Ibrahim Rasool ist auf seiner Flucht aus Afghanistan in Bosnien und Herzegowina gelandet. Nun packt er aus.
Die Situation geflüchteter Menschen auf der Balkanroute erreicht einen neuerlichen Tiefpunkt: Um die 100 Familien, inklusive Kindern, leben in einer Zeltsiedlung mitten auf einem Feld in der bosnischen Grenzstadt Velika Kladuša, 224 Kilometer von Österreich entfernt – ohne Strom, Wasser und Heizung, angewiesen auf die Versorgung von kleinen NGOs wie SOS Balkanroute.
Nicht einmal 100 Meter weiter entfernt liegt eine weitere Zeltsiedlung mit gleich vielen Bewohnern, nur ein Maisfeld trennt die zwei wilden Camps. Laut der gestrigen Zählung vor Ort der österreichischen FlüchtlingshelferInnen waren es 531 Menschen, darunter auch zahlreiche Neugeborene.
Mittendrin trafen die AktivistInnen von SOS Balkanroute einen FIFA-lizenzierten Schiedsrichter. Ibrahim Rasool hat den FlüchtlingshelferInnen aus Österreich seine dazugehörigen Diploma und FIFA-Lizenzen des afghanischen Fußballverbandes gezeigt.
Er hat in seiner Heimat zahlreiche offizielle Futsal-Matches gepfiffen. Momentan hat er aber völlig andere Sorgen als Fußball: Wie er in einem bald kommendem Video-Interview mit SOS Balkanroute verrät, wurde sein Vater in der Heimat von den Taliban gekidnappt. Ebenso spricht er im Interview über die Gewalt, die er seitens der Polizei an der EU-Außengrenze erlebt hat: „Immer wieder schlagen uns die kroatische Grenzpolizei mit Brutalität nach Bosnien zurück.“
„Meine Mutter weiß nicht, wo mein Vater sich befindet. Es ist für euch schwierig zu verstehen, man kann es nicht verstehen. Das sind die Taliban, sie sind alles außer Menschen“, so Ibrahim Rool, der zusammen mit seinem Bruder aus Kabul geflüchtet ist.
ÖsterreicherInnen an vorderster Front:
Bei der Versorgung des FIFA-Schiedsrichters und der 530 anderen Menschen im Camp ist die österreichische NGO SOS Balkanroute – gemeinsam mit ihren lokalen Hilfsnetzwerken – an vorderster Front. Sowohl das bosnische öffentlich-rechtliche TV BHRT als auch Al Jazeera English veröffentlichten Beiträge über die anhaltende Hilfe der Initiative aus Wien.
„Diese hässlichen Bilder sind kein Zufall oder eine Momentaufnahme, sondern seit vier Jahren bittere Realität in Bosnien-Herzegowina. Wenn man afghanische Familien sieht, die vor den Taliban geflohen sind und deren Kinder jetzt auf schlammigen Feldern in Bosnien leben müssen, dabei immer wieder mit Gewalt von der kroatischen Polizei nach Bosnien zurückgedrängt werden, dann kann es nur eine menschenwürdige Antwort auf die neuerliche Krise geben: Evakuieren und in Europa aufnehmen“, fordert die österreichische NGO.
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