Es ist ein alltägliches Phänomen – die Tränen. Sie zeigen sich bei Verabschiedungen, bei einem rührenden TV-Spot oder beim Anblick der leeren Milchpackung am Morgen. Schnell fließen sie, und allzu oft haben viele Menschen in unserem Umfeld Schwierigkeiten damit umzugehen. Doch Weinen hat durchaus seine Daseinsberechtigung und sollte nicht unterdrückt werden. Es mindert Stress, reinigt die Seele und kann die Laune steigern.
Unsere Gesellschaft hat jedoch oft Schwierigkeiten, mit öffentlichen Gefühlsausbrüchen umzugehen. Die spontanen Reaktionen darauf lauten häufig „Heulsuse“ oder „Jetzt hör doch auf zu weinen“. Diese Ausdrücke neigen dazu, Weinen als Zeichen von Schwäche und Unstabilität darzustellen. Doch Weinen, ein einzigartiges Phänomen, das nur uns Menschen vorbehalten ist, sollte nicht als Schwäche, sondern als natürlicher Reflex auf eine Vielzahl von Emotionen gesehen werden.
„reinigendes emotionales Abführmittel“
Die Antike hat die heilsame Wirkung der Tränen bereits erkannt. Große Denker und Ärzte der Vergangenheit waren sich einig, dass Tränen wie ein „reinigendes emotionales Abführmittel“ wirken. Auch die moderne Psychologie und Wissenschaft stützen diese Ansicht. Weinen wird heute als Zeichen für gesunde Selbstregulierung und charakterliche Stärke angesehen. Wer dagegen seine Tränen regelmäßig unterdrückt, läuft Gefahr, an gesundheitlichen Problemen wie Magenproblemen, Asthma, Depressionen oder Panikattacken zu erkranken.
Weiterhin gibt es drei Arten von Tränen: Reflex-Tränen, die dazu dienen, Schmutzpartikel aus den Augen zu entfernen; basale Tränen, die das Auge feucht halten; und emotionale Tränen, die als Ausdruck unserer Gefühlswelt dienen und eine hohe Konzentration an Stresshormonen und anderen Giftstoffen enthalten. Emotionales Weinen hilft also, Stress aus dem Körper zu entfernen und Glückshormone sowie beruhigende und schmerzstillende Substanzen freizusetzen.
Nase wird geputzt
Wenn Tränen fließen, verbindet sich auch die Nase damit. Der Tränenkanal findet seinen Weg durch die Nasenöffnung. Dies hat den positiven Effekt, die Nase feucht zu halten und frei von Bakterien zu sein.
Nähe wird geschaffen
Auch im sozialen Kontext spielen Tränen eine wichtige Rolle. Kleinkinder weinen, um die Unterstützung von Erwachsenen einzufordern, und auch später rufen weinende Menschen in der Regel Empathie bei anderen hervor. Tränen lassen unsere harten Fassaden bröckeln und öffnen uns ein Stück weit für andere. Sie fördern das Bindungsverhalten und schaffen eine neue Form der Nähe.
Schutz vor emotionalen Krankheiten
Studien zeigen, dass ein repressiver Umgang mit Gefühlen mit einem schwächeren Immunsystem, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck sowie psychischen Erkrankungen wie Stress, Burn-out, Angstzuständen und Depressionen einhergeht.
Stressabbau
Nicht nur bei Stress, sondern auch bei anderem emotionalen Ballast spielen Tränen eine wichtige Rolle. Sie dienen als Sicherheitsventil, um den emotionalen Druck zu mindern. Psychologen bezeichnen den Versuch, schwierige Gefühle im Inneren zu behalten, als repressive Bewältigung.
Augen werden geschützt
Darüber hinaus haben Tränen eine schützende Wirkung für unsere Augen. Sie halten sie nicht nur feucht, sondern vertreiben durch in ihnen enthaltene antibakterielle Substanzen wie Lysozyme auch kleine Eindringlinge.
Laune wird verbessert
Ein weiterer Vorteil von Tränen zeigt sich in einer Studie, die in Sciencedaily veröffentlicht wurde. Darin wurden Teilnehmern die emotionalen Filme „Das Leben ist schön“ und „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ gezeigt. Die Studienteilnehmer, die weinten, fühlten sich direkt nach dem Film schlechter als die nicht weinenden Probanden. Doch bereits nach 20 Minuten war ihre Gefühlslage gleichauf, nach 90 Minuten sogar wesentlich besser. Tränen helfen also dabei, die Situation klarer zu sehen und unser emotionales Gleichgewicht wiederherzustellen. Vergessen Sie also nicht die Taschentücher!
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