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"Im falschen Film"

12-Jährige missbraucht: Jetzt spricht die Mutter

(FOTO: Screenshot ORF)
(FOTO: Screenshot ORF)

Wien ist weiterhin in Aufruhr über den erschütternden Missbrauchsfall eines 12-jährigen Mädchens aus Wien-Favoriten, das monatelang von mindestens 17 teils noch minderjährigen Tätern missbraucht und mit Videos erpresst wurde. Die Mutter des Mädchens spricht nun erstmals öffentlich über das Martyrium ihrer Tochter.

„Ich kann immer noch nicht ganz realisieren, was geschehen ist. Es fühlt sich an wie im falschen Film“, sagt die Mutter des Opfers. Sie hatte angenommen, ihre Tochter sei in der Schule oder im Nachmittagsunterricht. Wie hoch die Fehlzeiten des Mädchens in der Schule waren, habe sie monatelang nicht erfahren. Sie widerspricht dem Vorwurf, dass sie etwas hätte bemerken müssen: „Aber dem ist nicht so.“

„Absolutes Martyrium“

Als die Mutter zum ersten Mal konkret erfuhr, was ihrer Tochter angetan wurde, war sie schockiert: „Mein ganzer Körper hat zu zittern angefangen, mir ist schwindelig gewesen. Ich war fassungslos.“ Die Einvernahmen der Verdächtigen habe sie noch nicht gelesen. „Es ist psychisch gesehen sowieso schon ein absolutes Martyrium für uns alle“, sagt sie.

„Diese Bilder kriegst du nie wieder aus dem Kopf als Mutter. Ich kann gar nicht erahnen, was für Bilder sie im Kopf haben muss“, sagt sie im Hinblick auf ihre Tochter. Die Mutter beschreibt, wie ihre Tochter panische Angst hatte und sich wahnsinnig unangenehm fühlte. „Diese Täter, diese Gruppe haben sie natürlich überall so hingestellt als Mädchen, das alles tut. Haben Gerüchte über sie verbreitet bei Klassenkameraden“, schildert sie.

Womöglich 30 Täter

„Sie war zu dem Zeitpunkt zwölf Jahre alt. Ihr war teilweise gar nicht bewusst, was hier passiert ist.“ Nach den Übergriffen habe das Mädchen sich selbst die Schuld gegeben und wurde von den Verdächtigen mit Missbrauchsvideos erpresst, um ihr Schweigen zu erzwingen. Die Tochter spricht gegenüber den Behörden von bis zu 30 möglichen Tätern. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und geht Hinweisen auf weitere Opfer nach.

Sascha Flatz, der Anwalt des Opfers, bezeichnet die Vorgänge im Hotelzimmer als „eine klare Vergewaltigung“. Er betont: „Es ist völlig klar, dass kein 12-jähriges Kind mit 13 jungen Männern freiwillig Geschlechtsverkehr hat.“

Familie möchte wegziehen

Das Martyrium hat nicht nur beim Opfer selbst, sondern in der gesamten Familie tiefe Wunden hinterlassen. „Wir leben in Angst. Unser Lebensmittelpunkt muss ein anderer werden“, erklärt die Mutter. Die Tatsache, dass fast alle Verdächtigen auf freiem Fuß sind, verschärft ihre Ängste: „Wir wissen nicht was denen einfällt, oder was Familienangehörigen oder Freunden von denen einfällt. Das kann keiner wissen. Da ist ständiges Aufpassen nötig. Man kann nicht mehr frei leben.“ Ihre Tochter kann keinen Schritt alleine nach draußen machen – und das mit 13 Jahren. „Es ist die Hölle.“ Deshalb plant die Familie einen Neuanfang – „in jeglicher Hinsicht“.