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WIRTSCHAFT

Agrokor-Krise: Ex-Chef Todorić festgenommen

Agrokor Todoric festgenommen
(FOTOS: zVg.)

Bereits seit Monaten zieht sich die Causa Agrokor durch kroatische und internationale Medien. Nach der Festnahme des Ex-Chefs Ivica Todorić scheint der Fall nun entgültig ins Rollen gekommen zu sein.

Jahrzentelang wurde das Lebensmittel- und Handelskonzern Agrokor mit starker politischer Unterstützung aufgebaut. Schulden in Milliardenhöhe zwingen den Konzern jedoch in die Knie.

Zusätzlich befand sich der ehemalige Agrokor-Chef Ivica Todorić bereits seit Wochen auf der Flucht. Kroatische Behörden fahndeten international nach dem Flüchtigen, welchem Konkursverschleppung und Bilanzfälschung vorgeworfen werden.

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In Bosnien-Herzegowina haben vier der fünf größten Supermarktketten Gewinne für das Jahr 2016 erzielen können. Die einzige Handelskette, die Verluste einbüsen musste, ist der kroatische Supermarkt Konzum.

Zumindest im Fall Todorić kam es nun zu einer Wende, da sich dieser am Dienstag freiwillig der Polizei in London stellte. Nach seiner Festnahme wurde er jedoch vonseiten des Richters gegen eine Kaution von 100.000 Pfund (113.534 Euro) wieder freigelassen.
„Das ist ein kleiner Sieg, jetzt bin ich Londoner Bürger“, zitiert N1 aus Zagreb den 66-Jährigen. So ganz einfach ist er jedoch nicht davongekommen, da er erstmals auch seinen Pass abgeben und eine elektronische Fußfessel anlegen musste.

Unregelmäßige Buchführung
Nach einer Überprüfung der Bilanzen des Konzerns wurden Unregelmäßigkeiten in der Buchführung ans Tageslicht gebracht. Zudem stehe Agrokor mit sechs Milliarden Euro in der Kreide. Ein Beispiel dafür seien Verlustgeschäfte aus 2017, welche 1,5 Milliarden Euro Schulden verursachten.

Es hagelte Anzeigen gegen die ehemaligen Vorsitzende, 15 an der Zahl. Unter ihnen befinden sich sowohl Todorić als auch seine zwei Söhne, welche für die Umleitung von 130 Millionen Euro von Unternehmens- auf Privatkonten beschuldigt werden.

Die kroatische Regierung schritt ein, um den Konkurs von Agrokor noch abzuwenden. Per Sondergesetz übernahm sie das Unternehmen. Es wird davon ausgegangen, dass zwischen 60 und 70 Prozent der Schulden erlassen werden müssen, um den Zerfall des Konzerns zu verhindern.

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Todorić, welcher den Konzern von einem kleinen Familienunternehmen zu einem der führenden Lebensmittel-Einzelhandelskonzerne Südosteuropas aufgebaut hat, fühlt sich seines Unternehmens beraubt.

Während 2015 noch 6,5 Milliarden Euro Umsatz – rund 16 Prozent des kroatischen Bruttoinlandsproduktes – erzielt wurde, so bangen die 60.000 Beschäftigten heute um ihre Arbeitsplätze und Einkommensquelle.

Sollte das Unternehmen bankrottieren, so würde das nicht nur Kroatien, sondern die gesamte südosteuropäische Wirtschaft betreffen.