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KOMMENTAR

Balkan like HC Strache: Wie Mamić, Bandić, Dodik und Palma zusammen

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Foto: Facebook HC Strache / Instagram

Heinz-Christian Strache will es bei der Wien-Wahl wieder wissen.

Eigentlich wäre diese Nachricht ja eine Sensation für sich: Denn hätte jemand vor einem Jahr gesagt, dass Heinz-Christian Strache nochmal in die Politik zurückkommt, hätte man diese Person wohl eher für verrückt erklärt und ihr oder ihm ein Gratis-Ticket auf die Baumgartner Höhe gezahlt. Ob in Deutschland jemand nach einer derartigen Affäre wie dem Ibiza-Video auf das große politische Parkett zurückkehren könnte, bleibt wohl, nüchtern betrachtet, eher zu bezweifeln.

„Besoffene Geschichte“
Aber, Österreich ist nicht Deutschland. Österreich ist in diesem Falle mehr Balkan, als man denken würde. Und HC Strache steht – trotz Ibiza-Untersuchungsausschuss – inmitten seiner Rückkehr in die Politik. Falls er tatsächlich den Sprung in den Wiener Landtag schafft, wären die Tore wohl auch wieder für einen Einstieg in die Bundespolitik offen. 

Es ist zweifellos ein Comeback, das man mit Karrieren der größten politischen Cowboys des Balkans vergleichen kann. Oder, präziser gesagt – mit „besoffenen Geschichten“ von Balkanpolitikern. Zum Beispiel mit der von Milan Bandić, dem umstrittenen Zagreber Bürgermeister, der 2002 einen Polizisten bestechen wollte nachdem er alkoholisiert einen Verkehrsunfall auslöste und Fahrerflucht begangen hatte. Bandić musste zwar 2003 infolge dessen abtreten, kehrte aber – im Stile HC Straches – wieder zurück und leitet 18 Jahre nach dem Unfall die Zagreber Politik weiter im Stile eines herzegowinischen Familienclan-Dorf-Oberhaupts.

Viktimisierung als Ausweg 
„Angriff ist die beste Verteidigung“, dachte sich wohl nicht nur HC, sondern auch viele Balkan-Politiker. Ob nun der kontroverse Ultranationalist Vojislav Šešelj, der homophobe Macho-Bürgermeister Jagodinas Dragan Marković Palma oder der einstige Bürgermeister von Split Željko Kerum, der nun – ähnlich wie HC – wieder an die Türe der politischen Bühne klopft: Sie alle sind nicht nur „Männer aus dem Volke“, „große Patrioten“ und selbsternante „Vertreter des kleinen Mannes“, sondern verfolgen im Falle von Affären oder Kritik auch die Strategie der eigenen Viktimisierung. So macht sich auch HC Strache zum Opfer des „Ibiza-Komplotts“ und spricht lieber von einem „kriminellen Netzwerk“ als vom Inhalt seiner Gespräche mit der falschen Oligarchen-Nichte auf Ibiza. 

Balkan-Verschwörungstheorien
Irgendwie erinnert vieles beim Comeback von HC Strache an die kuriosesten Balkanpolitiker-Comeback-Geschichten. Oder auch an Zdravko Mamić, den umstrittenen Fußballboss, der stundenlange Pressekonferenzen darüber hält, wer sich alles gegen ihn verschworen hat. Wie dem auch sei: Die große Rückkehr von HC Strache ist nicht nur vergleichbar mit viel politischen Irrsinn, der am Balkan leider täglich passiert und wegen dem unzählige Menschen auch auswandern. Es ist auch objektiv gesehen ein Rückschritt für das Ansehen der österreichischen politischen Landschaft. Denn: Was bisher im Sumpf der Macho-Cowboy-Politik des Balkans möglich war, ist jetzt auch hierzulande möglich.  

Wie sich sein Comeback letztendlich auswirken wird, wird sich aber erst zeigen. Das letzte Wort hat ja schließlich – wie immer – der Wähler…