit den Worten: „Wir brauchen Stabilität und Stabilität bedeutet Liquidität.“ So kommt der Finanzstadtrat zu dem Schluss, dass wir uns „um den Strommarkt sorgen machen [müssen], nicht um Wien Energie„.

Am Ende wurde von Hanke versichert: „Spekulation gibt es nicht: es gibt keinen Leerverkauf.“ Denn das geforderte Geld wird trotzdem benötigt. So steht die Forderung nun bei 2 Milliarden Euro, um „einen verrückten Tag absichern zu können.“. Gemeint sind die Strom- und Gaspreise an der Börse, die sich täglich ändern. Denn auch für August konnte der plötzliche Börsenanstieg nicht vorausgesagt werden: „Das war von niemandem absehbar.“

Warum hat man nur das Kanzleramt informiert?

Anfang des Tumults hatte Wien-Energie nur über Twitter kommuniziert. Im Zuge dessen, wurde Ludwig gefragt, ob seiner Meinung nach diese Kommunikation in diesem Fall gut gelaufen wäre. „Hätten wir gewusst wie die Bundesregierung kommuniziert, hätten wir auch anders kommuniziert.“, so Ludwig. Auf die Frage, weshalb er als Bürgermeister bei dieser kurzfristigen Konferenz – bei der die Gesamtsituation beleuchtet werden sollte – nicht anwesend war, konterte er: „War da nicht eingeladen.“