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Kommentar

Zukunft der Medizin in Österreich: bald nur noch Privat?

Bundeskanzler Karl Nehammer (m.) besucht gemeinsam mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (l.) die erste Kinder-Primärversorgungseinrichtung in Österreich. (FOTO: BKA/Andy Wenzel)
Bundeskanzler Karl Nehammer (m.) besucht gemeinsam mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (l.) die erste Kinder-Primärversorgungseinrichtung in Österreich. 20. Juni 2023. (FOTO: BKA/Andy Wenzel)

KOMMENTAR

Schon der Sommerministerrat hatte dieses Jahr die Aufgabe, eine neue Gesundheitsreform an den Start zu bringen. Uneinigkeiten zwischen Bund und Ärztekammer verzögern die Neuerung unseres Gesundheitssystems. Doch nun droht die Ärztekammer mit einer Zwei-Klassen-Medizin.

Ärztemangel, auslaufende Kassenverträge, Erneuerung des Mutter-Kind-Passes – das alles hätte schnell und unkompliziert im Sommerministerrat diskutiert und beschlossen werden sollen. Denn eine Gesundheitsreform stand an, die sich aufgrund von Uneinigkeit in die Länge zieht.

Deadline: Dezember

Die Politik will das Thema mit Dezember abgeschlossen haben. Die Ärztekammer wehrt sich und droht mit der Auflösung aller Kassenverträge. Die Folge wäre eine Zwei-Klassen-Medizin, wie es in den USA gang und gäbe ist. Österreicher müssten dann alle Behandlungskosten privat bezahlen. In wie weit dieses Modell überhaupt möglich ist, wird sich eventuell kommendes Jahr zeigen. Allzu viel Zeit bleiben Bund und Ärztekammer nun nicht mehr um Herr und Frau Österreicher ein gelungenes Gesundheitssystem zu präsentieren. Denn laufen die Kassenverträge automatisch aus, rutscht die österreichische Medizin ebenfalls in die Privatwirtschaft.

Wie böse politische Zungen behaupten, geht es der Ärztekammer hier mehr um Macht als um die Patienten. „Ich finde das nicht in Ordnung, wie hier Angst geschürt wird und wie hier der Teufel an die Wand gemalt wird“, erklärt der Grünen-Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner in diesem Kontext.

Im Gegensatz dazu erinnern wir uns, dass die Ärztekammer nicht das erste mal mit Drohungen wedelt, um politische Zustimmung durchzuboxen. Eine Einigung zur Gesundheitsreform ist noch lange nicht gefunden – obwohl die Zeit knapp wird. Die Frage ist, wie die Politik reagieren wird, wenn die Ärztekammer – widererwartend – ihre Drohungen in die Realität umsetzt. Man hat das Gefühl, als ob beide Seiten es einfach auf sich zukommen lassen wollen. Ganz nach dem Motto: „Mal sehen was passiert.“

Auswirkungen auf Normalbürger

Solange Ärztekammer und Bund ihre verbalen Spielchen weiterführen, bleibt für den österreichischen Normalbürger nur die Hoffnung, dass sich alles bis Dezember klärt. Sollte das nicht der Fall sein, heiße ich Sie in einer neuen Welt der sozialen Armut willkommen. Denn genau das wird passieren, wenn wir auf eine Zwei-Klassen-Medizin zusteuern. Mit Inflation, Energiekrise und dann auch noch der Bürde der Privatmedizin steht Österreich am Rand einer Klippe, die nur auf ein Lüftchen wartet, um in den Abgrund gerissen zu werden. Totalversagen.

Anmerkung der Redaktion:
Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider.
Nicht die Meinung der KOSMO Redaktion.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.