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ULCINJ

Balkan Stories: Wo die Sprache Montenegrinisch heißt

(FOTO: Balkan Stories)

Wer Montenegro kennenlernen will, kommt an Ulcinj nicht vorbei. Die albanische Mehrheitsgemeinde am südlichsten Zipfel des Landes ist geographisch und kulturell so etwas wie ein Pendant zu Herceg Novi an der kroatischen Grenze – mit Ausnahme der Taxifahrer.

„Acht Euro“, sagt der Taxifahrer beim Busbahnhof.

Ich hab keine Ahnung, wie weit es bis zum Quartier ist.

Nur, dass ich durch die ganze Stadt muss, und dass die sehr hügelig ist.

Der Taxler ist gerade der Einzige am Busbahnhof von Ulcinj.

Ich weiß, sehr wahrscheinlich haut er mich übers Ohr.

Nur, was habe ich für eine Wahl?

Zwei Kilometer ist die Fahrt weit.

Definitiv hat er mich beschissen.

Es sollte die netteste Erfahrung mit einem Ulcinjer Taxler werden.

Mein Pensionswirt begrüßt mich auf Deutsch.

„Ich war 30 Jahre lang in Deutschland arbeiten“, sagt er, und freut sich, dass er wieder Deutsch reden kann.

Ulcinj ist mehrheitlich albanisch

Er ist ein montenegrinischer Albaner, oder albanischer Montenegriner, je nachdem, was man lieber hat.

Die anderen Gäste im Guest House kommen alle aus dem Kosovo.

Ein völlig anderes Montenegro als ich bisher kenne. In gewisser Weise eine Art Zwischenwelt.

Ich komme gerade aus Albanien. Ulcinj, die südlichste Stadt Montenegros, ist für mich ein dreitägiger Zwischenaufenthalt auf dem Weg nach Herceg Novi, Montenegros nördlichster Stadt an der Küste.

Die beiden Städte sind in gewisser Weise Pendants, nicht nur geographisch.

Beide haben etwa gleich viel Einwohner. 12.000 sind es in Herceg Novi, knapp unter 11.000 in Ulcinj.

Herceg Novi ist serbische Mehrheitsgemeinde. Ulcinj eine albanische.

Wie mein Pensionswirt sind etwa 70 Prozent der Bewohner ethnische Albaner.

Das merkt man im Straßenbild: Straßen sind in der Regel zweisprachig angeschrieben, typisch albanische Namen dominieren im Stadtzentrum.

Die nationale Minderheit, die hier die Mehrheit stellt, nimmt ihre sprachlichen Rechte wahr – wie das in zivilisierten Staaten in solchen Fällen immer passiert.

Es gibt etwa einen Mutter Teresa-Boulevard und einen Skenderbeg-Boulevard, und einen Skenderbeg-Kreisverkehr.

Wahrscheinlich hat man Erwin Pröll als Berater bei der Stadtplanung engagiert.

Bei Speise- und Getränkekarten ist in der Regel die erste Sprache Albanisch.

Verkehrs- und Gemeindepolizei haben zwei- bis dreisprachig beschriftete Autos.

Das ist merkbar albanischer als Herceg Novi serbisch ist.

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