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KOMMENTAR

Balkan Stories: Mostar- Wie eine Stadt den Faschismus normalisiert

(FOTO: Balkan Stories)

Zwei Jahre nach der Schändung des Partisanenfriedhofs von Mostar sind die Verantwortlichen weiter auf freiem Fuß. Die neofaschistischen und kroatisch-nationalistischen Umtriebe nehmen sogar an Heftigkeit zu. Eine Bestandsaufnahme.

Wie hieß der junge Freiheitskämpfer? Hamed oder Samed?

Die linke Seite der Grabplatte ist abgesplittert beim Großangriff auf die Partisanennekropole von Mostar.

(FOTO: Balkan Stories)

Die neofaschistischen Angreifer haben den Partisanen seines Namens beraubt.

Bei vielen anderen lässt sich noch erkennen, wie sie geheißen haben.

Ivan. Dragan. Amela.

Alle haben sie gekämpft gegen die Nazis und die Ustaša im Zweiten Weltkrieg. Alle haben für die Befreiung Jugoslawiens von den faschistischen Besatzern und ihren örtlichen Kollaborateuren ihr Leben gegeben.

Allen stammten sie aus Mostar. Alle haben sie hier eine Gedenkplatte bekommen auf der Gedenkstätte, die von einem Berghang im Westen der Stadt auf die Stadt der Lebenden auf der anderen Seite der Neretva hinabsieht.

Und allen wurde genau das posthum zum Verhängnis in einer Nacht im Juni 2022.

Alle 700 Grabplatten haben Neo-Ustaša in dieser Nacht aus ihren Halterungen geschlagen, sie zertrümmert, wo sie konnten, die Gedenksteine so weit über das Gelände zerstreut, wie es ging.

(FOTO: Balkan Stories)

Bei jedem Schritt muss man darauf achten, nicht auf eine der geschändeten Gedenktafeln zu treten.

In der Zwischenzeit haben lokale Antifaschisten wenigstens ein bisschen Ordnung hineingebracht und viele Grabplatten so angeordnet, dass man sie leichter in die ursprüngliche Fassung heben kann.

(FOTO: Balkan Stories)

Für eine Renovierung gibt es kein Geld, kritisiert die Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Štefica Galić im Gespräch mit Balkan Stories. „Es gibt kein Interesse der Stadt an diesem Denkmal“, sagt sie. „Die Nekropole, die Bogdan Bogdanović entworfen hat, ist ein Symbol des antifaschistischen Widerstands“, liefert sie die Erklärung nach.

Polizei verbietet erneut antifaschistischen Gedenkmarsch

Im Eingangsbereich wünschen Graffiti Tito den Tod oder zeigen offen das U der Ustaša. Nicht einmal das ist abgewaschen worden.

(FOTO: Balkan Stories)

Sead Đulić, Vorsitzender des Vereins der Antifaschisten und Freiheitskämpfer Bosniens und von Mostar (SABNOR BiH) sagt, es habe ein paar kleinere Arbeiten gegeben – freiwillig, von den Antifaschisten selbst. Jetzt versucht die SABNOR BiH selbst, eine Finanzierung über den Premierminister des bosnjakisch-kroatischen Teilstaats Federacija zu erreichen, und gemeinsam mit anderen Vereinen Druck auszüben.

Von der Mostarer Stadtverwaltung erwarten sich weder Štefica noch Sead die geringste Hilfe.

Dass diese Erwartung nicht übertrieben ist, zeigen die Vorkommnisse vom 10. Februar. SABOR BiH und der Mostarerer Teilverein UABNOR und zahlreiche Antifaschisten wollten mit einem Gedenkmarsch durch die Stadt und einer Gedenkfeier auf der Partisanennekropole der Befreiung Mostars durch Titos Partisanen im Jahr 1945 gedenken.

Sead Đulić, Vorsitzender des Vereins der Antifaschisten und Freiheitskämpfer Bosniens und von Mostar (SABNOR BiH)

Die Polizei untersagte den Gedenkmarsch. Man könne die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleisten, hieß es. Und das bereits zum zweiten Mal in Folge.

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