2023 war ein Jahr der Rekorde, allerdings nicht der positiven Art. Fast 22.000 Österreicherinnen und Österreicher suchten zum ersten Mal Unterstützung bei einer Schuldnerberatung, was einem Anstieg von knapp 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die gestiegenen Lebenshaltungs- und Wohnungskosten sind mittlerweile für rund 12 Prozent der Ratsuchenden der Hauptgrund für ihre finanzielle Misere. Ein alarmierender Wert, wenn man bedenkt, dass diese Ursache im Vorjahr nur bei etwa 5 Prozent der Fälle genannt wurde.
Einkommen halbiert sich
Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, bringt es auf den Punkt: „Wird man arbeitslos, hat man nur noch 55 Prozent des vorigen Einkommens zur Verfügung. Das ist für die allermeisten Menschen ein Problem.“ Die Arbeitslosigkeit bleibt somit der häufigste Grund für Überschuldung.

Anhebung des Arbeitslosengeldes
Die jüngsten Forderungen von ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer, das Arbeitslosengeld weiter zu senken, trifft bei den Schuldnerberatungen auf entschiedenen Widerstand. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Menschen“, kritisiert Mitterlehner. Stattdessen plädieren die Schuldnerberatungen für eine Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent.
Privatkonkurse
Auch die Zahl der Privatkonkurse hat im vergangenen Jahr zugenommen. Mit einem Anstieg von 8 Prozent wurden fast 9.000 Privatkonkurse eröffnet. „Wir wissen, dass noch viel mehr Menschen einen Privatkonkurs benötigen würden“, so Mitterlehner. Doch ein Privatkonkurs ist keine leichte Lösung. Die Voraussetzung dafür ist, mit dem vorhandenen Einkommen auszukommen und keine weiteren Schulden zu machen.
Diese Entwicklung unterstreicht die Forderung der Schuldnerberatungen nach einer Erhöhung des Existenzminimums. Dieser Betrag, der Menschen bei einer Pfändung zum Leben bleiben muss, ist aus Sicht der Schuldnerberatungen zu niedrig angesetzt. Die steigende Zahl der Überschuldeten und Privatkonkurse zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

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