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KINDERLÄHMUNG

Alexander lebt seit 70 Jahren in einer eisernen Lunge (VIDEO)

Alexander
FOTO: (Screenshot/Youtube)

Als Alexander Paul im Sommer 1952 über seinen Gesundheitszustand klagte, wusste seine Mutter sofort, wovon er sprach. Kurze Zeit danach wurde bei ihm offiziell Kinderlähmung diagnostiziert.

Da die Krankenhäuser nicht mehr alle Infizierten aufnehmen konnten, riet das medizinische Personal seiner Mutter, ihn zu Hause selbst zu behandeln. Nach dem fünften Tag verlor der damals sechs Jahre alte Alexander jedoch alle motorischen Funktionen und die Fähigkeit zu atmen. Er wurde bald darauf in eine sogenannte eiserne Lunge gelegt. Dieses nicht-invasive maschinelle Beatmungsgerät wurde für die nächsten 70 Jahre nicht nur zu seinem Lebensretter, sondern auch zu seinem Zuhause.

Als er zum ersten Mal in der eisernen Lunge aufwachte, dachte Alexander, dass er tot sei. Er versuchte, etwas zu tasten, um ein Gefühl für die Realität zu bekommen, aber er konnte keinen Teil seines Körpers auch nur einen Millimeter bewegen. In den folgenden Wochen versuchte er, selbstständiges Atmen zu üben, und seine Therapeutin versprach ihm einen Welpen, wenn er die glossopharyngeale Atmung schaffte, berichtet National Geographic.

Mit der Zeit meisterte er diese Aufgabe, aber auch noch viel mehr. Heute lebt der 76-Jährige selbstständig, er wird täglich von einer Pflegekraft besucht, die ihm unter anderem beim Rasieren hilft. Er ist vom Hals abwärts gelähmt, aber er schätzt das Leben und gibt niemals auf.

Auf die Frage eines Journalisten, wie er seine Tage verbringt, sagte Paul 2018: „Ich mache alles, was andere Menschen auch tun. Nach dem Aufwachen werden meine Zähne geputzt, ich frühstücke, rasiere und wasche mich, lese, schaue fern und male…“

Obwohl er in der eisernen Lunge „gefangen“ ist, absolvierte Alexander ein Studium der Rechtswissenschaften und wurde Rechtsanwalt. Er reiste sogar und veröffentlichte 2020 seine Memoiren. In jungen Jahren lernte er, sich mit Hilfe seiner Zähne einer Pinzette zu bedienen. Damit konnte er zeichnen, Seiten in einem Buch umblättern und einen Computer nutzen. Obwohl das Leben für ihn oft ein Kampf ist, genießt er jeden einzelnen Tag. In jedem Gespräch weist er darauf hin, was für ein Glück es war, dass er den Höhepunkt der Polio-Epidemie überlebt hat.