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NOVI PAZAR

Aufregung in Serbien: Lehrerin verhaftet, weil sie Hymne nicht abspielt

(FOTO: zVg.)

Weil eine Lehrerin in Serbien zum ersten Schultag die Hymne nicht abspielen wollte, wurde sie verhaftet.

Seit dem 1. September müssen Schulen am ersten Unterrichtstag die serbische Hymne abspielen. Doch die Lehrerin Adela Melajac Karahmetović kam dieser neuen Regelung nicht nach und wurde verhaftet, wie der Kurier berichtete. Was steckt hinter dieser kuriosen Geschichte aus Novi Pazar?

Adela Melajac Karahmetović ist Lehrerin und arbeitet in der Grundschule Rifat Burdžović-Tršo in Novi Pazar. Dies ist eine Stadt der Region Sandžak im Südwesten Serbiens. Dort ist die Mehrheit der Bevölkerung (ca. 60 Prozent) Muslime, die sich als Bosniaken bezeichnen. Doch wieso wurde die Lehrerin verhaftet?

Seit diesem Schuljahr gibt es eine neue Regelung in Serbien: Demnach müssen alle Schulen am ersten Unterrichtstag die Landeshymne „Bože pravde“ („Gott der Gerechtigkeit“) abspielen – egal ob über Lautsprecher, CD-Geräte, Computer oder Handys. Doch die Lehrerin weigerte sich diese abzuspielen und wurde am Wochenende von der Polizei vernommen. Laut Bildungsministerium wurde die Hymne einzig und allein in der genannten Schule nicht abgespielt.

Lehrerin verhaftet und von Polizei einvernommen
Bildungsminister Branko Ružić (SPS) nannte das Verhalten der Lehrerin „skandalös“ und als Zeichen der „Respektlosigkeit gegenüber dem Staat und deren Symbole“. Die Folge: Die Frau wurde von verhaftet und von der Polizei einvernommen.

Regionale Hymne abgespielt?
Angeblich soll die Lehrerin stattdessen die Sandžak-Hymne „Ja sin sam tvoj“ („Ich bin dein Sohn“) abgespielt haben, wie serbische Medien berichteten. Es solle davon angeblich ein Video in den sozialen Medien geben. Doch laut dem Radiosender Slobodna Evropa konnte die Echtheit der Aufnahme nicht bestätigt werden.

Unterstützung von SDA-Präsident Sulejman Ugljanin
Unterstützung erhielt die Lehrerin unterdessen von SDA-Präsident Sulejman Ugljanin, welche die Interessen der Muslime im Sandžak vertritt. Er drängte darauf, die Lehrerin freizulassen und betonte, dass es Muslimen nicht erlaubt sei, eine Frau mit unbekannten Männern – in diesem Fall Beamten – allein zu lassen.

Ugljanin nannte das Verhalten der Polizei als „verfassungswidrig“ und „Einschüchterung der Bürger“. Er wolle in den nächsten Tagen die Öffentlichkeit über den Staatsanwalt informieren, der die Verhaftung der Lehrerin angeordnet habe. Unterdessen löste der Haftbefehl gegen die Lehrerin auch zahlreiche Proteste vor der Polizeiinspektion in Novi Pazar aus.

Quellen und Links: