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Balkan Stories: Der neue Jugoslawe

(FOTO: Feđa Kiselički)

In Subotica in der Vojvodina existiert Jugoslawien noch. Der kleine Themenpark Mini Jugoslavija hält den untergegangenen Staat hoch. Inklusive Staatsbürgerschaft und Reisepass. Teil 3 einer Reportagereihe.

Ein Topf mit Bohnensuppe hängt am offenen Feuer.

Am großen Holztisch im Eingangsbereich von Mini Jugoslavija in Subotica in der Vojvodina sitzt eine kleine Gruppe.

Liljana und Leo trinken einen einheimischen Kaffee. Das erklärt, warum wir beim Kiosk beim Eingang keine Grenzkontrolle hatten. Ganz originalgetreu einer des Typs K67. Ikonisch jugoslawisch, sozusagen.

Das Ehepaar aus Petrinje in Kroatien sind die Manager des Campingplatzes, den es seit dem Vorjahr auf dem Gelände des Themenparks gibt.

Uroš und Sandra trinken Vodka zum Kaffee. „Ich trink immer Vodka zum Frühstück“, sagt Uroš. „Willst du auch einen?“

(FOTO: Feđa Kiselički)

Es ist Samstag, 10 Uhr Vormittag, Anfang Mai.

Ablehnen kannst du in so einer Situation nicht.

Uroš und Sandra wohnen nebenan. Sie sind am Wochenende häufig hier. Sandra kommt aus Novi Travnik, Uroš aus der Hercegovina.

Zwei ethnische Serben, die in Bosnien geboren wurden und heute in der Vojvodina leben. Man muss nicht fragen, was passiert ist.

Da war was in den 1990-ern. Opfer und Täter kamen aus allen Gruppen.

Uroš hat sein Taschenmesser in den Holztisch gesteckt.

„Ich war früher ganz gegen Tito. Jetzt seh ich das ein bisschen anders“, sagt er. „Der hat das Land zusammengehalten. Nicht fehlerfrei, aber besser als alles, was danach gekommen ist.“

Sonst ist heute nichts los hier. Die Saison hat noch nicht richtig begonnen. „Wir hatten eine Familie, die hier gecampt hat“, sagt Leo. „Die sind heute abgefahren, bevor ihr gekommen seid.“

Gründung aus Protest gegen Umbenennung Rumpf-Jugoslawiens

Goran Gabrić ist noch nicht zu uns gestoßen. Er leitet Mini Jugoslavija. Die Position hat er von seinem Onkel Blaško Gabrić übernommen.

Der Unternehmer hat Mini Jugoslavija vor beinahe 20 Jahren gegründet.

Es war ein Protest dagegen, dass Rumpf-Jugoslawien in Serbien-Montenegro umbenannt wurde – ohne Volksabstimmung.

Und ein Bekenntnis zur untergegangenen Sozialistischen Förderativen Republik Jugoslawien und ihrem Versprechen von Brüderlichkeit und Einigkeit.

Nicht alle der Pläne von damals sind aufgegangen.

Im Graben, in dem die Adria sein sollte, wachsen heute Bäume.

„Uns ist dazwischen das Geld ausgegangen“, sagt Goran, nachdem er mit etwas Verspätung zu uns gestoßen ist.

Der 33-Jährige hatte gestern 15-jährige Maturafeier. Man kann ihm nachsehen, dass es etwas länger geworden ist.

„Aber die Adria haben wir definitiv noch in den Plänen.“

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