Start News Chronik
TRAGÖDIE

6-Jähriger von gehirnfressender Amöbe getötet

(FOTOS: Twitter/@DavidGonzKHOU, CDC, iStock)

Der sechsjährige Josiah McIntyre aus Lake Jackson im US-Bundesstaat Texas ist tot. Er starb an den Folgen eines Amöbenbefalls im Gehirn. Diese kam großer Wahrscheinlichkeit aus dem Leitungswasser in seinem Elternhaus.

Wie KOSMO erst gestern berichtete, wurden in der Wasserversorgung der texanischen Stadt Lake Jackson lebensgefährliche Mikroben entdeckt. Bewohner von insgesamt acht Gemeinden durften vorübergehend kein Leitungswasser benutzen. Doch für einen sechsjährigen Bub kam diese Warnung der Behörden zu spät. Er verstarb an den Folgen eines Amöbenbefalls im Gehirn.

Maria Castillo, die Mutter des sechsjährigen Josiah kann es noch immer nicht wirklich fassen: „Ich will meinen Jungen zurück!“ Ihr Sohn starb überraschend am 8. September 2020 – fünf Tage nachdem er erstmals über Unwohlsein geklagt hatte. Zunächst hatte der Junge nur Kopfschmerzen. Als er jedoch auch Fieber bekam und sich übergeben musste, brachte ihn seine Mutter in die Notfallstation.

Eine Erklärung für die Beschwerden ihres Sohnes bekam sie dort jedoch nicht. Die naheliegendsten Erklärungen wurden ausgeschlossen: Die Tests auf Grippe, Covid-19 und Streptokokken fielen alle negativ aus.

Horrordiagnose: Hirnfressende Amöbe
Da seine Symptome nicht besser wurden, suchte die Mutter das Texas Children’s Hospital nahe Houston auf. Dort dann die Horrordiagnose: „Am späten Montagabend oder sehr früh am Dienstagmorgen sagten sie uns, sie glaubten, es sei diese hirnfressende Amöbe“, berichtete die Mutter gegenüber CNN.

Weitere Untersuchungen bestätigten den Verdacht: Josiah litt an einer primären Amöben-Meningoenzephalitis, jener Krankheit, an der kürzlich erst der 13-jährige Tanner Wall aus Florida verstorben war. Die Infektion wird durch die Amöbe „Naegleria fowleri“ ausgelöst.

95 Prozent der Befallenen sterben
„Sie erklärten uns die Seltenheit dieser Amöbe und dass es von den wenigen Fällen nur sehr wenige Überlebende gibt und dass es keine Behandlung gibt“, erinnert sich Josiahs Mutter. Und tatsächlich zeigte eine 2014 veröffentlichte Studie, dass mehr als 95 Prozent der bekannten Infektionen mit dieser Amöbenart tödlich enden. Denn gelangen die Parasiten ins Gehirn, zersetzen sie innerhalb kurzer Zeit die Gehirnmasse.

In der Regel dauert es ein bis neun Tage, bis sich die Erkrankung zeigt. Zu den ersten Beschwerden gehören heftige Schmerzen an der Vorderseite des Kopfes, Fieber und Übelkeit. Danach folgen Verwirrung, Halluzinationen, ein steifer Nacken und Gleichgewichtsstörungen. Schließlich verlieren die Betroffenen das Bewusstsein.

Amöbe kam über Trinkwasser
Offenbar war der Junge mit dem lebensgefährlichen Einzeller über das Trinkwasser in Kontakt gekommen. Wo genau, ist derzeit noch unklar. Allerdings fielen bei Untersuchungen der örtlichen Wasserversorgung drei von elf Proben positiv aus. Darunter auch jene, die bei ihm zu Hause genommen worden war. Die Behörden in Texas sprachen am Freitag für insgesamt acht Gemeinden Warnungen aus, Leitungswasser für andere Zwecke als die Toilettenspülung zu nutzen, und kündigten an, das öffentliche Wassersystem zu desinfizieren, zu spülen und anschließend erneut auf den Erreger zu untersuchen.

Inzwischen sind nur noch die Bewohner der 27.000-Einwohner-Stadt Lake Jackson betroffen. Zwar können auch sie das Leitungswasser wieder benutzen, aber sie sollten es vor dem Trinken abkochen und darauf achten, beim Baden und Duschen kein Wasser in die Nase zu bekommen, so die Behörden.