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BALKAN STORIES

Balkan Geschichte: Anas kleiner Widerstand

FOTO: Balkan Stories

Mit Humor und viel Courage kämpft Ana Suljić aus Split gegen die Borniertheit vieler Kroaten. Und scheut sich nicht, in ihrem kleinen Geschäft so manches Nationalistengefühl zu verletzen.

„Tolles T-Shirt“.

Der Fahrer, der am Taxistand im Beograder Savamala-Viertel auf Kundschaft wartet, grinst breit.

„Tito, ja das war eine tolle Zeit. Und wir haben’s wirklich verbockt“.

Der Spruch unter Titos Konterfei auf meinem T-Shirt ist noch ein wenig ausdrücklicher: „Ihr habt es alle verf…t“ steht dort.

„Wo hast du das T-Shirt her?“

„Hab ich in Split gekauft“.

Der Taxifahrer macht große Augen und glaubt mir kein Wort.

Split gilt gemeinhin nicht als Hort der Yugonostalgie. Das ist höflich ausgedrückt.

Ich erzähle ihm von Anas kleinem Geschäft im Diokletian-Palast.

Seine Augen werden immer größer.

Die Geschichte von Ana ist auch nicht gerade alltäglich.

Zufällig treffe ich die Aktivistin und Geschäftsinhaberin, als ich in einem Corona-Sommer durch den fast menschenleeren Palast schlendere.

Eines der Geschäfte hat Taschen und T-Shirts auf der offenen Eingangstür aufgehängt, die nicht nach der üblichen Touristenmassenware oder dem überteuertem pseudoauthentischen Folklorekitsch aussehen.

FOTO: Balkan Stories

Tito blickt mir auf einer der Taschen ernst entgegen.

Das Portrait im Halbprofil ist von einem der bekanntesten Fotos Titos aus der Zeit des antifaschistischen Befreiungskampfes in Jugoslawien.

Tito in Split. Das ist Mut. Ich gehe hinein.

Im Geschäft liegt eine kleine Hündin auf dem Steinboden. Hier ist es kühl.

Am Verkaufstresen sitzt eine freundliche Frau mit Brille.

Wir kommen schnell ins Plaudern.

Ana Suljić heißt die Verkäuferin, die Hündin Lola, was ebenso wichtig ist.

Ana gehört dieses kleine Geschäft, das Dišpetoža dizajn in der Domaldova 3.

Aus den Taschen wurde mehr

„Ich damit angefangen, Taschen zu verkaufen“, erzählt sie mir. „Daraus ist schnell mehr geworden.“

Wie auch anders.

Ana ist sozusagen hauptberufliche Aktivistin für Frauen- und Kinderrechte, engagiert sich leidenschaftlich für Tierschutz und Ökologie und Hilfsbedürftige aus Split.

Dišpetoža dizajn finanziert Anas politisches und soziales Engagement und ist gleichzeitig so etwas wie die Erweiterung ihres Aktivismus.

Was es nicht ist: Kommerzialisierung.

„Die Taschen hatten zuerst den Slogan Keep Earth Clean, und wir haben hier auch nie Plastik verkauft. Ein bisschen was muss man machen.“

Gedruckt wird ausschließlich lokal.

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