Die Bilanz überrascht: Nur 47 unprovozierte Haiangriffe weltweit im Jahr 2024 – der niedrigste Stand seit fast 30 Jahren. Doch die wahre Gefahr schwimmt in die andere Richtung.
Im Jahr 2024 wurden weltweit nur 47 Haiangriffe auf Menschen registriert – der niedrigste Wert seit fast drei Jahrzehnten. Bei diesen Vorfällen kamen vier Menschen ums Leben, wie die Fachzeitschrift „Frontiers in Conservation Science“ berichtet. Experten bezeichnen das vergangene Jahr als „außergewöhnlich ruhig“ hinsichtlich der Hai-Mensch-Begegnungen.
Die meisten Zwischenfälle ereigneten sich in den USA, wo insgesamt 28 Angriffe in sechs Bundesstaaten dokumentiert wurden. Die Hälfte davon entfiel auf Florida, dessen ausgedehnte Küstenlinien und warme Gewässer das Zusammentreffen von Badegästen und Haien begünstigen. Australien verzeichnete neun Vorfälle, während in zehn weiteren Regionen jeweils ein einzelner Angriff gemeldet wurde.
Die vergleichsweise geringe Zahl an Haibissen steht in krassem Gegensatz zur Bedrohung, die der Mensch für die Meeresräuber darstellt. „Jährlich werden Millionen Haie getötet – vom Jungtier bis zum ausgewachsenen Exemplar – während wir gleichzeitig ihre Lebensräume zerstören“, erklärt Dr. Diego Vaz, leitender Kurator für Fische am Naturhistorischen Museum. „Dagegen erscheinen 47 Haibisse weltweit fast bedeutungslos. Wir sollten nicht vergessen, dass wir als Gäste in ihren Lebensraum eindringen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen.“
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Perfekte Raubtiere
Haie gelten als die perfektioniertesten Raubtiere unseres Planeten. Ihre grundlegende Körperform hat sich seit 200 Millionen Jahren kaum verändert. Wissenschaftler betrachten sie heute als komplexe und intelligente Lebewesen.
Besonders beeindruckend ist ihr Gebiss: Die Zähne eines Weißen Hais können bis zu sechs Zentimeter groß werden. Beim Angriff wird die Beute zunächst auf die unteren Zähne aufgespießt, bevor die gezackten Kanten der Kiefer regelrecht Fleischstücke „absägen“. Obwohl ihre Zähne leicht brechen und häufig ausfallen, verfügen Haie über ein kontinuierliches Erneuerungssystem – durchschnittlich besitzen sie gleichzeitig 15 Zahnreihen im Maul.
Überlegene Jäger
Im Wasser sind Haie dem Menschen weit überlegen. Der Mako-Hai erreicht in kurzen Sprints Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h, während der Weiße Hai immerhin auf 40 km/h kommt. Zum Vergleich: Ein Mensch schafft schwimmend höchstens 8 km/h.
Mit einer Länge von bis zu sechs Metern kann ein Weißer Hai imposante Ausmaße erreichen. Obwohl sie kein besonderes Interesse an Menschen als Nahrungsquelle haben, kann selbst ein „Probebiss“ tödliche Folgen haben. In den meisten Fällen lassen Haie nach dem ersten Biss von ihrem Opfer ab – doch dann ist es oft bereits zu spät.
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Während Haie nur selten Menschen töten, stellt der Mensch eine existenzielle Bedrohung für die Meeresräuber dar. Schätzungen zufolge fallen jährlich bis zu eine Million Haie menschlichen Aktivitäten zum Opfer.
Besonders grausam: Oft werden ihnen lediglich die Flossen für die Zubereitung von Suppe abgeschnitten, bevor die verstümmelten Tiere zurück ins Meer geworfen werden, wo sie qualvoll verhungern oder ertrinken.
Internationale Schutzmaßnahmen
Trotz verschärfter Kontrollen bleibt der Haiflossenhandel ein gravierendes Problem. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) versucht zwar, bedrohte Haiarten vor übermäßiger Ausbeutung zu schützen, doch illegale Ausfuhr und Umdeklarierung von Haiprodukten, besonders in Asien und Europa, untergraben diese Bemühungen.
Die EU hat 2024 eine neue Kennzeichnungspflicht für Haiflossenimporte eingeführt, die eine verbesserte Rückverfolgbarkeit gewährleisten und den Schmuggel erschweren soll. Länder wie Frankreich und Spanien setzen sich mittlerweile für ein vollständiges Handelsverbot ein. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Durchsetzung dieser Schutzmaßnahmen weltweit noch immer unzureichend ist.
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