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GESCHICHTE

Alte Liebe rostet nicht: der Guardian über Jugoslawien-Fans

(Foto: EPA-EFE/ANTONIO BAT )

Die häufigste Darstellung in den letzten Jahren war, der jugoslawische Präsident Tito hätte die verschiedenen Völker gegen ihren Willen zum Zusammenleben in einem Vielvölkerstaat gezwungen. Allerdings bedauern viele Menschen auch noch 30 Jahre nach der Zerschlagung des gemeinsamen südslawischen Staates, dass es Jugoslawien nicht mehr gibt.

Dies veranschaulicht eine Szene, die sich vor kurzem in Belgrad vor dem Museum Jugoslawiens ereignete: im Minutentakt hielten Busse vor dem Eingang, und die Besucher des Museums aussteigen zu lassen. Manche trugen Blumen, einige die jugoslawische Fahne. Sie kamen um das Mausoleum mit dem Grab des jugoslawischen Präsidenten und Begründers des sozialistischen Jugoslawiens, Josip Broz „Tito“, zu besuchen, schreibt der britische „Guardian“.

Laut „Guardian“ sind viele Museumsbesucher vor Ort in dem „alten System“ aufgewachsen, und seien deswegen gekommen, um den „Geburtstag des Diktators“ zu begehen, der vor dem Zerfall Jugoslawiens als Staatsfeiertag galt.

„Manche gehörten extrem linken Parteien an und trugen kitschige T-Shirts und Banner“, schreibt der „Guardian“.

Weiter im Text geht der „Guardian“ auf die Geschichte des sozialistischen Jugoslawiens ein, die folgendermaßen dargestellt wird:

„Titos Staat hatte das Ziel, verschiedene Ethnien und Religionsgemeinschamten unter dem Motto der ‚Brüderlichkeit und Einigkeit‘ zu vereinen. Der wachsende Nationalismus nach Titos Tod im Jahr 1980 führte zu dem Zerfall des Staates 1992 und den blutigen Jugoslawien-Kriege in den 1990-er Jahren. Die häufigste Darstellung in den letzten Jahren war, der jugoslawische Präsident Tito hätte die verschiedenen Völker gegen ihren Willen zum Zusammenleben in einem Vielvölkerstaat gezwungen hätte. Allerdings bedauern viele Menschen auch noch 30 Jahre nach der Zerschlagung des gemeinsamen südslawischen Staates, dass es Jugoslawien nicht mehr gibt“, schreibt der Autor im “Guardian”.

In Serbien geben 81% der Befragten an, dass der Zerfall schlecht für das Land war. In Bosnien, der ethnisch und kulturell vielfältigsten, ehemals jugoslawischen Teilrepublik, teilen 77% diese Meinung. Selbst in Slowenien, das sich als erste Teilrepublik von Jugoslawien lossagte und als der „erfolgreichste“ Nachfolgestaat gilt, sind 45% der Menschen der Meinung, dass der Zerfall Jugoslawiens schädlich war.